Würzburg (ddp-bay). Der von der Stadt Würzburg mit sofortiger Wirkung beurlaubte Generalmusikdirektor (GMD) Jin Wang fordert vom Stadtrat eine neue Entscheidung über seine Personalie. Alle bisher gefassten Beschlüsse seien wegen grober Verfahrensfehler und rechtswidriger Verhaltensweisen der Stadt unwirksam, sagte Wangs Anwältin Elke Hambrecht am Donnerstag in Würzburg.
Nach einem mit großer Mehrheit gefassten Beschluss des Stadtrats vom vergangenen Donnerstag war Wang bei vollen Bezügen beurlaubt und ein Hausverbot gegen ihn ausgesprochen worden. Hambrecht warf Würzburgs Oberbürgermeister Georg Rosenthal (SPD) vor, die Nichtöffentlichkeit der Stadtratssitzung missbraucht zu haben, «um die Mitglieder des Stadtrats zu manipulieren», so Hambrecht. Entlastende Argumente seien dem Stadtrat nicht vorgetragen worden, der GMD sei arbeitsrechtlich noch nicht angehört worden. Deshalb beantragt Wang eine erneute Beratung über sein Engagement im Kulturausschuss und im Stadtrat Mitte Dezember.
Das Philharmonische Orchester des Würzburger Mainfranken-Theaters hatte sich kürzlich mit großer Mehrheit gegen eine Verlängerung des noch bis September 2010 laufenden Vertrages für den Dirigenten Jin Wang ausgesprochen. Spannungen zwischen den Orchestermusikern und dem GMD bestehen schon seit Beginn seines Engagements im Herbst 2006.
Die Staatsanwaltschaft Würzburg hatte wegen «versuchter Nötigung mit einem sexuellen Hintergrund» gegen Wang ermittelt. Betroffene war eine Aushilfsmusikerin und Bekannte von Jin Wang, die aber selbst keine Strafanzeige erstattet hatte. Das Verfahren wurde vorläufig eingestellt, nachdem Wang sich bereit erklärt hatte, 5000 Euro an gemeinnützige Einrichtungen zu bezahlen.