Geschichten, viele Geschichten, ein ganzes Leben voll und gerne mit konspirativem Lächeln erzählt. Die von Stan Getz zum Beispiel, Dusko ganz jung, zum ersten Mal in den USA, Newport 1958 mit der International Youth Band, erscheint mit Schweißperlen auf der Stirn bei einer Session am Rande der Reise. Und geht gestärkt seines Weges, weil Getz zu ihm meinte, es wäre egal, wer er sei, allein die Musik zähle. Anekdoten, die zu Dusko Goykovich passten, denn er war selbst ein Barde der Trompete. Das Musikantische begleitete ihn ein Künstlerleben lang. Es gab seinem an sich schon makellosen Spiel die fröhlich empathische Note des Persönlichen, manchmal auch Verschmitzten, die den Jazz der Klassiker unter seiner Ägide zeitlos unmittelbar klingen ließ, unabhängig davon, ob er als Solist, Komponist oder Arrangeur zu Werke ging.
Die Grundlagen der Trompete lernte Dusko Goykovich in Jugendtagen zunächst auf den Dorfplätzen und in den Kneipen seiner bosnischen und serbischen Heimat. Anfang der fünfziger Jahre studierte er Musik und Philosophie am Konservatorium in Belgrad, zog bald darauf nach Deutschland und fand schnell Jobs in Bands und Orchestern von Max Greger bis Kurt Edelhagen. Über ein Stipendium landete er in Boston am Berklee College und knüpfte dort Kontakte zu Vorbildern wie Woody Herman und Maynard Ferguson. Er lernte die Besonderheiten großer Ensembles schätzen und bewährte sich nicht nur als Instrumentalist, sondern auch als Komponist und Arrangeur. Zurück in Deutschland, zog er 1968 nach München, das von da an sein Lebensmittelpunkt wurde.
Dusko Goykovich entwickelte sich zu einer Autorität pointierter modernjazziger Gestaltung, mit geschmackvoll elegantem Ton, eloquenter Phrasierung und hohem Anspruch an die Perfektion des Klangs. Er gründete bereits kurz nach seiner Ankunft in München die Munich Big Band, die zur Anlaufstelle zahlreicher junger Musiker und auch zu einem Motor des Orchestertrends wurde, der während der folgenden Jahrzehnte Fahrt aufnahm. Goykovich betreute sieben Jahre lang das Landesjugendjazzorchester, unterrichtete an Jazzschulen in München und Bern und wurde durch seine Kompositionen und Combos zum Star unter anderem in Japan, darüber hinaus zum Protagonisten der Verbindungen von boppender Swing-Tradition mit Klangwurzeln des Balkans.
Und er blieb ein Leben lang ein Netzwerker des Narrativen, ein Erzähler der vielen Geschichten, die seine Musik so klar, so wahr, so mitreißend machten. Am 5. April 2023 starb Dusko Goykovich in München im Alter von 91 Jahren.