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Ein Mann für jede Bühne - Jürgen Flimm wird am Sonntag 70 - Im Rentenalter noch mal durchgestartet

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Berlin - Mit fast 70 an den Ruhestand denken? Das war für Jürgen Flimm keine Option im vergangenen Jahr. Noch mal «was Tolles machen zum Ende eines langen Theaterlebens» wollte er und wurde 2010 Intendant der Berliner Staatsoper Unter den Linden.

Da kam er gerade von den Salzburger Festspielen, dem «Luxusfestival», und beklagte sich über die ständigen Einmischungen der Politik. Und auch seine stets gute Laune sei ihm dort vorgeworfen worden, beklagte sich der Rheinländer. Unter den deutschen Bühnenregisseuren und Intendanten ist Flimm der Mann für alle Fälle, bekannt für seine Umtriebigkeit. Am Sonntag (17. Juli) wird er 70 Jahre alt.

Flimm wurde am 17. Juli 1941 in Gießen als Sohn eines Chirurgen geboren. Er wuchs in Köln auf und studierte dort Germanistik, Soziologie und Theaterwissenschaften. Anschließend ging er als Regieassistent an die Münchner Kammerspiele. Über das Nationaltheater Mannheim kam er 1979 zum Schauspielhaus Köln, wo er mit 38 Jahren seine erste Intendantenstelle übernahm. Flimm war von 1985 bis 2000 Intendant des Hamburger Thalia Theaters und machte es zu einem der bedeutendsten und künstlerisch tonangebenden Häuser in Deutschland. Von 2002 bis 2004 leitete er zunächst die Salzburger Schauspielsparte, bevor er im Herbst 2006 die Gesamtveranstaltung für die Festspiele übernahm. Flimm leitete zudem von 2005 bis 2007 die Ruhrtriennale.

Vom «Klassik-Entrümpler» zum führenden Theater-Repräsentanten
Neben seinen wichtigen Leitungsfunktionen zieht es den Wahl-Hamburger immer wieder als Regisseur auf die großen Bühnen zurück. In Wien, München und Zürich legte er bedeutende Inszenierungen von Theaterstücken und Opern vor. Und so war es fast folgerichtig, dass er auch als Regisseur zu den Bayreuther Festspielen eingeladen wurde. Hier zeigte er ab 2000 unter den Augen eines besonders strengen Festspielpublikums fünf Jahre lang Richard Wagners Opus magnum «Der Ring des Nibelungen» in einer durchaus anerkannten Inszenierung.

Aus einem einst ebenso gefürchteten wie gefeierten «Klassik-Entrümpler» ist längst einer der führenden Repräsentanten des deutschen Theaters geworden. 1998 wurde der vielfach ausgezeichnete Flimm Kulturberater des früheren Bundeskanzlers Gerhard Schröder, mit dem er freundschaftlich verbunden ist. Wenn er gewollt hätte, so hätte er auch als Kulturstaatsminister in die Politik wechseln können. Doch der ruhelos produktive Flimm wollte sich nicht nur aufs Repräsentieren verlegen.

Dass er auch im fortgeschrittenen Alter künstlerisch nicht einfach auf «Numemr sicher» gehen mag, zeigte er zuletzt eindrucksvoll in Salzburg. Besonders gewurmt habe den «alten Theaterkutscher» (Flimm über Flimm) dort der Streit über die Aufführung eines Hauptwerks der Klassischen Moderne, Luigi Nonos «Al gran sole». Gegen zunächst massiven Widerstand des allmächtigen Kuratoriums setzte er die 40 Jahre alte Oper schließlich auf den Spielplan der Festspiele 2009. Die Aufführung wurde dann zu einem großen Triumph und ist in der kommenden Spielzeit auch an Flimms neuer künstlerischer Heimat, der Berliner Staatsoper, zu sehen.

 

Jürgen Flimm in acht Daten
- geboren am 17. Juli 1941 in Gießen, aufgewachsen in Köln;

- Studium der Germanistik und Theaterwissenschaften;

- 1979 erste Intendanz, Schauspiel Köln;

- 1985 bis 2000 Intendant des Hamburger Thalia Theaters;

- 2002 bis 2004 Leiter Salzburger Schauspielsparte;

- 2006 bis 2009 Leiter der Salzburger Festspiele;

- 2005 bis 2007 Leiter der Ruhrtriennale;

- seit 2010 Intendant der Berliner Staatsoper Unter den Linden;

 

 

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