„Veränderungen zuzulassen, gehört zu den schwierigsten Dingen im Leben“, so die Komponistin Maria de Alvear und doch ist die Veränderung die Essenz ihres künstlerischen Schaffens. Kaum eine andere Komponistin unserer Zeit weist ein derart ständig sich wandelndes Œuvre auf, wie die deutsch-spanische Musikerin, die am 25. Oktober 2020 ihren 60. Geburtstag feiert. Egal, ob man an die einstündige Multimedia-Performance „Sexo Puro“ von Maria de Alvear zurückdenkt, uraufgeführt bei den Donaueschinger Musiktagen 1998, oder an ihr 1993 in Köln uraufgeführtes Stück „En espiritu de rosas raices no. 4 für drei Vokalsolistinnen, Klarinette, Posaune, Harfe und drei Violinen und einen toten Hirsch“ – auch im siebten Lebensjahrzehnt beschreitet sie unbeirrt einen eigenen kreativen Weg, für den der Begriff postmodern zu kurz greift.
Mit zwei neuen Kompositionen steht sie jetzt kurz vor der Komplettierung ihres vierteiligen Zyklus „Im Kern“. Für ihr 61. Lebensjahr wünscht sie sich die Fertigstellung ihres Klavierkonzerts, an dem sie seit sieben Jahren arbeitet. Und zwei Opern hat sie schon im Kopf, doch dafür fehlt ihr im Moment noch die Zeit. Maria de Alvear wurde in Madrid als Kind eines spanischen Architekten und einer deutschen Kunstsammlerin geboren. Im großbürgerlichen Madrider Haushalt der de Alvears trafen sich Künstler wie Mirò, Tàpies und Rivera, und schon als Achtjährige erhielt Maria de Alvear Klavierunterricht bei dem Komponisten Eduardo Pollonio, einem Freund und Kollegen Luis de Pablos. Orgel-, Cembalo und Kompositionsstunden kamen später dazu.
Sie lebt und arbeitet seit mehr als 35 Jahren in Köln. Früh mit dem Bernd-Alois-Zimmermann-Preis der Stadt Köln ausgezeichnet, studierte sie Neues Musiktheater bei Mauricio Kagel. Seit 1998 arbeitet sie unter anderem regelmäßig mit ihrer Schwester, der Videokünstlerin Ana de Alvear, und mit Isaac Julien zusammen. Ihre meist interdisziplinär und multimedial angelegten Werke werden weltweit von renommierten Interpreten wie dem Ensemble Modern, Basel Sinfonietta, Ensemble Musikfabrik oder dem Orchester des Hessischen Rundfunks aufgeführt.