Den 67. Kompositionspreis der Landeshauptstadt Stuttgart teilen sich Andrés Nuño de Buen, Rama Gottfried und Davor Vincze. Wie im Vorjahr sprach die Jury sich dafür aus, zwei zweite Preise zu vergeben, um „die hohe Qualität der [… ] eingereichten Werke“ zu unterstreichen.
87 Teilnehmer hatten 153 Arbeiten eingereicht, die der Preisträger könnten unterschiedlicher kaum sein. Stimmgabeln und Superball zur Manipulation der Saitenklänge sind ständige Requisiten der vier Gitarristen in Andrés Nuño de Buens „Leve“ (spanisch: leicht, schwerelos), dem der mit 8.000 Euro dotierte erste Preis zuerkannt wurde. Brillant musiziert vom aleph Gitarrenquartett, entsteht ein zartes, rund 20-minütiges, vierstimmiges Gespinst, das als Spiel horizontaler und vertikaler Elemente auf kammermusikalisch reduzierte Klangwirkung setzt – eine hochkonzentrierte, introspektive Schule des Hörens. Zweimal Musiktheater anderer Art wurde mit jeweils 4.000 Euro gewürdigt. Rama Gottfrieds „Scenes from the Plastisphere“ für fünf Performer und „Video-Puppetry-Instrument“ operiert an der Schnittstelle von Klangkunst, Installation und Performance, möchte aber keine davon so richtig ernst nehmen. Weshalb zum Schluss der Aufführung durch das Berliner ensemble mosaik ein Tüllgeschöpf in der Luft schwebt, bis eine große Discokugel den Raum in einen Sternenhimmel verwandelt. Davor Vinczes Kurzoper „XinSheng“ dagegen ist alles andere als leichte Kost, die Stuttgarter Inszenierung mischt (nicht immer glücklich) Filmbilder und Liveperformance, zum ensemble mosaik gesellt sich Sopranistin Nina Guo. Sowohl die Industrial-Soundästhetik als auch die vehement-gewaltsame Bildsprache der „Kammeroper“ dürften sich wohl als Versuch verstehen, der Generation Netflix Zugänge zum Musiktheater zu eröffnen.