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Hubert von Goisern im Jahr 2002 bei contrapunkt - Dialog der Kulturen. Foto: Lieberwirth
Hubert von Goisern im Jahr 2002 bei contrapunkt - Dialog der Kulturen. Foto: Lieberwirth
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Der Rebell mit der Ziehharmonika: Hubert von Goisern wird 65

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Wien - Mit seiner unkonventionellen Art mischte Hubert von Goisern die Volksmusik-Szene auf. Dabei blieb der Österreicher bodenständig und mied das Scheinwerferlicht. Nach seinem größten Erfolg tauchte er nun wieder ab. Heute wird der 65 Jahre alt.

Jahrelang stand die Ziehharmonika nur in der Ecke. Hubert von Goisern verschmähte das Geschenk seines Großvaters. Sie sei ein «greisliches Instrument», dachte der Österreicher. Nur Ewiggestrige würden die Ziehharmonika spielen. Erst eine alkoholschwangere Nacht veränderte alles. «Einmal hatte ich eine ganze Flasche Schnaps intus und war so nudeldicht, dass ich beschlossen hab, das Ding zu zerreißen, was natürlich nicht ging», sagte er der «Süddeutschen Zeitung». Der Klang habe ihm dann aber so gut gefallen, dass er regelmäßig zu spielen begann. Und der Rest ist Geschichte. Von Goisern hat mit seiner ganz eigenen Mischung aus Rockklängen, Jodeln und traditioneller Volksmusik ein eigenes Genre geschaffen. Am Freitag (17. November) wird der Sänger 65 Jahre alt.

Feierlichkeiten gibt es keine, auch Interviews lehnt der medienscheue von Goisern ab. Zwei Jahre lang, bis Ende 2018, wolle er sich wieder aus der Öffentlichkeit fernhalten, sagte sein Münchner Manager. Die Auszeiten brauche er für sein Seelenheil. «Bin ich auf Reisen, lese ich meist keine Zeitung und entgehe dieser Flut an Negativmeldungen. Dann geht automatisch ein bisschen die Sonne auf», sagt von Goisern. Seiner Kreativität tut das keinen Abbruch.

«HvG» verbrachte Jahre in Südafrika und Kanada. Auf den Philippinen lernte er von Kopfgeldjägern die Nasenflöte zu spielen. In Tibet kam er mit seinem Vorbild, dem Dalai Lama, zusammen. Außerdem verbrachte er Zeit mit der Schimpansenforscherin Jane Goodall in Ostafrika. Auf seiner 2015 erschienen Platte «Federn» verarbeitete er seine Erlebnisse einer USA-Reise. Die exotischen Klänge aus der Ferne inspirierten ihn zu neuen Stücken. Politisch engagierte er sich für die Grünen und verbot der rechten FPÖ, seine Lieder zu spielen.

Das Glitzern des Promi-Daseins ist dem bodenständigen Hobby-Angler mit dem breiten Dialekt zutiefst zuwider. Und auch sein Künstlername ist auf einen Akt der Rebellion zurückzuführen.

Zur Welt kommt der Musiker als Hubert Achleitner im Kurort Bad Goisern im österreichischen Salzkammergut. Eine Zeit, an die er sich nicht gerne erinnert. Den Kindern des Ortes sei stets eingetrichert worden, leise zu sein, um die Gäste bei der Regeneration nicht zu stören. Er besucht die gleiche Volksschule wie der knapp drei Jahre ältere, 2008 tödlich verunglückte Rechtspopulist Jörg Haider.

Mit zwölf Jahren bekommt er einen Musiklehrer, der den Grundstein für seinen Werdegang legt. «Nie hat er mir faulem Hund Stress gemacht. Er hat mir vermittelt, dass Musik etwas Lässiges ist.» Seine Mitgliedschaft in einer der sieben ortsansässigen Musikkapellen war nur von kurzer Dauer. Der damals langhaarige Querulant beklagte sich darüber, dass Frauen und Modernes keinen Platz im Verein hätten. Der Rauswurf folgte. Sein Künstlername Hubert von Goisern sei später ein Racheakt für die Engstirnigkeit seiner Heimat gewesen. Denn die Ortsväter waren unzufrieden, wie er die Volksmusik neu interpretierte. Nach anfänglichen Startschwierigkeiten ist er aber an der Spitze angekommen - und die Kritiker im Ort sind verstummt.

Sein erstes Album 1988 floppte noch, bevor er 1992 mit der von ihm gegründeten Band «Alpinkatzen» und dem Album «Aufgeigen statt niederschiassen» in Salzburg durchstartete. Das Mischen von Volksmusik mit Rock-, Reggae- und Ska-Elemente wurde zu seinem Markenzeichen. Die Lieder «Koa Hiatamadl» oder «Heast as nit» machten den Musiker und Komponisten in den 90er Jahren über die Grenzen seiner Heimat hinaus bekannt. Es folgten zahlreiche Tourneen und Alben. 2007 fuhr er drei Jahre lang auf einem zur Bühne umgebauten Frachtschiff von Österreich donauabwärts bis ans Schwarze Meer. Seine Texte sind oft beißend, romantisch oder nachdenklich.

Das Lampenfieber bekam der schüchterne zweifache Vater aber lange nicht in den Griff. Er musste sich vor Konzerten oft übergeben, bekam Zahnschmerzen. «Irgendwann habe ich mir dann gesagt, wenn sich das nicht bessert, ist das nicht der richtige Beruf für dich, dann musst du aufhören. Danach bin ich nicht mehr krank geworden.»

2011 feierte der gelernte Elektroakustiker seinen kommerziell größten Erfolg. Mit seinem sozialkritischen Lied «Brenna tuats guat» gelangte er erstmals an die Spitze der österreichischen Charts.

Ruhiger treten will von Goisern künftig nicht, auch wenn er sich zwischenzeitlich der Öffentlichkeit entzieht. Er wolle nichts für das Jenseits aufsparen, wie er dem Magazin «Woman» sagte: «Ich will mich verschwenden! Es hat keinen Sinn, sich zurückzuhalten.»

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