München (ddp-bay). Der in Würzburg entlassene Generalmusikdirektor Jin Wang zieht vor das Bühnenschiedsgericht in München. Wang werde Klage gegen die fristlose Kündigung der Stadt erheben, teilte dessen Anwältin Elke Hambrecht am Mittwoch mit. Wang wolle gegen die «Unwirksamkeit und offensichtliche Rechtswidrigkeit» der Kündigung durch Würzburgs Oberbürgermeister Georg Rosenthal (SPD) vorgehen und eine Gehaltsfortzahlung erreichen.
Es gebe keinerlei Anhaltspunkt für einen außerordentlichen Kündigungsgrund, sagte Hambrecht zur Begründung. Außerdem sei Rosenthal nicht berechtigt gewesen, die Kündigung auszusprechen. Der OB habe einen Beschluss des Stadtrats missachtet und Verhandlungen mit Wang und dessen Rechtsanwälten kategorisch abgelehnt.
Der Stadtrat hatte vor zwei Wochen mit großer Mehrheit entschieden, den umstrittenen Generalmusikdirektor bei vollen Geld- und Sachbezügen zu beurlauben und ein Hausverbot auszusprechen. Hintergrund der Affäre sind langanhaltende Querelen zwischen dem Dirigenten und dem Philharmonischen Orchester. Die Musiker hatten sich kürzlich mit großer Mehrheit gegen eine Verlängerung von Wangs Vertrag ausgesprochen.
Außerdem hat die Staatsanwaltschaft gegen den 48-jährigen Chinesen mit österreichischem Pass ermittelt. Ein Strafverfahren wegen versuchter sexueller Nötigung wurde vorläufig eingestellt, nachdem Wang sich bereiterklärt hatte, 5000 Euro an gemeinnützige Einrichtungen zu zahlen.
Die Auseinandersetzung mit der Stadt eskalierte, als die Anwälte Wangs am vergangenen Freitag öffentlich schwere Vorwürfe gegen Rosenthal und die Staatsanwaltschaft erhoben. Rosenthal zog daraufhin sein Angebot auf eine gütliche Einigung mit dem Dirigenten zurück. Es folgte die fristlose Kündigung. Hambrecht wirft dem OB mittlerweile «eine ganze Serie von rechtswidrigen Handlungen» vor.