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„enja“ steht für European Jazz

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Zum Tod des Musikproduzenten Matthias Winckelmann
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Matthias Winckelmann wurde am 7. April 1941 in Berlin geboren und wuchs in Frankfurt am Main auf. Er lernte als Jugendlicher Trompete, sog den Frankfurt Sound auf und wurde zum Jazzliebhaber und -kenner. Er studierte in München Volkswirtschaftslehre und Soziologie und interessierte sich für die Arbeit als Entwicklungshelfer.

1971 gründete er gemeinsam mit Horst Weber das Plattenlabel enja. Ein Label, das für European Jazz stehen sollte, aber bald die globale Welt des Jazz subsumierte und produzierte. Als erstes Album veröffentlichten Winckelmann und Weber „Black Glory“, eine Aufnahme des Pianisten Mal Waldron aus dem Münchner Jazzclub Domicile. „Die Musiker damals waren ein anderer Schlag“, sagte Matthias Winckelmann im Gespräch mit Jörg Lichtinger von der JazzZeitung. „Früher musste man ins Studio erst mal mehrere Sixpacks Bier mitnehmen, bevor irgendwas gespielt wurde, heute dreht sich alles um die Frage, ob die Musiker nun Wasser mit oder ohne Kohlensäure trinken wollen.“

Matthias Winckelmann war kein Strippenzieher im Hintergrund, kein unnahbarer Produzent und Impresario. Er war präsent und immer ansprechbar – in den Clubs, bei Festivals, eben überall da, wo gute Musik gespielt wurde, wo sich Künstler*innen trafen und vor allem dort, wo Neues entstand. Schnell wurde die Musik, die er liebte, zu „seiner Musik“: verewigt auf epochemachenden enja-LPs wie Archie Shepps „Soul Song“, Mc Coy Tyners „Remembering John“, Elvin Jones' „It don‘t mean a thing“ oder Dollar Brands Album „At Montreux“.  Die Liste der enja-Musiker ist beeindruckend: Er produzierte Alben von Attila Zoller, George Gruntz, Walter Norris, Chet Baker, Dusko Goykovich Abdullah Ibrahim, Abbey Lincoln, John Scofield, Ray Anderson, Glenn Ferris, Bennie Wallace, Yosuke Yamashita und zahlreichen anderen Jazz-Innovatoren. In den 80er-Jahren veränderte sich der Katalog radikal. Der klassische Modern Jazz trat mehr in den Hintergrund und machte anderen, weltmusikalischen Einflüssen Platz. Dazu Winckelmann: „Mein Label sollte nie ein Bebop-Museum sein. Ich wollte immer mehr auf die aktuelle Musikszene eingehen.“

Lese-Tipp JazzZeitung.de Juni 2011: Interview zum 40-jährigen Jubiläum des Plattenlabes enja von Jörg Lichtinger mit Matthias Winckelmann unter: www.jazzzeitung.de

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