Dave Holland erhält die German Jazz Trophy 2011. Wie Veranstalter und Jury mitteilten, wird der Bassist, Komponist und Bandleader den Preis am 9. Juli im Konzertsaal der Musikhochschule Stuttgart im Rahmen eines Konzerts mit seinem Quintet entgegennehmen.
In der Jurybegründung heißt es unter anderem:
Mit gerade mal 65 Jahren ist Dave Holland der jüngste Preisträger der German Jazz Trophy. Doch der Komponist, Bandleader und virtuose Bassist hat bereits in den 60er und 70er-Jahren die Geschichte des modernen Jazz maßgeblich mitgeschrieben. Seit vier Jahrzehnten feilt Holland mit seinen Formationen an einem musikalischen Konzept, das in seiner Balance aus neuen Kompositionen und Traditionsbezügen, aus solistischen Einzelleistungen und ungewöhnlich arrangiertem und perfekt ausgeführten Ensemblespiel einzigartig ist. (…)
1959 begann der 13-jährige Holland als Autodidakt an der Rhythmusgitarre, und dann am E-Bass in einer kleinen Band, die Top-40-Hits spielte. Zwei Jahre später wurde er bereits Profi und trat bei Tanzveranstaltungen auf. Er entdeckte die Musik von Ray Brown und studierte drei Jahre an der Guildhall klassischen Kontrabass. Seine ersten Jazz-Konzerte in London waren Traditional Jazz in der Art von Louis Armstrong und King Oliver. „Innerhalb von „vier verrückten Jahren“, wie er selbst sagt, kam Holland über den Bebop bis hin zu Auftritten mit John Surman, Chris McGregor oder Evan Parker: Musik, die von Ornette Coleman, Cecil Taylor und John Coltrane beeinflusst war. Gleichzeitig arbeitete Holland ohne Scheuklappen mit Folk und Rockmusikern wie Bonnie Raitt und John Hartford zusammen, sogar eine einmalige Begegnung mit Jimi Hendrix zählt in diese frühe Zeit.
Mit 22 war Holland bei einem Club-Auftritt in London zufällig von Miles Davis entdeckt worden, der den bis dahin unbekannten Briten während seiner „Bitches Brew“ Periode in seine Band holte. Gemeinsam mit Chick Corea verließ er Miles 1971 und gründete die Band „Circle“. Daraus entstand seine erste Leader-Platte, „Conference of the Birds“. Schnell wurde er zu dem stilbildenden Jazz-Bassisten Ende des 20. Jahrhunderts. Mit Steve Coleman Kenny Wheeler Robin Eubanks und Sound-Spezialist Marvin „Smitty“ Smith entwickelte das Dave-Holland-Quintett von 1983 an ein herausragendes Bandkonzept.
Es folgten Quartette, Trios, Solo-Projekte und zahlreiche Sideman-Jobs mit Künstlern wie Anthony Braxton, Stan Getz, Cassandra Wilson, Jack DeJohnette, Chick Corea, Joe Henderson, Thelonious Monk, Betty Carter, Pat Metheny, Kenny Wheeler, Bill Frisell, Roy Haynes und Herbie Hancock. Vergangenes Jahr wurde die CD „Pathways“, das Debüt des Dave Holland Oktetts für den Grammy Award nominiert in der Kategorie „Best Large Ensemble Album“. Pathway zeigt wie viel Ideenreichtum und wie viel Energie nach wie vor in der Musik Hollands steckt. Hollands Musik ist und bleibt ein Referenzwert für den Jazz von heute.
Den Jazzpreis, eine Statue des Stuttgarter Bildhauers Otto Herbert Hajek, verleiht die Sparda-Bank Baden-Württemberg gemeinsam mit der Jazzzeitung (ConBrio Verlagsgesellschaft, Regensburg) und der Kulturgesellschaft Musik + Wort e.V.
Bisherige Preisträger waren Prof. Erwin Lehn, Paul Kuhn, Wolfgang Dauner, Toots Thielemans, Kenny Wheeler, Dick Hyman, Jean-Luc Ponty, Hugo Strasser, Carla Bley und Jacques Loussier.