Helmut Lachenmann, eine Schlüsselgestalt der Neuen Musik, erhält für sein Lebenswerk den Goldenen Löwen (Leone d’oro) der 52. Biennale di Venezia. Die Verleihung wird am Freitag, dem 3. Oktober, im Teatro alle Tese (Arsenale di Venezia), stattfinden.
Der Vorschlag geht auf Luca Francesconi, den Direktor des Festivals, zurück. Das Leitungsgremium unter Vorsitz von Paolo Baratta stimmte diesem Vorschlag zu. „Viel geliebt und umstritten,“ so die Begründung des Komittees, „hatte und hat die Musik Helmut Lachenmanns einen großen Einfluss auf zumindest zwei Generation. Das höchst radikale und utopische Konzept des sezierten Klangs, befreit von der semantischen Schwere, um zu einem ,mineralischen’ Zustand zu gelangen, versinnbildlicht die extremen Konsequenzen der strukturalistischen musikalischen Avantgarde. Gleichzeitig jedoch, und dies ist vielleicht der interessanteste und auch überraschende Aspekt, eröffnete er eine neue Klangwelt, mit der er provokativ an die Grenzen der Wahrnehmung stößt. Aus der Ablehnung der semantischen Schicht legte er eine neue Sprache frei und erreichte damit quasi eine neue ,Jungfräulichkeit’ des Klangs.“
Helmut Lachenmann ist mit Venedig und seiner Kultur lange und tief verwurzelt. Kaum mehr als 20 Jahre alt, lebte er auf der Giudecca, um bei Luigi Nono zu lernen – daraus entwickelte sich bald eine enge Künstlerfreundschaft. 1962 erlebte die 25. Biennale di Venezia Lachenmanns Debüt als Komponist durch die Aufführung seiner „Fünf Strophen“. Lachenmanns Musik wird heute weltweit gespielt und produziert, analysiert und diskutiert. Mit „Mouvement (- vor der Erstarrung)“ und dem Ensemble Modern kehrte Lachenmann 1993 zur Biennale di Venezia zurück.