Dresden - König, Patriarch und Schurke - Rolf Hoppe lässt sich nicht festlegen. Sein Nazi-General in «Mephisto» und Vater Wieck in «Frühlingssinfonie» sind Legende. Am 6. Dezember wird der vielseitge Schauspieler 85 Jahre alt.
«Am meisten hänge ich an den kleinen Rollen.» Rolf Hoppe sitzt in seinem Blockhaus am Stadtrand von Dresden. Eine ganze Parade großer Nussknacker säumt den Ofensims. «Das Wichtigste ist ein gutes Zuhause», sagt Hoppe, der nächsten Sonntag (6. Dezember) 85 Jahre alt wird, und zieht an seiner Pfeife. «Die hat mir der Doktor in den 1940er Jahren verordnet, statt Zigaretten.»
Von Ruhestand keine Spur, drei Filme hat der gealterte Mime mit grauem Vollbart und den lustigen blauen Augen in diesem Jahr gedreht. Und 2016 gibt es neue Projekte. «Ich arbeite gern, es ist ja auch ein schöner Beruf», sagt er. Er freut sich darüber, dass er nach wie vor gefragt ist. Nur mit seiner Kraft muss er inzwischen sparsamer umgehen.
Deshalb hat er die große Bühne längst verlassen, auch im eigenen Hoftheater im nahen Weißig ist er nur noch Zuschauer. «Es ist zu anstrengend.» Seine «Spielwut» lebte Hoppe erstmals in einer Laientheatergruppe in seinem Heimatort Ellrich im Harz aus. Damals verdiente sich der Thüringer sein Geld noch als Kutscher und Bäcker.
Sein General Göring als Gegenspieler von Klaus Maria Brandauer in István Szabós preisgekrönter Verfilmung von Klaus Manns Roman «Mephisto» machte ihn 1980 dann international bekannt. Auch als Vater der Pianistin Clara Schumann in der «Frühlingssinfonie» von Peter Schamoni zeigte Hoppe Weltklasse. Bei den Salzburger Festspielen war er mehrmals der Mammon im «Jedermann».
Seit 1963 füllte Hoppe mehr als 400 Film- und Bühnenrollen aus und gab im Theater fast allen klassischen und komischen Figuren der Weltliteratur Gestalt. Der Versuchung, der DDR beim Dreh im Ausland den Rücken zu kehren, erlag er nie. «Der Bauer hängt an seiner Scholle.» Und er blieb auch im neuen Film-Deutschland begehrt, spielte in «Bronsteins Kinder», «Schtonk!», «Mario und der Zauberer» und den Rabbi im Kinoerfolg «Alles auf Zucker».
Nun nimmt sich der dreifache Großvater mehr Zeit für sich und die Familie. In gut 50 Jahren Karriere gibt es nur zwei weiße Flecken: «Einen Kindermörder würde ich nie spielen», sagt der Darsteller, der lange als «Bösewicht vom Dienst» galt. Die andere Ausnahme ist eher ungewollt: eine Liebhaberrolle wurde ihm nie angeboten. «Ein dicker Mann kann doch auch liebhaben.» Seine Bilanz trübt das nicht. «Ich habe ein gutes Leben.» Angst vor dem Tod hat der Mime nicht, wünscht sich nur einen erträglichen Übergang. «Wenn es so weit ist, dann ist es so weit.»