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James Levine feiert 60. Geburtstag

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James Levines Tage als Chefdirigent der Münchner Philharmoniker sind gezählt. Dennoch spart die Stadt nicht mit Elogen zum 60. Geburtstag des US-amerikanischen Pult-Stars am Montag. Glückwünsche begleiten den baldigen Abschied aus München.

München (ddp-bay). Nach dem Geschmack vieler Beobachter hat Levine dem städtischen Vorzeigeorchester, dessen Leitung er 1999 übernahm, viel zu rasch «Good Bye» gesagt. Eigentlich hatte sich das Ensemble nach dem Tod seines legendären Chefs Sergiu Celibidache (1979-1996) wieder für längere Zeit an eine illustre Dirigentenpersönlichkeit binden wollen. Doch der musikalische Leiter der New Yorker Met zog die Zusammenarbeit mit dem Boston Symphonie Orchestra einer Vertragsverlängerung mit den Münchnern über 2004 hinaus vor. Erst nach langem Tauziehen wurde mit dem Berliner Stardirigenten Christian Thielemann ein würdiger Nachfolger für Levine gefunden.

«Viele neue Entdeckungen» habe Levine dem Münchner Publikum beschert, würdigte Münchens Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) die Arbeit Levines an der Isar. So habe der Ausnahmedirigent in seiner Münchner Zeit dem Publikum eine «ganze Reihe von Werken» amerikanischer Komponisten zu Gehör gebracht, die nie zuvor in München dargeboten wurden. Als Glanzlicht sei zudem der Beethoven-Schönberg-Zyklus in der laufenden Spielzeit zu nennen. Gewürdigt wurde Levines Leistung unter anderem durch die Auszeichnung des Deutschen Musikverlegerverbandes für das «Beste Konzertprogramm 2002/2003».

Levine glänzte in München weniger mit Sinfoniekonzerten als mit konzertanten Aufführungen gängiger Opernwerke. Es zeigte sich, dass der Maestro vor allem ein passionierter Opernfan ist, beim Konzertrepertoire aber «fremdelt», wie ein Kritiker mäkelte. Erschwerend kam hinzu, dass Levine offenbar nicht bereit war, sich auch persönlich enger an München zu binden. Das brachte dem Meister aus New York weitere Minuspunkte ein in einer Stadt, die sich zwar gern mit international bekannten Namen schmückt, aber auch absolute Hingabe ans kommunale Ethos erwartet.

Als Nachfolger Levines, der sich an der Isar trotz fürstlichen Honorars sehr rar gemacht hatte, wird bald Christian Thielemann einen der renommiertesten Klangkörper in Deutschland übernehmen. Der legendäre Celibidache führte das Orchester einst zu Weltruhm, doch auch Levine hat sich mit seinem Wirken einen prominenten Platz in der langen Liste der Chefdirigenten der Münchner Philharmoniker gesichert. Und so verwundert es nicht, wenn Stadtoberhaupt Ude sich wünscht, dass der künftige Bostoner Orchesterchef noch häufig als Gastdirigent den «Weg zurück an das Pult der Münchner Philharmoniker» finden möge.

Robert Zsolnay

Die Chefdirigenten der Münchner Philharmoniker
München (ddp-bay). Die Münchner Philharmoniker wurden 1893 auf Privatinitiative von Franz Kaim, dem Sohn eines Klavierfabrikanten, gegründet. Für ein hohes Niveau sorgten von Anfang an renommierte Chef- und Gastdirigenten. Zu Letztgenannten zählte etwa der Komponist Gustav Mahler. Chefdirigenten waren unter anderem:

Ferdinand Löwe (1897-1898 und 1908-1914)
Felix von Weingartner (1898-1905)
Hans Pfitzner (1919/1920)
Siegmund von Hausegger (1920-1938)
Oswald Kabasta (1938-1945)
Hans Rosbaud (1945-1948)
Fritz Rieger (1949-1966)
Rudolf Kempe (1967-1976)
Sergiu Celibidache (1979-1996)
James Levine (1999-2004)
Christian Thielemann (ab 2004)