Mainz - Der österreichische Autor Josef Haslinger ist in das Amt des Stadtschreibers von Mainz 2010 eingeführt worden. Haslinger sei ein «Autor der Bilder und der Bildhaftigkeit», sagte der ZDF-Programmdirektor Thomas Bellut am Donnerstag bei Haslingers Einführung im Mainzer Rathaus. Der 54-jährige Autor von «Phi Phi Island» (2007) und «Opernball» (1995) wird für die kommenden zwölf Monate in der Stadtschreiberwohnung über dem Mainzer Gutenbergmuseum wohnen und gemeinsam mit dem ZDF eine Film-Dokumentation produzieren.
Es gebe unter den bedeutenden deutschsprachigen Schriftstellern gegenwärtig keinen, der weiter entfernt sei von intellektuellen Attitüden und poetischem Selbstzweck als Haslinger, sagte der Autor Ilija Trojanow bei der Laudatio. Er lobte Haslingers «aufklärerische Grundhaltung» und seine vehemente Aufforderung zu Vergangenheitsbewältigung, insbesondere der Nazi-Vergangenheit. Es gebe nur wenige Autoren wie ihn, deren Stimme man vermisse, wenn sie schwiegen. Im Jahr 2007, als Trojanow selbst zum Mainzer Stadtschreiber gekürt wurde, hatte Haslinger die Laudatio gehalten.
Der Mainzer Oberbürgermeister Jens Beutel (SPD) nannte Haslinger einen «europäischen Schriftsteller», dessen Blick eher auf dem Verbindenden zwischen den Nationen liege als auf dem Trennenden.
Die Auszeichnung als Stadtschreiber vom ZDF, 3sat und der Stadt Mainz wurde in diesem Jahr zum 26. Mal vergeben und ist mit 12 500 Euro Preisgeld verbunden. Vorgängerin von Haslinger im Jahr 2009 war die Berliner Autorin Monika Maron.
Josef Haslinger ist 2010 Stadtschreiber von Mainz. ddp hat den Lebenslauf des österreichischen Autors und Literaturprofessors in fünf Daten zusammengefasst:
- Geboren am 5. Juli 1955 in Zwettl (Niederösterreich). Verließ mit 16 Jahren das Elternhaus, besuchte zeitweise ein Klosterinternat und studierte nach der Matura Philosophie, Theaterwissenschaften und Germanistik in Wien
- 1977 begründete er mit dem Wiener Autoren Gustav Ernst die sozialkritische Literaturzeitschrift «Wespennest»
- Zu seinen bedeutendsten Werken zählen: «Phi Phi Island. Ein Bericht» (2007); «Das Vaterspiel» (2000); «Opernball» (1995); «Der Tod des Kleinhäuslers Ignaz Hajek» (1985) und «Der Konviktskaktus» (1980)
- Zu seinen wichtigsten Auszeichnungen zählen: Literaturpreis der Stadt Wien (2000); Stipendium des Deutschen Literaturfonds (1996, 1994 und 1985); Österreichisches Dramatikerstipendium (1988); erostepost-Literaturpreis (1989, erster Preisträger); Förderungspreis der Stadt Wien (1984); Österreichisches Staatsstipendium für Literatur (1982); Theodor-Körner-Preis (1980)
- Seit 1996 Lehrstuhl für literarische Äthestik an der Universität Leipzig; 1995 Dozententätigkeit an der Universität Kassel; 1980 Promotion über «Die Ästhetik des Novalis»