Leipzig - Mit Beginn der kommenden Spielzeit im Jahr 2023 bekommt das Forum Zeitgenössischer Musik Leipzig [FZML] eine neue dreiköpfige künstlerische und organisatorische Leitung. Damit möchte das FZML »die Institution für die Zukunft rüsten und neue Impulse setzen«, so der der jetzige geschäftsführende künstlerische Leiter, Thomas Christoph Heyde.
»Der Abschied fällt mir leicht, da ich in einem derart kompetenten Dreigestirn eine ganz spannende und erwartungsfrohe Zukunft sehe, die hoffentlich von den Förderinstitutionen des Bundes, des Landes und insbesondere der Stadt Leipzig weiter positiv begleitet wird. Zudem freue ich mich persönlich auf frische, zeitgenössische und virulente Ideen.«
Das hochkarätige neue Leitungsteam besteht aus dem Dirigenten, Komponisten und Festivalintendanten Hans Rotman, dem Kurator, Dramaturgen und Kulturmanager Julia Rieken sowie der Komponistin und Ensemblemanagerin JiYoun Doo. »Wir freuen uns dem FZML neue Impulse geben zu dürfen und ab 2023 die lebendige Leipziger Szene zudem mit Partnern im Ausland verknüpfen zu können«, so ein Statement der Gruppe.
Das FZML wurde 1990 u.a. von Mitgliedern der renommierten Gruppe Neue Musik »Hanns Eisler« gegründet. Aus einer Interessensgemeinschaft entstand unter der Leitung von Thomas Chr. Heyde eine Institution, die mit teils spektakulären Projekten wie der Konzertreihe »FreizeitArbeit«, Themenfestivals wie »MachtMusik« oder Großprojekten wie »Heimat Moderne«, »Cage100« oder »Abendmahl« weit über Deutschland hinaus Bekanntheit erlangte. In dem neuen Team wird Hans Rotman die Leitung übernehmen, Julian Rieken fungiert als Dramaturg und Kurator sowie JiYoun Doo als Ensemblemanagerin und Dramaturgin.
Hans Rotman
Als Intendant brachte Hans Rotman 2008 erstmals alle sechs Orchester Sachsen-Anhalts, das MDR Sinfonieorchester und den MDR Rundfunkchor für ein neues, seitdem jährlich gefeiertes IMPULS-Festival für Neue Musik zusammen.
Der Holländer studierte zunächst Violine und Komposition in Utrecht, anschließend Dirigieren im Tanglewood Music Festival) des Boston Symphony Orchestra bei Kurt Masur und Leonard Bernstein. Höhepunkt dieser Arbeit war 1985 ein Konzert zusammen mit Leonard Bernstein, das im Fernsehen übertragen wurde.
Bekanntheit erlangte er als Dirigent des Rundfunkorchesters Brüssel mit Neuer Musik für das belgische Fernsehen in den Neunzigerjahren sowie mit den „Young People Concerts“ der Königlichen Philharmonie Vlaanderen.
Mit der Warschauer Philharmonie, dem Rundfunkorchester Brussel (BRTN), dem Tonkünstler Orchester Wien, den Nürnberger Symphonikern, Schönberg Ensemble/NBE, Ictus Brüssel, Staatskapelle Halle, nahm er mehr als 20 CDs auf.
Als Komponist der Fernsehoper „Toren van Kaneel“ (Belgisches Fernsehen), der Radiooper „Erosion“ (Amsterdam/ Prix d ́Italia) und der großen Oper „Die Sechste Stunde“(Regie Johan Kresnik) bewies er seine besondere Leidenschaft für Musiktheater.
Die Staatskapelle Halle und das Weimarer Kunstfest engagierten Rotman ab 2002, um die Klassische und Neue Musik einem größeren und vor allem jungen Publikum zu erschließen.
Vom Goetheinstitut und der GIZ zunehmend als Projektleiter gefragt engagiert er sich seit 2018 für Nachwuchsförderung und internationale Kooperationen.
Julian Rieken
Julian Rieken ist freier Kurator, Dramaturg und Kulturmanager und entwickelt interdisziplinäre Kulturprojekte, künstlerische Formate und kuratorische Dramaturgien im Kontext von Kunst, Kultur und Gesellschaft. Er studierte Kultur-, Musik-, und Medienwissenschaft sowie Kultur- und Medienmanagement in Bremen, Berlin und Salamanca. Als Künstlerischer Co-Leiter des Impuls Festivals für Neue Musik erprobt er neue klangbezogene und performative Kunstformen in der zeitgenössischen Musik. Mit seiner Konzertplattform betterconcerts.org kuratiert und dokumentiert er innovative Konzertprojekte und lädt zum Austausch unterschiedlichster Ansätze für die Neuinterpretation der klassischen Konzertform ein. Als Dozent und Mentor ermutigt er zukünftige Generationen von Musiker:innen und Kulturschaffenden, neue Ideen in die Tat umzusetzen.
JiYoun Doo
Die südkoreanische Komponistin JiYoun Doo ist Gründerin und Leiterin des Ensembles TEMPUS KONNEX. Im Jahr 2020 plante sie zusammen mit Thomas Chr. Heyde vom Forum Zeitgenössischer Musik Leipzig (FZML) ein internationales Ensemblefestival in Leipzig. Als künstlerische Leitung neben Herrn Heyde initiierte sie dieses Projekt und übernahm dort Aufgaben im künstlerischen, konzeptionellen und organisatorischen Bereich. Außerdem wirkte sie als leitende Dramaturgin bei den Projekten des FZML mit.
2016 schloss sie ihr Meisterklassenexamen Komposition bei Prof. Claus-Steffen Mahnkopf an der Hochschule für Musik und Theater Felix Mendelssohn Bartholdy Leipzig erfolgreich ab. JiYoun gewann beim Internationalen Komponistinnen Wettbewerb Unna 2008 für ihr Streichquartett Baram den ersten Preis. Das Streichquartett wurde von Edition Tonger verlegt und eine Aufführung durch Deutschlandradio übertragen. Zudem erlang ihre Komposition Verknotete Schatten (Bläserquintett) den dritten Preis beim Joongang Concours 2009 in Seoul.