Hauptbild
DEBUT 2008: Goldene, silberne und bronzene Viktoria für Olga Bezsmertna, Anna Kasyan und Christina Dietzsch
DEBUT 2008: Goldene, silberne und bronzene Viktoria für Olga Bezsmertna, Anna Kasyan und Christina Dietzsch
Hauptrubrik
Banner Full-Size

DEBUT 2008: Olga Bezsmertna, 25-jährige Sopranistin , gewann "Goldene Viktoria"

Publikationsdatum
Body

Opernkunst im Main-Tauber-Kreis: Am vergangenen Samstag gab es das Finale beim Gesangswettbewerb „DEBUT 2008“ in Bad Mergentheim. Sieben Sängerinnen und Sänger stellten sich in diesem Konzert der Endausscheidung, insgesamt zwölf Preise und Sonderpreise waren zu vergeben, darunter ein Sonderpreis der Jeunesses musicales.

Die sieben Finalisten waren schon die Essenz aus einem Pool von ursprünglich 189 Sängern, die sich zur Teilnahme an „DEBUT 2008“ beworben hatten (womit erneut ein signifikanter Anstieg an Interessenten zu verzeichnen war); 51 von ihnen, aus insgesamt 19 Ländern stammend, waren in einer internen Vorentscheidung ausgewählt und nach Weikersheim eingeladen worden. Dort erfuhren sie eine Woche lang intensive Betreuung und fachliche Unterstützung, um sich optimal präpariert in mehreren Vorrunden der sechsköpfigen Jury aus Fachleuten stellen zu können.

Schnell wurde klar, dass die Entscheidungen über die Platz- und Preisvergabe nicht einfach zu treffen sein würden, denn sämtliche Finalisten verstanden das Publikum zu begeistern: Zoltan Nagy, 24 Jahre junger Bassist ungarischer Abstammung, erfreute mit sicherer Höhe, kerniger Tiefe und ausgeprägter schauspielerischer Begabung; er war schon im Jahre 2006 bei „DEBUT“ angetreten und sieht mittlerweile einem Engagement an der Wiener Staatsoper entgegen, wo er bald u. a. gemeinsam mit dem südkoreanischen Bariton Tae-Joong Yang, der 2006 bei „DEBUT“ auf Platz drei lag, auf der Bühne stehen wird. Leila Pfister, 1977 geborene Mezzosopranisten aus der Schweiz, jagte mit atemberaubender Virtuosität durch die halsbrecherischen Koloraturen der Cenerentola-Arie „Nacqui all’affanno“ (Rossini). Anna Kasyan, 1981 geborene Sopranistin aus Georgien, machte im zweiten Teil der Gala die Cleopatra-Arie „Piangerò la sorte mia“ aus Händels „Giulio Cesare“ zu einem faszinierenden Erlebnis von Piano-Kultur, makellosem Legato und kreativer Verzierungskunst. Die 30-jährige Südkoreanerin Joo-Hee Jung bezauberte mit der als „Lied an den Mond“ bekannt gewordenen Arie des Rusalka aus Antonín Dvo?áks gleichnamiger Oper.

Uwe Stickert, geboren 1974, klassifizierte sich selbst explizit als „deutscher Tenor“ und wartete entsprechend mit einer leicht ansprechenden, hell timbrierten und sehr offen geführten Stimme auf, die ihm indes nicht nur bei Mozart, sondern vor allem auch in Donizettis „Una furtiva lagrima“ eine hochqualifizierte Darbietung ermöglichte. Die Sopranistin Christina Dietzsch aus Forbach, mit 32 Jahre die älteste Finalistin (sie hat vor ihrem Gesangsstudium bereits ein Studium der deutschen Literatur absolviert), konnte in Mozarts anspruchsvoller Fiordiligi-Arie „Come scoglio“ mit höchster Sicherheit über ihre warm timbrierte, in allen Lagen hervorragend durchgebildete Stimme verfügen und überzeugte außerdem mit einer perfekten Leistung auf gestischer und mimischer Ebene.

Die Siegerin: Olga Bezsmertna

Und schließlich Olga Bezsmertna, 25-jährige Sopranistin aus der Ukraine: Ihre kraftvolle, jugendliche Sopranstimme erwies sich besonders in Puccinis „Vissi d’arte“ (Tosca) als eine wahre Perle von bezaubernder Schönheit und Brillanz.

Bei soviel Klasse hatte es Moderator Jan Hofer, bekannt aus der „Tagesschau“, nicht schwer, das Publikum in der ausverkauften Wandelhalle über dreieinhalb Stunden hinweg bei Laune zu halten. Im zweiten Teil der Gala durften sich die Zuhörer zudem an der Bewertung beteiligen: Die Stärke des Applauses war das Kriterium für die Vergabe des Publikumspreises, bestehend aus einem Set von „CoachMe“-Studien-CDs für Opernsänger. Wie richtig das Publikum bei seiner phonstarken Abstimmung lag, sollte sich am Ende des Abends herausstellen. Die Favoritin der Zuhörerschaft war nämlich gleichzeitig die Erstplatzierte des Wettbewerbs und zudem Gewinnerin des Puccini-Sonderpreises: Mit einem Gewinn von insgesamt 15.000 Euro durfte die Ukrainerin Olga Bezsmertna den Saal verlassen, nachdem sie zum Abschluss ihr mitreißendes „Vissi d’arte“ wiederholt hatte. Tränen des Glücks standen ihr im Gesicht, und gleichzeitig schien sie wie vom Donner gerührt: Schließlich hat die junge Sopranistin, die direkt aus ihrer Heimat angereist ist, derzeit kein Engagement! Das „Debut“-Preisgeld wird ihr die nötigen Investitionen in Reisen, Garderobe etc. beträchtlich erleichtern.

Platz zwei erlangte die Georgierin Anna Kasyan, und über den dritten Platz durfte sich Christina Dietzsch freuen. Aber damit nicht genug: Jury-Mitglied Guy Montavon, Generalintendant des Theaters Erfurt, engagierte Uwe Stickert spontan per Stückvertrag an sein Haus: Er wird dort den Fenton in Verdis „Falstaff“ singen. Stickert wurde außerdem von der Württembergischen Philharmonie geehrt: Die Musiker wählten ihn als Gewinner eines Rezital-Konzerts in Reutlingen aus – eine gute Möglichkeit, sich dem Publikum von der besten Seite zu präsentieren; dasselbe wertvolle Geschenk wurde auch Anna Kasyan zuteil. Und Leila Pfister bekam den Sonderpreis der „Jeunesses Musicales Deutschland“ zugesprochen: Sie darf bei einer Opernproduktion in Schloss Weikersheim eine Solorolle gestalten und wird von der hochkarätigen Probenarbeit zu dieser Produktion ohne Zweifel musikalisch wie darstellerisch profitieren können.

Die ersten drei Hauptpreisträger wurden, wie schon bei den vergangenen „DEBUT“-Wettbewerben, zusätzlich zu ihren Geldpreisen noch mit der von Ernst Fuchs entworfenen Viktoria-Skulptur in Gold, Silber und Bronze beschenkt. Aber auch die Kandidaten, die nur einen der Plätze vier bis sieben belegten, mussten nicht mit leeren Händen abreisen: Mit einem Preisgeld von je 1.000 Euro wird auch ihre Teilnahme am Finale gewürdigt. Bassist Zoltan Nagy, im Jahre 2006 in einer Vorrunde ausgeschieden und heuer immerhin Finalist, machte nach der Gala dementsprechend keinen unglücklichen Eindruck. Gefragt, ob wir ihn im Jahre 2010 noch ein weiteres Mal hören werden, antwortete er selbstbewusst: „An der Wiener Staatsoper“.

Weiterlesen mit nmz+

Sie haben bereits ein Online Abo? Hier einloggen.

 

Testen Sie das Digital Abo drei Monate lang für nur € 4,50

oder upgraden Sie Ihr bestehendes Print-Abo für nur € 10,00.

Ihr Account wird sofort freigeschaltet!