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Hamburg - Der Film- und Fernsehproduzent Gyula Trebitsch ist tot. Er starb am Montag im Alter von 91 Jahren in Hamburg, teilte der Norddeutsche Rundfunk (NDR) unter Berufung auf die Familie von Trebitsch mit.
NDR Intendant Prof. Jobst Plog bezeichnete Trebitsch als "großes Vorbild für viele Produzenten in der Fernseh- und Filmbranche". Der Norddeutsche Rundfunk habe seiner Kreativität sehr viel zu verdanken. Für sein Lebenswerk war Trebitsch im Jahr 2000 mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet worden.Gyula Trebitsch wurde am 3. November 1914 in Budapest geboren. Zum Filmgeschäft kam er 1932 als Volontär der UFA-Niederlassung in der ungarischen Hauptstadt. Mit Bankkrediten drehte er seinen ersten Film "Ich vertraue Dir meine Frau an", der später mit Heinz Rühmann in Deutschland neu verfilmt wurde, und ließ unter dem Namen "Objektiv-Film" 1936 eine Produktionsgesellschaft eintragen. 1938 wurde die Firma arisiert und Trebitsch bei der Ufa entlassen.
1947 gründete Trebitsch in Hamburg zusammen mit Walter Koppel die "Real-Film", die in den 50ern mit Produktionen wie "Des Teufels General" oder "Der Hauptmann von Köpenick" in wenigen Jahren an die Spitze der Filmgesellschaften in der jungen Bundesrepublik vorstieß.
1959 verkaufte Trebitsch 80 Prozent seiner Real-Film-Anteile an die NDR Werbefernsehen GmbH. Die Firma wurde 1960 in Studio Hamburg umbenannt, Trebitsch blieb Geschäftsführer. Mit der TV-Produktion "Lysistrata" gelang ihm früh ein großer Erfolg auch im neuen Medium Fernsehen. Später folgten zahlreiche Film-, Serien- und Showproduktionen. Trebitsch war Geschäftsführer bzw. Gesellschafter zahlreicher weiterer Produktionsfirmen, so etwa der 1963 gegründeten "Polyphon" in Hamburg und der "Polytel" in Amsterdam. 1971 trennte er sich von seinem 20-prozentigen Anteil an Studio Hamburg, blieb jedoch bis 1980 Vorsitzender der Geschäftsführung.
1978 erhielt Trebitsch einen Lehrauftrag der Hamburger Hochschule für Musik und Darstellende Kunst. Er war u. a. Ehrenvorsitzender des Norddeutschen Filmhersteller-Verbandes sowie des Verbandes technischer Betriebe für Film und Fernsehen, Berlin.
Trebitsch und seine Familie gehörten zu den Verfolgten des Nazi-Regimes. Einer seiner beiden Brüder kam auf dem Weg in ein deutsches Konzentrationslager ums Leben, der zweite Bruder starb im KZ Mauthausen. Trebitschs Eltern überlebten dank der Hilfe des Schweden Raoul Wallenberg in Budapest und wanderten später nach Haifa aus. Gyula Trebitsch wurde in den jüdischen Arbeitsdienst geholt und u. a. an der Ostfront eingesetzt. Das Kriegsende erlebte er im KZ Wöbbelin bei Ludwigslust.
Quelle: ndr.de