Baden-Baden (ddp). Der Pariser Opernintendant Gérard Mortier kann sich nach seiner Absage an die New York City Opera ein erneutes Engagement in Deutschland vorstellen. In der Sendung „SWR2 Journal“ sagte er am Mittwoch: „In Deutschland waren meine Lehrjahre, ich habe ein großes sentimentales Verhältnis zu Deutschland, und ich fühle mich dort wie zu Hause.“
1991 wurde Mortier zum Intendanten und künstlerischen Leiter der Salzburger Festspiele berufen. Auf Einladung der Landesregierung von Nordrhein-Westfalen gestaltete er den ersten Zyklus der RuhrTriennale von 2002 bis 2004. Seit der Spielzeit 2004 leitet er die Pariser Oper.
Allerdings glaubt Mortier, dass die globale Finanzkrise auch die deutschen Kulturinstitutionen treffen wird. Er appellierte deshalb an die Kulturschaffenden, schon jetzt die Regierung daran zu erinnern, dass in Zeiten materieller Not die „geistige Kraft“ – also Theater, Konzerte, Orchester – „unglaublich wichtig“ werde.
Vor wenigen Tagen hatte Mortier mit seiner Entscheidung für Aufsehen gesorgt, nicht wie vereinbart die künstlerische Leitung der City Opera in New York zu übernehmen, da ihm statt des zugesagten Jahresbudgets von 60 Millionen Dollar wegen zurückgehender Sponsorengelder nun lediglich 36 Millionen Dollar in Aussicht gestellt worden waren.
„Man kann in New York nicht mit 36 Millionen Oper machen, wenn man schon 30 Millionen Fixkosten hat. Dazu müsste man die gesamte Struktur des Hauses verändern“, sagte er. Mortier kritisierte die „Amateurhaftigkeit“, mit der man in New York zu Werke gegangen sei und die ihn an den Wilden Westen erinnere, wo „jeder tut, was er will“. Die Erfahrungen hätten ihn um ein Jahr altern lassen.