Wiesbaden - Vor dem umstrittenen Auftritt der russischen Starsopranistin Anna Netrebko im hessischen Staatstheater erwartet die Europa-Union Hessen mehr als 1000 Demonstranten. Es könne sein, dass am Freitag mehr Menschen zur «Europa-Ukraine Solidaritätskundgebung» (18.30 Uhr) kämen als anschließend zur Oper im Saal, teilte der Vorsitzende der Europa-Union in der Region, Peter Niederelz, mit.
Als Redner kündigte er unter anderem den ukrainischen Generalkonsul Vadym Kostiuk, den Vizepräsidenten der Europäischen Bewegung Deutschland, Michael Gahler, sowie die Vizepräsidentin der Deutsch-Ukrainischen Gesellschaft für Wirtschaft und Wissenschaft, Viktoriia von Rosen, an. Zudem spielen laut Niederelz bei der Demo Musiker die Europahymne und die Nationalhymne der Ukraine.
Netrebko war nach Beginn des Krieges gegen die Ukraine vor gut einem Jahr wegen ihrer angeblichen Nähe zum russischen Präsidenten Wladimir Putin in die Kritik geraten. Bei den jetzigen Maifestspielen in Wiesbaden, die den politischen Gefangenen weltweit gewidmet sind, soll die Star-Sopranistin am 5. und 7. Mai ihr Debüt als Abigaille in Giuseppe Verdis Oper «Nabucco» geben. Das Land Hessen und die Landeshauptstadt Wiesbaden haben sich gegen ihren Auftritt ausgesprochen, das Staatstheater hält hingegen daran fest.
[update,8.5.]
Hunderte demonstrieren vor Staatstheater gegen Netrebko-Auftritt
Wiesbaden (dpa) - Hunderte Menschen haben am Freitagabend vor dem Hessischen Staatstheater gegen einen Auftritt der russischen Starsopranistin Anna Netrebko demonstriert. «Sie zu den Festspielen einzuladen, die den politischen Gefangenen der Welt gewidmet sein soll, ist mehr als höchst unsensibel und ein Affront gegen Land, Stadt und alle, die in Solidarität zur Ukraine stehen», sagte der Vorsitzende der Initiative Europa-Union in Hessen, Peter Niederelz, während einer Demonstration in Wiesbaden.
Die Bürgerinitiative hatte zu der Solidaritätskundgebung aufgerufen, nachdem der Intendant des Staatstheaters, Uwe Eric Laufenberg, Netrebko zu den Festspielen eingeladen hatte. «Wir stehen hier fassungslos über diese Einladung dieser russischen Sängerin durch diesen Intendanten und erheben unsere Stimme dagegen.» Laut Angaben der Polizei waren insgesamt 450 Demonstranten vor Ort.
Wegen ihrer angeblichen Nähe zum russischen Präsidenten Wladimir Putin war Netrebko nach Beginn des Angriffskrieges gegen die Ukraine im Februar 2022 in die Kritik geraten. Bei den jetzigen Maifestspielen in Wiesbaden, die den politischen Gefangenen weltweit gewidmet sind, soll die Star-Sopranistin am 7. Mai ein weiteres Mal als Abigaille in Giuseppe Verdis Oper «Nabucco» auftreten. Das Land Hessen und die Landeshauptstadt Wiesbaden haben sich gegen ihren Auftritt ausgesprochen, das Staatstheater hält hingegen daran fest.
Es könne viele Gründe dafür geben, dass man sich trotz Widerstands aus Politik, Stadtverwaltung und Zivilgesellschaft doch dafür entscheide, «die toxischsten russischen Sänger der Gegenwart wie Frau Netrebko zu den Maifestspielen einzuladen», sagte der ukrainische Generalkonsul Vadym Kostiuk vor Ort. «Sie alle sind menschenverachtend.» Das Staatstheater äußerte sich bis zum Abend nicht auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur.
Viele der Demonstranten schwenkten ukrainische Flagge, trugen Blumen im Haar und hielten Plakate in die Höhe mit Aufschriften wie «Mördersängerin», «#nonetrebko» oder «Kein Applaus für Putins Propaganda-Netrebko». Musiker und Musikerinnen des Hessischen Staatsorchesters spielten vor dem Gebäude die ukrainische Nationalhymne und die Europa-Hymne, viele sangen mit.