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Komponist, Organist, Professor: Theo Brandmüller ist tot. Foto: Charlotte Oswald
Komponist, Organist, Professor: Theo Brandmüller ist tot. Foto: Charlotte Oswald
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Komponist, Organist und Hochschullehrer: Theo Brandmüller ist tot

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Theo Brandmüller ist tot. Wie die Hochschschule für Musik Saar mitteilte, verstarb der Komponist, Organist und Hochschullehrer am 26. November im Alter von 64 Jahren. Brandmüller, 1948 in Mainz geboren, war seit 1979 als Professor für Komposition, Analyse und Orgelimprovisation an der Saarbrücker Hochschule tätig gewesen. Lesen Sie hier die Würdigung, die Gerhard Rohde in der Februar-nmz 2008 zum 60. Geburtstag Theo Brandmüllers schrieb:

Es gibt Komponisten, deren Werke unablässig bei den verschiedensten Festivals Neuer Musik uraufgeführt werden – mit unterschiedlichem Gelingen natürlich. Und dann leben irgendwo die Stilleren im Lande, die zwar auch komponieren, aber mit ihren Schöpfungen nicht marktschreierisch überall hervortreten.

Einer von diesen angenehmen Stillen heißt Theo Brandmüller. In Mainz 1948 geboren, Studium der Schul-und Kirchenmusik, Komposition bei renommierten Größen wie Giselher Klebe, Mauricio Kagel, Cristobal Halffter und Olivier Messiaen, trat er international erst 1979 mit seiner Lorca-Vertonung „Ach, trauriger Mond“ auf dem Weltmusikfest der IGNM in Athen nachdrücklich hervor. Federico Garcia Lorcas kultisch-mythischer Gestus, seine poetische Magie haben Brandmüller immer wieder angezogen bis hin zu dem großen Orchesterwerk „Cis-Cantus III“ von 1987, in dem er dem Dichter hohe Klang-Kathedralen baut (Brandmüller ist auch ein vorzüglicher Organist), deren Materialien dann zunehmend vergeistigt, gleichsam entmaterialisiert werden: Der poetische Geist existiert auch nach der physischen Auslöschung (Lorca wurde 1935 von den Falangisten ermordet) ungebrochen weiter. Brandmüllers Glaube an die Kunst, an die Kraft einer Hofmannsthal’schen „Verwandlung“, verbindet sich mit einem politisch-gesellschaftlichen Engagement.

Diese Doppelbödigkeit der ästhetischen Auffassungen prägt auch die scheinbare Heiterkeit in seinem Schaffen. Bei Christian Morgenstern öffnete er hinter der lockeren Unbeschwertheit der Texte die hintergründig-philosophischen Dimensionen: „Morgenstern Abendstern“ und die „Missa Morgenstern“ sind dafür signifikante Beispiele. In seiner „Fred-Astaire-Music“ von 1986 beschwört er hinter der Maske tänzerischer Virtuosität auch die melancholische Erinnerung an einen großen Künstler. Und Brandmüllers zweites Streichquartett von 1986 würde sich mit seiner Ausgespanntheit zwischen Materialvergeistigung und Expression sicher bestimmt vorteilhaft in einer Konfrontation mit Beethovens späten Quartetten behaupten. Zu Brandmüllers sechzigstem Geburtstag am 2. Februar 2008 hat das Label „perc.pro“ (40022007) zusammen mit dem Saarländischen Rundfunk eine CD mit vier Werken Brandmüllers herausgebracht, darunter der „Traurige Mond“ für Schlagzeug solo und Streicher sowie die dramatisch gespannte „Antigone“ für Chor mit Soli, zwei Klaviere und Schlagzeug. Es lohnte, dies zum Anlass zu nehmen, sich mit Theo Brandmüllers Werk intensiver zu befassen.

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