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Malcolm McLaren ist tot. Foto: ddp
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Faible für Anarchie: Sex-Pistols-Manager McLaren ist tot

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Angeblich hätte es ohne ihn keinen Punk gegeben: Malcolm McLaren machte 1971 mit seiner damaligen Lebensgefährtin, der Designerin Vivienne Westwood, in London die Kult-Boutique «Let It Rock» auf und managte Bands wie die Sex Pistols («God Save The Queen») und die New York Dolls. Unter ihm wurde Punkrock ein florierendes Unternehmen. Am Donnerstag (8. April) starb der britische Musikmanager und Modemacher mit 64 Jahren an Krebs.

In den 1970ern hatte der ehemalige Kunststudent und gebürtige
Londoner den richtigen Riecher. Musiker wie Steve Jones, Paul Cook
und Glen Matlock hingen in McLarens Rocker- und Fetischladen ab,
bevor sie mit Johnny Rotten die Sex Pistols gründeten. McLaren nutzte die Gunst der Stunde, seine Pläne von Anarchie und Abenteuer als Bandmanager auszuleben. Er wollte das Establishment schocken und das britische Königshaus - etwa durch den Auftritt der Sex Pistols auf der Themse während des Kronjubiläums-Umzugs für die Queen.

Schuld an seinem Faible für den Aufstand soll die Oma gewesen
sein. Der britischen Zeitung «Daily Mail» sagte McLaren 2006, seine
Großmutter habe ihm eine Welt gezeigt, «wo es gut war, böse zu sein, weil gut sein langweilig war». Er habe es als sein Schicksal gesehen, das Leben zu leben, von dem die Großmutter träumte. «Sie wollte, dass ich ein Provokateur und ein Rebell bin.» In einer Sache war die Oma mit dem Treiben des Enkels allerdings nicht einverstanden: Als dieser die fünf Jahre ältere Westwod kennenlernte und in kürzester Zeit schwängerte, drehte sie ihm den Geldhahn zu.

Auch wenn er die Sex Pistols in den nur drei Jahren ihres
Bestehens berühmt und berüchtigt machte, gilt McLaren nicht als
uneingeschränkter Held der Bandgeschichte. Johnny Rotten soll ihm
später vorgeworfen haben, er habe die Sex Pistols in seiner Gier nach Ruhm und Geld verraten und verheizt. Die Band selbst habe mit ihren Songs und Aktionen niemals politische Wirkungen verfolgt. Ihr Rabauken-Image sei von McLaren inszeniert worden. Angeblich soll dieser auch mal ausgerastet sein, als die Musiker im Hotelzimmer brav Reggae-Platten hörten anstatt das Mobiliar zu zertrümmern.

Als im Jahr 2000 eine Ausstellung über ihn in Karlsruhe gezeigt
wurde, räumte McLaren ein, die Band sei für ihn ein Kunstobjekt
gewesen: «Anstelle von Farbe und Leinwand, Ton oder Bronze benutzte ich lebende Personen.»

Auch nach dem Ende der Sex Pistols beschritt der Musikmanager und
Musiker unkonventionelle Wege. In den 1980er Jahren war er einer der ersten in Europa, der mit HipHop experimentierte. Er versuchte sich selbst als Interpret und schaffte es mit Songs wie «Buffalo Gals»
sogar in die Charts. Er kombinierte aber auch Opernarien,
Walzermelodien und französische Chansons mit Popmusik. Vor zehn
Jahren kündigte er an, Bürgermeister von London werden zu wollen, zog die Kandidatur dann aber wieder zurück.

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