Hamburg - Der Deutsch-Argentinier Demis Volpi geht in knapp zwei Jahren vom Rhein an die Elbe: Der 36-Jährige soll dem legendären, 83 Jahre alten Hamburger Ballettchef John Neumeier in Hamburg folgen. Das gab Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda (SPD) am Donnerstag bekannt.
Volpi (36) ist derzeit noch Ballettdirektor und Chefchoreograph des Ballett am Rhein in Düsseldorf. Neumeier (83) verlängert seinen Vertrag entsprechend um eine 51. Spielzeit, wie Brosda weiter sagte. «Das Hamburg Ballett geht, wie ich finde, in eine gute Zukunft.»
Neumeier wird im kommenden Jahr sein 50. Jubiläum am Hamburg Ballett feiern. Der 83 Jahre alte Amerikaner war 1973 an die Staatsoper nach Hamburg gekommen. Damals war er der jüngste Ballett-Direktor Deutschlands. 1978 gründete Neumeier die Ballettschule des Hamburg Balletts, die im Herbst 1989 zusammen mit der Compagnie in ein von der Stadt Hamburg eingerichtetes Ballettzentrum zog.
Seit 2007 ist Neumeier auch Ehrenbürger Hamburgs. Neumeier hat in seiner Ballett-Karriere bislang mehr als 150 Choreographien geschaffen.
[update, 21.10.]
Generationswechsel am Hamburg Ballett - Volpi übernimmt von Neumeier
Christiane Bosch, dpa
Es sind große Fußstapfen, in die Choreograph Demis Volpi im Sommer 2024 offiziell treten wird. Der 36-Jährige übernimmt die Hamburger Ballett-Intendanz und wird damit der Nachfolger des legendären John Neumeier. Der leitet seit fast 50 Jahren die Geschicke der Kompagnie.
Hamburg (dpa) - Der Nachfolger von John Neumeier, dem legendären Chef des Hamburger Balletts, ist gefunden: Es wird der 36 Jahre alte Choreograph Demis Volpi, der im Moment noch Ballettdirektor und Chefchoreograph des Ballett am Rhein in Düsseldorf ist. Damit kommt gleichzeitig ein Generationswechsel auf die Kompagnie an der Elbe zu - allerdings erst im Sommer 2024. Für den 83 Jahre alten Neumeier verzögert sich der geplante Abschied damit um ein Jahr. Ursprünglich wollte er nach 50 Jahren an der Spitze des Hamburger Balletts im Sommer 2023 aufhören. Nun hat er um eine 51. Spielzeit verlängert.
Die Suche nach dem neuen Ballett-Chef habe über ein Jahr gedauert, sagte Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda (SPD) am Donnerstag in Hamburg. Dabei sei es explizit nicht um einen Bruch durch eine Neubesetzung gegangen. «Das hätte auch jeglicher Vernunft widersprochen, weil wir hier eine ganz besondere Tradition, eine ganz besondere Kraft, einen ganz besonderen Geist in der Kompagnie haben, den wir auch weiterentwickelt sehen wollen.»
Volpi wolle das Erbe Neumeiers nun behutsam für die Zukunft weiterentwickeln und um neue choreographische Sprachen erweitern, so Brosda weiter. Es sei ein Umbruch ohne Abbruch, sondern eine gute Weiterentwicklung. «Ich bin gespannt, was Demis Volpi dann hier anstellen wird, in den kommenden Jahren», so Brosda weiter. Sein Vertrag sei von August 2024 an für fünf Jahre angelegt.
Für Volpi sei die Situation im Moment noch ein bisschen surreal, sagte er bei seiner Vorstellung im Ballettzentrum Hamburg. «Gestern Vormittag habe ich noch mit meinem Ballett am Rhein für unsere nächste Premiere geprobt und jetzt bin ich Teil von etwas, das wirklich Tanzgeschichte ist.» John Neumeiers Schaffen der vergangenen 50 Jahre habe Auswirkungen auf den Tanz weltweit. «Seine Arbeit ist eine Inspiration für Künstlerinnen und Künstler aller Art.»
Volpi versprach, dass seine choreographische Sprache ein Teil des Neuen werde, aber nicht das einzige bleibe. «Es wird sich eine Mehrsprachigkeit ergeben.» Die Kompagnie sei sehr besonders und habe einen sehr besonderen Spirit. «Ich kann nur hoffen, dass es mir gelingt, diesen auch weiter zu kultivieren und zu behalten und den Spagat zwischen Tradition und Innovation und neuen Impulsen hinzukriegen. Aber als professioneller Balletttänzer sollte mir das gelingen.»
Der Deutsch-Argentinier hat den Angaben zufolge schon weltweit als freiberuflicher Choreograph und Regisseur gearbeitet. Vor seiner Station in Düsseldorf war er fünf Jahre lang Haus-Choreograph in Stuttgart.
In Düsseldorf bedauerte man den baldigen Weggang des Ballettdirektors, mit dem die Deutsche Oper am Rhein gern weiter gearbeitet hätte. «Er ist ein wunderbarer Künstler, Kollege und Ballettdirektor, dem es in kürzester Zeit und den pandemiebedingten Hindernissen und Widrigkeiten zum Trotz gelungen ist, eine junge, markante und künstlerisch herausragende internationale Ballettcompagnie zu formen und das Publikum mit einem hochkarätigen, abwechslungsreichen Spielplan und vielfältigen choreographischen Handschriften zu begeistern», sagte der Generalintendant Christoph Meyer dazu laut Mitteilung.
Volpi übernimmt im Sommer 2024 fast alle Ämter von Neumeier. Damit wird er nicht nur Intendant des Hamburg Balletts, sondern auch Geschäftsführer an der Staatsoper und Leiter des Ballettzentrums. Die Intendanz des Bundesjugendballetts bleibt bei Neumeier.
Der sieht seine Verlängerung am Hamburg Ballett als einen Epilog seiner 50-jährigen Geschichte in der Hansestadt. «Ich bin sehr froh, dass diese Geschichte noch nicht zu Ende ist», sagte der 83-Jährige dazu. Er gebe ein Werk nun mit großem Vertrauen an Demis Volpi weiter. «Ich finde die Entscheidung sehr gut und freue mich auf die Zukunft des Hamburg Balletts.»
Neumeier wird im kommenden Jahr sein 50. Jubiläum am Hamburg Ballett feiern. Der Amerikaner war 1973 an die Staatsoper nach Hamburg gekommen. Damals war er der jüngste Ballett-Direktor Deutschlands. 1978 gründete Neumeier die Ballettschule des Hamburg Balletts, die im Herbst 1989 zusammen mit der Compagnie in ein von der Stadt Hamburg eingerichtetes Ballettzentrum zog.
Seit 2007 ist Neumeier auch Ehrenbürger Hamburgs. Neumeier hat in seiner Ballett-Karriere bislang mehr als 150 Choreographien geschaffen.