München - Der Präsident des Bayerischen Musikrats, Ex-Kunstminister Thomas Goppel (CSU), hält den Bruch der Stadt München mit dem Generaldirektor der Münchner Philharmoniker, Christian Thielemann, für einen Fehler.
«Es steht fest, dass in der Landeshauptstadt München drei Weltdirigenten zusammen gute Arbeit geleistet haben. Und jeder, der einen von diesen Dreien reisen lässt oder reisen schickt, muss wissen, dass er damit den Nimbus der Landeshauptstadt im Musikalischen stört», sagte Goppel am Donnerstag der Nachrichtenagentur ddp.
Weltweit Spitze bleibe man «nicht durch Trennung, sondern durch Gemeinschaft». Er bedauere die Entscheidung des Münchner Stadtrats sehr, Thielemanns Vertrag nicht über die Saison 2010/2011 hinaus zu verlängern, betonte der Ex-Minister und kritisierte die Verhandlungsführung der Stadt München. «Die Verhandlungen sind in einer falschen Gasse gelandet», sagte Goppel und fügte hinzu: «Für so verhandlungsresistent, wie ihn die Landeshauptstadt darstellt, halte ich ihn nicht.»
Auch die Bayerische Akademie der Schönen Künste hat die Stadt München wegen des Neins zu einer Vertragsverlängerung Christian Thielemann scharf kritisiert. «Es ist ein blamables Versäumnis der Stadt München und ihrer Kulturrepräsentanten, nicht alles getan zu haben, um Thielemann das Bleiben unter ihm zumutbaren, das heißt den bisherigen Vertragsbedingungen zu ermöglichen», teilte Akademie am Donnerstag mit.
Die «verhängnisvolle Fehlentscheidung» des Münchner Stadtrats, Thielemanns Vertrag nicht über die Saison 2010/2011 hinaus zu verlängern, nehme man «mit Bestürzung» zur Kenntnis. Dadurch sei das gegenwärtig hohe Niveau der Philharmoniker gefährdet.
Thielemann sei «zweifellos einer der bedeutendsten Dirigenten unserer Zeit», habe in den vergangenen Jahren mit «exemplarischen Konzerten ein Stück Münchener Musikgeschichte geschrieben» und die Philharmoniker an die Spitze der weltbesten Orchester herangeführt. Das Münchner Konzertpublikum liebe und bewundere ihn. «Wie kann es sein, dass der Stadtrat ihn trotzdem vertreiben will und die üble Tradition dieser 'eigentlich dummen Stadt' (Thomas Mann) fortzusetzen droht, gerade ihre bedeutendsten Künstler immer wieder zu verjagen?»
Die Akademie warf der Stadt München «künstlerische Uneinsichtigkeit, allzu durchsichtige finanzielle Erwägungen» und «eine gehörige Portion Provinzialismus» vor. Der Abbruch der Verhandlungen mit Thielemann wäre «eine Blamage ersten Ranges, ein Desaster für die internationale Reputation und materielle Existenz des Orchesters" und ein «Verrat an der Musikstadt München». Dieser könne nur durch die Wiederaufnahme der Vertragsverhandlungen mit Thielemann abgewendet werden: «Diese fordern wir mit Nachdruck.»