Der Klassik-Weltstar Plácido Domingo (78) soll trotz Forderungen nach Absage seiner Auftritte an der Berliner Staatsoper Unter den Linden singen. Der Sänger werde wie geplant am 16. und 21. Januar in Giuseppe Verdis „Traviata“ auftreten, erklärte die Staatsoper am Mittwoch.
Der Verein Pro Quote Bühne, dem Frauen am Theater angehören, hatte angesichts der Vorwürfe in den USA wegen sexueller Belästigung ein „Auftrittsverbot“ für Domingo in Berlin verlangt. Dazu sagte Staatsopern-Intendant Matthias Schulz, sein Haus nehme jeden Vorwurf sexueller Belästigung sehr ernst. „In diesem konkreten Fall halten wir an den Auftritten von Plácido Domingo, der sich bei uns am Haus immer vorbildlich verhalten hat, fest und sehen keine ausreichende Grundlage für eine Vorverurteilung und dafür, den seit langem gültigen Vertrag zu brechen.“
Pro Quote erklärte, ein Verbot müsste so lange gelten, bis die Vorwürfe gegen Domingo aufgeklärt seien. Arbeitgeber hätten eine Schutzpflicht gegenüber ihrer Belegschaft, hieß es zur Begründung in einem Offenen Brief des Vereins an die Staatsoper, Berlins Regierenden Bürgermeister Michael Müller (SPD) und Kultursenator Klaus Lederer (Linke).
Nach Gesprächen mit Personalvertretern und Mitarbeitern sei man zu der „uneingeschränkten Erkenntnis“ gelangt, Domingo auftreten zu lassen. Er biete dem Verein Pro Quote Bühne ein baldiges persönliches Gespräch an, um das wichtige Anliegen in der richtigen Form zu diskutieren, erklärte Schulz.
Mehrere Sängerinnen hatten den spanischen Künstler im Zuge der „MeToo“-Bewegung teils Jahrzehnte zurückliegende Übergriffe vorgeworfen. Domingo weist die Beschuldigungen zurück. Nach den Vorwürfen war er als Chef der Oper in Los Angeles zurückgetreten.
Zuvor hatte er angekündigt, nicht mehr an der New Yorker Metropolitan Oper aufzutreten. Auch weitere Termine in den USA wurden abgesagt.
Domingo war zuletzt unter anderem in Wien und Mailand aufgetreten.