Das Vorurteil, er habe „Take Five“ erfunden, konnte Dave Brubeck wohl verschmerzen. Tatsächlich stammt der Welt-Hit im Fünfvierteltakt von Paul Desmond, dem vormaligen Altsaxofonisten des Pianisten. Gleichwohl durfte die Nummer aus dem Jahre 1959 bei keinem Brubeck-Konzert fehlen – die obligatorische Zugabe.
Faszinierend, wie der große Mann des Cool Jazz im hohen Alter recht „hot“ in die Tasten zu greifen vermochte - mit über 80 und nach mehreren Byepass-Operationen. Seine ebenfalls weißhaarigen Kollegen agierten adäquat in gleichen Intensitätsgraden. Besonders der gewichtige Bobby Militello profilierte sich da im Jahre 2002, nämlich als rasanter Altsaxofonist im Bebop-Metier. „Take Five“ funktionierte der Drummer Randy Jones zu einer rhythmischen Rock-Attacke um, während Michael Moore mitunter seine Kontrabasssaiten nicht nur zupfte, sondern beherzt mit dem Bogen strich, beispielsweise in einem auf 16 Takte erweiterten Blues.
Stilistisch variabel zeigte sich der am 6. Dezember 1920 im kalifornischen Concord geborene Brubeck. Sein Faible für Johann Sebastian Bach offenbarte er wiederholt, wenn er barockale Linien fugativ verästelte. Coole Kontrapunktik fand alsbald einen Kontrast in dissonierenden – „cluster-haften“ – Blockakkorde der rechten Hand. Außerdem: hier „strammes“ Stride-Spiel, dort liebevolle Lyrismen.
Dave Brubeck starb nun am 5. Dezember 2012 - genau einen Tag vor seinem 92. Geburtstag in Norwalk, Connecticut, USA.
Lesen Sie auch das ausführliche Porträt, das Marcus A. Woelfle vor zwei Jahren für die Jazzzeitung schrieb.