Hamburg - Gut einen Monat nach seinem überraschenden Rücktritt als Intendant des Deutschen Schauspielhauses in Hamburg hat Friedrich Schirmer erstmals öffentlich über die Gründe gesprochen. Es seien in erster Linie die Kürzungsvorgaben des Senats gewesen, sagte Schirmer im Gespräch mit dem "Spiegel", wie das Nachrichtenmagazin berichtete.
Zuletzt seien ihm 330.000 Euro gestrichen worden. Schirmer war Mitte September als Intendant des größten Sprechtheaters der Bundesrepublik zurückgetreten. Fünf Jahre zuvor hatte er den Posten von Tom Stromberg übernommen. Gegenüber dem "Spiegel" ging Schirmer auch ausführlich auf die immense psychische Belastung ein, der er seit 2005 in der Hansestadt ausgesetzt war. Er habe "in Hamburg von Anfang an das Gefühl" gehabt, "dass etwas Schreckliches passieren würde". Diese Angst habe er ausgestrahlt, sagte der 59-Jährige. Im April 2007 hatte sich Schirmers Frau Marie Zimmermann, die bei den Wiener Festwochen als Schauspieldirektorin arbeitete, das Leben genommen. Sie sei manisch-depressiv gewesen. Und im Januar 2006 sei er selbst "für ein paar Monate in eine Depression" gerutscht: "Die Kritik verriss uns, die Politik ließ uns im Stich, das hat mich fertig gemacht. Einmal stand ich sogar auf dem Dach des Schauspielhauses." Er habe ärztliche Hilfe gesucht und Psychopharmaka bekommen.
Letztlich ist Schirmer, der vor seiner künstlerisch umstrittenen Hamburger Intendanz zwölf Jahre lang erfolgreich das Stuttgarter Schauspiel geleitet hatte, eigenen Angaben zufolge jedoch nicht aus gesundheitlichen Gründen zurückgetreten: "Ich hatte eigentlich eine frische Lust weiter zu arbeiten." Nach seinem Rückzug sei ihm nun klar, "dass damit meine Karriere zu Ende ist".