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Joachim Gauck bei seiner Rede am 27. Juli 2011. Foto: Landespressebüro/Franz Neumayr
Joachim Gauck bei seiner Rede am 27. Juli 2011. Foto: Landespressebüro/Franz Neumayr
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„Europas Kultur wird nicht nur von den Festivals geschaffen“: Joachim Gaucks Salzburger Plädoyer für musikalische Bildung

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Joachim Gauck hat bei seiner Eröffnungsrede zu den Salzburger Festspielen nicht nur die Kraft der Kultur beschworen, sondern auch eindringlich klar gemacht, wo deren Zukunftspotenzial liegt: in der Arbeit mit dem künstlerischen, dem musikalischen Nachwuchs. So geriet das Ende seiner Rede zu einem Plädoyer für die musikalische Bildung von der Musikschule bis zur Hochschule.

nmz Online dokumentiert im Folgenden die betreffenden Passagen der Rede vom 27. Juli 2011, deren vollständiger Wortlaut auf den Seiten des Landes Salzburgs nachzulesen ist (pdf-Dokument):

Und nun zum Schluss wollen wir von dieser Stelle aus alle die, die junge Menschen zur Kunst führen, grüßen. Wir grüßen die, die in den Jugendmusikschulen, den Konservatorien und Hochschulen arbeiten, in Musik- und Kunstvereinen, die in Theatern und Theaterwerkstätten arbeiten. Wir grüßen alle Schulen des Landes, in denen engagierte Lehrkräfte kleine Augen und kleine Ohren öffnen bei denen, die – wenn wir nicht mehr sind – dieses Europa zu gestalten vermögen. Wir grüßen sie von Herzen, denn wir wissen, Europas Kultur wird nicht nur von den Festivals, den großen wie den kleinen Europas geschaffen, sondern von diesen Menschen, die ganz früh damit anfangen, Menschen zu lehren, welche unglaublichen Potenzen und Möglichkeiten in ihnen stecken. Wir grüßen sie und wünschen, dass sie uns bald begegnen.

Und wenn wir alles zusammen schauen, dann freuen wir uns über die Feste, die manchmal auch auf Kraterrändern gefeiert werden müssen. Und wir sagen Ja zu diesem Salzburg dieser wunderbaren Künste und dieser Bürger, das die Künstler mit Liebe empfängt und sogar Politikern, die nicht vergessen, wie wichtig Kunst und Künstler sind. Wir stellen uns vor, dass wenn wir schon in Zeiten des Sparzwangs leben, doch zuallerletzt dort gespart werde, wo die Kommunen und Länder und der Bund die Kultur verwaltet. Da sollten sie zuallerletzt sparen.

Wir haben einen weiten Bogen geschlagen von den Wüsten des autoritär regierten Ostens hin zu der Jugendmusikschule. Aber das gehört zusammen, Salzburg und seine Hochkultur gehört dazu. Es ist gut, hier zu sein, deshalb, weil das zusammengehört. Es ist auch gut, dass wir das weiter zusammenhalten und zusammenführen, dass wir uns miteinander bemühen, Bürgergesellschaft, Künstler und die Politik. Das ist gut, dass wir dieses Miteinander suchen. Hier lernen und leben Menschen, die ihre Welt nicht definieren, weil sie die Mängel und Defizite, die Neurosen und Probleme besonders trefflich zusammenzählen können, sondern hier treffen Menschen, die wissen, was die Zukunft einer Gesellschaft ausmacht. Hier treffen sich Menschen, die Freude an der Freiheit haben. An der Freiheit der Erwachsenen zumal, die wir bei ihrem Namen nennen: Verantwortung.

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