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Bayerischer Rundfunk

Katja Wildermuth reformiert den BR

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BR-Chefin Wildermuth stellt sich Wiederwahl in turbulenten Zeiten

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Als erste Frau steht sie an der Spitze des Bayerischen Rundfunks. Intendantin Katja Wildermuth reformiert den ARD-Sender und macht sich nicht nur Freunde. Nun kandidiert sie für eine zweite Amtszeit.

Die Chefin des Bayerischen Rundfunks, Katja Wildermuth, will den Sender auch in den kommenden Jahren als Intendantin leiten. Die 59-Jährige tritt heute in München zur Wiederwahl für eine zweite Amtszeit an. Bei der Abstimmung im Rundfunkrat gibt es keine Gegenkandidatur.

Wildermuth steht seit 2021 als erste Frau an der Spitze der viertgrößten ARD-Anstalt. Eine weitere Amtszeit beim öffentlich-rechtlichen Bayerischen Rundfunk (BR) würde bis Anfang 2031 laufen. Die aktuelle Amtszeit Wildermuths beim BR reicht noch bis Ende Januar 2026.

Für die nicht öffentliche Wiederwahl braucht Wildermuth die einfache Mehrheit der abgegebenen Stimmen. Im Rundfunkrat sitzen 50 Vertreter politischer Parteien und gesellschaftlicher Organisationen. Sie wählen die BR-Spitze und beaufsichtigen das Programm.

Schweres Fahrwasser

Die Wahl findet in turbulenten Zeiten für den BR und die gesamte ARD statt: Dauerclinch mit den Verlagen, hoher Reformdruck, Streit um die Höhe des milliardenschweren Rundfunkbeitrags für die öffentlich-rechtlichen Sender. Es gab schon einfachere Zeiten für die Chefetage der Öffentlich-Rechtlichen.

Die Wiederwahl Wildermuths wird unter den Mitgliedern des Rundfunkrats erwartet. Das gilt selbst für kritische Stimmen, besonders aus dem konservativen Lager. Nicht unerheblicher Grund ihres Unmuts: Im Streit über den Rundfunkbeitrag erinnerte Wildermuth Bayerns Regierungschef Markus Söder (CSU) öffentlich daran: «Ministerpräsidenten stehen nicht über der Verfassung.» Die Staatskanzlei konterte: «unangemessen».

Eine Gegenkandidatur aber wollten oder konnten auch die Konservativen im Rundfunkrat nicht organisieren. Deutliche Unterstützung für Wildermuth zeichnet sich aus den anderen informellen Lagern im Rundfunkrat ab. Ihre Initiative mitsamt den Grünen hatte Wildermuth auch zum Februar 2021 erstmals ins Amt gebracht.

Reform des Senders mit Gegenwind

Wildermuth ist durch und durch ARD - und Bayern: Sie wuchs östlich von München im oberbayerischen Anzing auf. Vor dem jetzigen Spitzenjob war die verheiratete zweifache Mutter Journalistin, Programmmacherin und Medienmanagerin - unter anderem beim NDR und MDR.

Im BR mit seinen rund 5.000 festen und freien Beschäftigten startete sie mit offenen Armen und Ohren - und setzte dann konsequent ihren Reformkurs durch: so zuletzt auch gegen öffentlichkeitswirksamen Gegenwind beim Umbau des Kultur-Radioprogramms.

In der ARD steuert Wildermuth den BR - im Trend des Senderverbunds - mehr auf Kooperationskurs: von der Mediathek über Programm und Software bis zur Verwaltung. Früher machten die Bayern am liebsten alles selbst.

Baustellen einer nächsten Amtszeit

Bei einer Wiederwahl steht die Intendantin vor vielen Herausforderungen - eine Auswahl:

* Streit mit privaten Medienhäusern über den Wettbewerb im Internet: Bayerns Verlagen ist ein besonderer Dorn im Auge, dass sich der BR im Land flächendeckend mit Regionalstudios aufgestellt hat. Die Ausdehnung der Berichterstattung in Regionen und Netz sehen die über Abos und Werbung finanzierten Zeitungshäuser als unerlaubte Konkurrenz. 

* Immobilienbestand: Die neue Senderzentrale im Norden Münchens ist groß und chic - aber die Mitarbeitenden zieht es im Alltag recht zögerlich an den Rand der Stadt. Und das BR-Hochhaus als markantes Wahrzeichen des Senders mitten in München wird mitsamt dem weitreichenden Gelände zur Baustelle. Ein Teil soll saniert, der Rest verkauft werden. 

* Umstrittener Plan für neuen großen Konzertsaal in München: Er soll die Heimat für das weltberühmte Symphonieorchester des BR (BRSO) mit Stardirigent Simon Rattle werden. Söder plant anders und - wenn überhaupt - deutlich kleiner, als es sich Wildermuth mit dem BR erhofft. 

* Spardruck und Jobabbau beim BR wie in der ARD: Gerade kündigte der Sender den Wegfall von rechnerisch 50 Vollzeitstellen in der Infosparte an. Insgesamt muss der BR derzeit pro Jahr 70 Millionen Euro sparen. Sollte der Rundfunkbeitrag nicht erhöht werden, fehlt noch mehr Geld. 

* Rundfunkbeitrag: Nächster großer Tag der Entscheidung für Wildermuth nach einer Wiederwahl ist der Spruch des Bundesverfassungsgerichts zum Rundfunkbeitrag. Die monatlich 18,36 Euro zur Finanzierung der öffentlich-rechtlichen Sender zahlen Haushalte, Firmen und Organisationen. Streitpunkt ist eine Erhöhung um 58 Cent - dafür sind ARD und ZDF vor Gericht gezogen. Der Ausgang ist offen und für eine zweite Amtszeit Wildermuths von hoher Bedeutung.

 

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