Hamburg - Als aussichtsreichster Kandidat für die Nachfolge von ZDF-Intendant Markus Schächter gilt offenbar Programmdirektor Thomas Bellut. Wie das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" am Samstag berichtete, werden dem als konservativ geltenden 55-Jährigen sowohl im sogenannten schwarzen als auch roten Freundeskreis im Fernsehrat des Senders große Chancen eingeräumt. Der Intendant wird vom ZDF-Fernsehrat gewählt, der auch den Termin hierfür bestimmt.
Der unionsnahe Freundeskreis um Ex-Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) verfügt im Fernsehrat derzeit über die zur Wahl des Intendanten nötige Dreifünftelmehrheit. Jung wolle den neuen Intendanten im Konsens mit dem roten Freundeskreis bestimmen, schrieb das Magazin unter Berufung auf die Union. Sollte Bellut aufsteigen, würde nach ZDF-Arithmetik an seine Stelle wieder jemand nachrücken, der als konservativ gilt. Dann habe die derzeitige Leiterin des ZDF-Hauptstadtstudios, Bettina Schausten, gute Chancen, schrieb der "Spiegel" weiter. Nach dem Willen des schwarzen Freundeskreis soll Schächters Nachfolger in der Sitzung im Juni gewählt werden. Damit solle auch ein monatelanges parteipolitische Scharmützel verhindert werden, wie es 2001 vor der Wahl Schächters gegeben hatte.
Schächter zieht sich nach zehn Jahren zurück
Der Fernsehrat hat grundsätzlich bis zum Ende von Schächters Amtszeit im März 2012 Zeit, eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger zu wählen. Am Montag will sich das erweiterte Präsidium in einer bereits seit längerem geplanten Sitzung die nächsten Schritte erörtern. Dabei solle vor allem die Fernsehratssitzung am 18. Februar vorbereitet werden, in der das konkrete Verfahren festgelegt werden solle, hatte der Vorsitzende des Gremiums, Ruprecht Polenz (CDU), vor wenigen Tagen angekündigt. "Ich bin sicher, dass wir im Fernsehrat über das Prozedere der Intendantenwahl rasch Einvernehmen herstellen werden", sagte er.
Schächters hatte am Dienstag angekündigt, nach zehn Jahren ausscheiden zu wollen. "Es ist meine persönliche Überzeugung und mein Amtsverständnis, dass Spitzenpositionen in Top-Unternehmen nur in klarer Befristung erfolgreich ausgeübt werden können", begründete der 61-Jährige seinen Entschluss. Zwei Amtsperioden seien in seinen Augen ein gutes Zeitmaß und zehn Jahre die richtige Zeitspanne. "Die Vorsitzenden des Fernsehrats und des Verwaltungsrats kennen meine Position in dieser Frage seit langer Zeit", sagte Schächter.