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Für immer Johns Frau - Yoko Ono wird 80. und ist immer noch rastlos

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Berlin - Was für eine Frau: Wenn Yoko Ono am (heutigen) Montag ihren 80. Geburtstag feiert, blickt sie nicht etwa nur auf ein schaffensreiches Leben zurück, sondern steckt mitten in den Vorbereitungen für eine Reihe neuer Werke. Auch die Stunden bis zu ihrem runden Geburtstag waren verplant: Das 1933 in Tokio geborene Multitalent - Markenzeichen riesige schwarze Sonnenbrille - lud am Sonntagabend zu seinem Konzert in die Berliner Volksbühne.

Dieser Auftritt mit ihrer Plastic Ono Band zeigt vor allem zwei Dinge: Ono ist eine Getriebene. Eine Frau, für die das Leben, das Sein und die Kunst einander bedingen und befruchten und überhaupt erst möglich machen. Und er zeigt, dass ihre Fans, aber auch ihre Feinde weiter mit ihr rechnen müssen. Yoko Ono war schon immer Avantgarde, das macht sie alterslos.

Feindbild für Beatles-Fans

Trotzdem wird ihr Name immer in einem Atemzug mit John Lennon genannt. Denn für den größeren Teil des weltweiten Publikums ist sie nur jene, die die Beatles auseinander gebracht hat. Ihre Liebesgeschichte mit Lennon gilt vielen als Anfang vom Ende der legendären Gruppe. Deshalb war Ono für fast alle, die mit der Musik der Beatles aufgewachsen sind, zeitweise die meistgehasste Frau der Rock-Geschichte.

Dies wird nach dem, was man heute weiß, inzwischen differenzierter gesehen: Die anderen drei Beatles haben Onos Einmischungen in den späten 1960er Jahren wohl wirklich als störend empfunden. Auseinandergegangen wäre die Band aber vermutlich auch so. Lennon wollte sich tatsächlich neu erfinden, als er 1971 nach New York zog - zu Yoko Ono. Die damals bereits lange in den USA lebende Japanerin war ein Funke für seinen Umzug, wenn auch ein elementarer.

Wenn Yoko Ono etwas "geschafft" hat, was die Person John Lennon angeht, dann, dass aus ihm ein Mensch wurde, der seine politischen Haltungen öffentlich darlegte und verteidigte, auch um die Gefahr der Preisgabe eines schönen Images. Sie machte ihn zum Teil einiger ihrer Performances. Auch das mag es sein, was ihr viele Kritiker bis heute vorwerfen. Die Konsequenz und Haltung, mit der sie diese Auftritte zelebrierte, werden erst nach und nach bewusst und geraten so als Teil eines Gesamtkunstwerkes.

Denn Yoko Ono war bereits, bevor sie Lennon kennenlernte und heiratete, immer auch selbst Teil ihrer Werke. Bei Ono wurde und wird daraus regelmäßig auch Selbstdarstellung. Mehr als es gut war, verschwand ihre Kunst oft hinter der Attitüde - aber nur für jene, die sich auf das Vordergründige ihrer Musikstücke, Filme, Fotos, Fluxus-Projekte, Objekte, Texte oder eben Performances konzentrierten. Selbst ihr oft verstörend wirkender Umgang mit dem Erbe von John Lennon ist vielfach Teil einer (medialen) Inszenierung gewesen, die sich jedoch oft verselbstständigte. Als Künstler nicht trennen zu können zwischen Leben und Werk, gehörte bei ihr immer dazu. Das schließt Geschäftstüchtigkeit nicht aus.

Ono wohnt noch immer am Central Park

Noch heute wohnt Yoko Ono übrigens in jener Wohnung im Dakota Building in New York am Central Park, in der sie mit Lennon gelebt hatte. Die Anerkennung, die viele Musikfans ihr verweigern, kommt inzwischen aus der Welt der Kunst. 2009 erhielt sie bei der Biennale in Venedig den Goldenen Löwen für ihr Lebenswerk. Mit Spannung wird ihr neues Album erwartet.

Seit dem 15. Februar zeigt die Kunsthalle Schirn in Frankfurt am Main eine Ausstellung rund um das Werk von Ono. Bis zum 12. Mai ist "Yoko Ono. Half-a-wind show" mit Werken aus sechs Jahrzehnten zu sehen. Kuratorin Ingrid Pfeiffer bringt dafür auf den Punkt, was der Japanerin als Bewertung lange Zeit verwehrt wurde: "Yoko Ono ist eine der einflussreichsten Künstlerinnen unserer Zeit."
 

 

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