Erinnert sich noch jemand an „Ding Ding Dong“, den Gewinner des Grand Prix d’Eurovision de la Chanson von 1975? Vermutlich nur noch wenige. An den Platz 17 von damals in Stockholm werden sich noch viele erinnern: „Ein Lied kann eine Brücke sein“, ein Discoschlager aus der Zeit, als der „Munich Sound“ von Silver Convention und Donna Summer die US-Charts eroberte. Der „Brücken“-Schlager war trotz der schlechten Platzierung der Höhepunkt der Karriere „unserer“ besten „Blue-eyed soul“-Sängerin der sechziger und siebziger Jahre gewesen: Joy Fleming.
Geboren in Rockenhausen als Erna Raad hatte sie schon früh in Ami-Clubs um Mannheim ihr Handwerk gelernt. Schon ihre erste „Decca“-Single mit Joy & the Hit Kids hätte 1967 in jeden britischen „Northern Soul“-Club gepasst: „Das Glück dieser Welt“. Und wenn man ihre seelenvolle Version des Beatles-Songs „Oh Darling“ mit Joy Unlimited hört, versteht man, warum man sie „Blues-Röhre“ genannt hat. 1972 sang sie dann auch noch ihren „Neckarbrückenblues“ in Mundart.
Mitte der siebziger Jahre wurde sie dann sogar von der legendären Plattenfirma Stax unter Vertrag genommen. Aber es erschien nur eine Single, das gospelhafte „Change It All“, weil die Firma vor dem Konkurs stand. Nach dem Grand-Prix-Flop sollte sie dann auch noch auf den Disco-Train aufspringen. Aber Pete Bellotte lieferte nur zweitklassiges Material. Eine schöne Songplatte schneiderte ihr danach noch Kristian Schultze. Aber wie Inge Brandenburg war sie ein zu großes Talent für die hiesige Plattenindustrie. Und so gibt es bis heute keinen kompletten Überblick über ihre Karriere auf CD. Am 27. September starb Joy Fleming im Alter von 72 Jahren.