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Delikater Klangsinn: Alicia de Larrocha. Foto: Decca/Universal
Delikater Klangsinn: Alicia de Larrocha. Foto: Decca/Universal
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Die Grande Dame des Klavierspiels: Zum Tod der Pianistin Alicia de Larrocha

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Es gibt musikalische Opfer auch gewöhnlicher Art: Spanischer Bürgerkrieg und Zweiter Weltkrieg hielten die junge Alicia de Larrocha in den Grenzen ihres Heimatlandes fest, behinderten und verzögerten ihre Karriere, die vergleichsweise spät nach 1947 und dann als internationaler Durchbruch 1955 mit einer Amerika-Tournee begann. Da war die 1923 in Barcelona geborene Pianistin schon über dreißig Jahre alt.

Auch in Deutschland ist sie danach häufiger aufgetreten, doch war ihre Präsenz in anderen europäischen Musikmetropolen sowie in Nordamerika, Asien und Lateinamerika ungleich stärker. Alicia de Larrocha y de la Calle – so ihr vollständiger Name – war eine brillante Interpretin ihrer spanischen Landsleute: Albéniz, de Falla, Granados interpretierte sie mit Kraft, temporeich, rhythmisch akzentuiert und mit delikatem Klangsinn. Sie spielte das gesamte Klavierwerk von Albéniz ein.

Ihr Repertoire aber erstreckte sich über fast die gesamte Klavierliteratur von Bach bis Debussy und Ravel. Wenn sie Ravels „Konzert für die linke Hand“ spielte, hielt man vor lauter Begeisterung den Atem an: Das war im Zusammenwirken mit dem Orchester ein ungemein dichtes Musizieren, ein spannungsreiches Konzertieren, voller instrumentaler Raffinessen, fein ziselierter Wendungen und virtuoser Pointierungen bis hin zum effektvoll vibrierenden Finale. Bei Beethovens viertem Klavierkonzert in G-Dur korrespondierte ihr distinkter Musizierstil auf glücklichste Art mit dem Charakter des Konzerts: Alles Pompöse und Auftrumpfende blieb ausgespart. Das Virtuose bewahrte auch im figurativen Glitzern Diskretion, das Lyrische verschwamm nicht im Gefühligen. Larrochas Klavierton bestrahlte alles mit einem inneren Leuchten, das reine Glück.

Alicia de Larrochas lange Karriere war auch durch eine intensive Zusammenarbeit mit vielen Dirigenten, Orchestern und anderen Solisten, durch Namen wie Simon Rattle, Rafael Frühbeck de Burgos, Giuseppe Sinopoli oder Kent Nagano geprägt. Sie begleitete Montserrat Caballe und die unvergessene Victoria de los Angeles, musizierte mit dem Guarneri String Quartet und dem Tokyo String Quartet. Sie war mit Francis Poulenc und Federico Mompou befreundet, der ihr mehrere Werke widmete.

Unter den vielen Auszeichnungen, die sie erhielt, war einmal auch der Deutsche Kritikerpreis (immerhin!). Jetzt ist Alicia de Larrocha y de la Calle am 25. September 2009 in Barcelona gestorben.

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