Zwickau - Der Klarinettist, Komponist und Dirigent Musiker Jörg Widmann erhält in diesem Jahr den Robert Schumann-Preis für Dichtung und Musik. Er wird für seine Kompositionen ausgezeichnet, so die Begründung der Jury, »die er aus der tiefen Vertrautheit mit den ihm davidsbündlerisch assoziierten Meistern der Vergangenheit wie der Gegenwart schafft und dabei mit unbezähmbarer Neugier nach Musikorten sucht, die vor ihm noch keiner betreten hat.«
»Seine Musik«, so die Jury weiter, »spricht auch ohne Worte in derselben Beredtheit wie in Werken, die auf Texten gründen. Seine Kompositionen tragen hohe Dichtung im Titel wie die Klaviersonate ›Fleurs du mal‹ oder das Ensemblestück ›Wandrers Nachtlied‹, ohne dass Baudelaire und Goethe hörbar zu Wort kommen. Sie schöpfen wortlos aus langen Traditionen wie in der orchestralen Trias Lied, Chor und Messe. Oder sie werden bestimmt von der mal lyrischen Intimität, mal pathosgeladenen Extravertiertheit, mal nonsenshaft-skurrilen Intensität von Texten Klabunds, Brentanos, Härtlings, Sloterdijks, des ›Knaben Wunderhorn‹, der Bibel und aus vielen Quellen mehr: Davon künden paradigmatisch die Oper ›Babylon‹, der Liederzyklus ›Das heiße Herz‹ oder das Oratorium ›Arche‹. Reden allein in Tönen ebenso wie im Surplus der Verbindung von Sprache und Musik kennzeichnet auch die Kunst Robert Schumanns, der sich Jörg Widmann seit langem tief verbunden fühlt und auf die er immer wieder antwortet, zuletzt in den fünf Stücken im Märchenton für Klarinette, Viola und Klavier ›Es war einmal‹.«
Der Preis wird alle zwei Jahre an Persönlichkeiten für ein herausragendes Werk auf dem Gebiet der Musik, der Dichtung sowie der Musikvermittlung vergeben. Er ist mit 15.000 € dotiert. Er wird seit 2012 von der Mainzer Strecker-Stiftung finanziert und war zunächst auf drei Verleihungen beschränkt. Unter dem Vorsitz von Dr. Peter Hanser-Strecker hat sich die Stiftung entschieden, ihr Engagement für diesen Preis nun mit langfristiger Perspektive fortzusetzen. Die Stiftung sieht in der interdisziplinären Struktur der Akademie die ideale Anbindung für diesen Preis. Als einzige der Akademien besitzt sie eine Klasse der Literatur und der Musik und betreut im Rahmen des Akademienprogramms zahlreiche musikwissenschaftliche Editionen.
Vorherige Preisträger waren Pierre Boulez, Wolfgang Rihm und Aribert Reimann.
Der Preis wird am 8. November 2018, 19 Uhr, in der Akademie der Wissenschaften und der Literatur verliehen. Die Laudatio hält der frühere Vorstand der Wiener Philharmoniker und Violonist Prof. Dr. Clemens Hellsberg. Eine gesonderte Einladung mit Programm erfolgt. Die Teilnahme erfolgt auf Einladung. Pressevertreter sind herzlich willkommen.
Jörg Widmann: www.joergwidmann.com