Hamburg - Hamburgs Kultursenatorin Barbara Kisseler (parteilos) ist tot. Die Politikerin starb am vergangenen Freitag im Alter von 67 Jahren nach schwerer Krankheit, teilte Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) am Montag in Hamburg mit.
«Unsere Kultursenatorin hat bis zum Schluss dafür gekämpft, sich schon bald wieder mit voller Kraft für diese Stadt und ihre Kultur einsetzen zu können. Auch ich habe gehofft, dass sie diesen Kampf gewinnen wird. Dass es nun anders gekommen ist, macht nicht nur mich persönlich, sondern uns alle im Senat sehr traurig», sagte Scholz.
Kisseler genoss in der Kulturszene einen hervorragenden Ruf und war ausgezeichnet vernetzt. Zuletzt war die Kulturpolitikerin bundesweit in Erscheinung getreten, als sie im Sommer 2015 als erste Frau an die Spitze des Deutschen Bühnenvereins gewählt wurde. Geboren wurde Kisseler am 8. September 1949 in Asperden am Niederrhein. Nach Stationen in Düsseldorf, Hannover und Berlin leitete sie seit März 2011 die Hamburger Kulturbehörde. Hier schaffte sie es vor allem, das Millionenprojekt Elbphilharmonie zu einem guten Ende zu führen.
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«Ein unersetzlicher Verlust für die Hamburger Kultur» - Reaktionen auf den Tod von Barbara Kisseler
«Unsere Kultursenatorin hat bis zum Schluss dafür gekämpft, sich schon bald wieder mit voller Kraft für diese Stadt und ihre Kultur einsetzen zu können. Auch ich habe gehofft, dass sie diesen Kampf gewinnen wird. Dass es nun anders gekommen ist, macht nicht nur mich persönlich, sondern uns alle im Senat sehr traurig», sagte Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) am Montag im Rathaus. Die Freie und Hansestadt Hamburg und mit ihr die ganze Bundesrepublik verlieren «eine herausragende Anwältin der Kultur».
Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) würdigte Kisseler als «eine der profiliertesten Kulturpolitikerinnen Deutschlands». «Sie war eine Autorität in der Kulturpolitik, die ihre Arbeit liebte und dabei immer auch hartnäckig ihre Ziele verfolgte, denn sie hat sich mit Kompetenz und Leidenschaft für die Künste und Kultur eingesetzt.»
Scholz und Hamburgs Parlamentspräsidentin Carola Veit trugen sich in der Rathausdiele in das Kondolenzbuch für Kisseler ein. Scholz schrieb: «Wir trauern um Barbara Kisseler. Und wir werden ihren Charme, ihren Intellekt und ihre Zugewandtheit vermissen.» Carola Veit ergänzte: «Mit Barbara Kisseler verliert Hamburg eine in höchstem Maße anerkannte Kultursenatorin. Ihr herzliches Wesen und ihr Sachverstand werden uns fehlen.»
Auch die anderen Parteien und Vertreter der Kultur reagierten mit Bestürzung. Der Deutsche Kulturrat, der Spitzenverband der Bundeskulturverbände, beschrieb Kisseler als «eine emphatische Kämpferin für Kultur und Kulturpolitik». SPD-Fraktionschef Andreas Dressel sagte: «Die Berufung von Barbara Kisseler als Kultursenatorin 2011 war ein Glücksfall für unsere Stadt.» Sie habe maßgeblich dafür gesorgt, den Bau der Elbphilharmonie auf die richtige Bahn zu setzen. Umso tragischer sei es, dass sie die Eröffnung des Konzerthauses nun nicht mehr persönlich miterleben kann.
Auch Christoph Lieben-Seutter, Generalintendant von Elbphilharmonie und Laeiszhalle, lobte Kisseler als «vehemente Fürsprecherin der Elbphilharmonie», für die sie in einer verfahrenen Situation die Verantwortung übernommen habe. «Gemeinsam mit Bürgermeister Olaf Scholz ist es ihr gelungen, das Bauprojekt in die richtigen Bahnen zu lenken und zu einem guten Ende zu bringen.» Andre Trepoll, CDU-Fraktionsvorsitzender, lobte Kisseler als «leidenschaftliche Kämpferin für die Kultur in unserer Stadt.» Für sie sei Kultur kein Luxusgut gewesen, sondern sollte jeden erreichen.
«Berlin trauert um eine außergewöhnliche und sympathische Persönlichkeit mit bemerkenswerter Ausstrahlung», sagte der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller (SPD) über Kisseler, die von 2003 bis 2011 Staatssekretärin in Berlin war. «Ihre Arbeit hat großen Anteil daran, Berlin zur europäischen Kulturmetropole zu entwickeln und in der schwierigen Phase der Konsolidierung die Grundlagen für den heutigen Erfolg unserer wachsenden Stadt zu legen.»
Geboren wurde Kisseler am 8. September 1949 in Asperden am Niederrhein. Nach dem Studium der Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft, Germanistik und Pädagogik in Köln leitete sie zunächst das Kulturamt in Hilden, dann in Düsseldorf. 1993 wurde Kisseler zur Abteilungsleiterin für Kultur im niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur berufen. Zehn Jahre später wechselte sie als Staatssekretärin für Kultur nach Berlin. Als erste Frau stieg sie im Herbst 2006 an die Spitze der Berliner Senatskanzlei unter dem damaligen Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) auf.
Seit März 2011 leitete Kisseler die Hamburger Kulturbehörde. Sie holte Stardirigent Kent Nagano als Nachfolger von Simone Young an die Elbe, verlängerte den Vertrag von Ballettintendant John Neumeier (74) und sicherte zugleich sein Erbe für Hamburg. Für die Intendanten der beiden Staatstheater, Joachim Lux am Thalia Theater und Karin Beier am Deutschen Schauspielhaus, handelte sie gute Konditionen aus.