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Seine Onkels spielten Geige, sein Bruder das Saxophon, sein Vater liebte Mozart. Doch für Albert Mangelsdorff sollte es die Posaune sein. Und der Jazz natürlich. «Der Jazz hat mich fasziniert und gepackt», sagt Mangelsdorff, der am Freitag 75 Jahre alt wird. Einen «besonderen Reiz» habe der Jazz in seinen jungen Jahren zudem dadurch ausgeübt, dass er beim NS-Regime verpönt war. Doch Mangelsdorff wurde nicht nur vom Jazz «gepackt», er hat die damals noch wenig anerkannte Musikrichtung auch entscheidend mitgeprägt und gefördert.
Durch seinen älteren Bruder Emil kam Mangelsdorff im Alter von zwölf Jahren erstmals mit Jazz in Kontakt. Er brachte sich das Gitarre spielen selbst bei und studierte später Violine, Harmonielehre und allgemeine Musiktheorie. Seine Karriere als Berufsmusiker startete er 1947 mit 19 Jahren als Rhythmusgitarrist in der Otto-Laufner-Bigband. Nach weiteren Engagements übernahm er Mitte der 50er Jahre die Leitung des Jazz Ensembles des Hessischen Rundfunks. Seinen internationalen Durchbruch schaffte Mangelsdorff 1958 mit dem Auftritt beim bedeutenden Newport Jazz Festival in den USA.Es folgten Tourneen durch Westeuropa und Asien und viele Auszeichnungen. so der Deutsche Schallplattenpreis (1976), die Auszeichnung als weltbester Jazzposaunist durch das Fachmagazin «Downbeat» (1980), das Bundesverdienstkreuz (1982) und gleich mehrfach die Auszeichnung zum Europäischen Jazzmusiker des Jahres. Wichtiger aber noch als die Ehrungen war der Einfluss, den Mangelsdorff auf den Jazz genommen hat. Die «FAZ» sah in ihm bereits Ende der 70er Jahre «einen kulturellen Botschafter für eine
Emanzipation des Jazz».
In der Tat sieht auch Mangelsdorff selbst «die Akzeptanz des Jazz heute höher als früher.» Der Jazz sei als adäquate Musikrichtung zur Klassik anerkannt. Nicht zuletzt durch den Facettenreichtum Mangelsdorffs. Der Pianist Wolfgang Dauner, Gründer des United Jazz & Rock Ensembles und seit über 40 Jahren ein musikalischer Wegbegleiter Mangelsdorffs, lobt denn auch die «große Aufgeschlossenheit» des Jubilars für alle Musikströmungen. Gleichzeitig sei Mangelsdorff aber auch «konsequent und als Mensch unheimlich geradlinig».
Mangelsdorff, nachdem auch der seit 1994 alle zwei Jahre von der Union Deutscher Jazzmusiker verliehene Deutsche Jazzpreis benannt ist, weiß um den Einfluss und die Reputation, die er in der Musikwelt inne hat, ohne darüber zu sprechen. Auf die Frage, wen er heute als Jazzmusiker besonders schätze, sagt der Jubilar: «Ich möchte ungern Namen nennen, möchte mich nicht als Schiedsrichter aufspielen und Noten verteilen.»