Essen/Düsseldorf (ddp-nrw). NRW-Kulturstaatssekretär Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff (CDU) hat sich in den Streit um den Rauswurf des Essener Philharmonie-Intendanten Michael Kaufmann eingemischt. Essen müsse sich fragen lassen, ob man «wirklich» Kulturhauptstadt Europas im Jahr 2010 sein wolle, sagte Grosse-Brockhoff der «Westdeutschen Allgemeinen Zeitung» (Donnerstagausgabe). Er habe da seine Zweifel.
Normalerweise kommentiere er kommunale Angelegenheiten nicht, fügte der Staatssekretär hinzu. Aber jetzt gehe es um die Kulturhauptstadt, somit sei auch das Land betroffen. Das Essener Philharmonie-Programm sei unter Kaufmann einer Kulturhauptstadt würdig. Ein Projekt wie eine neue Philharmonie brauche länger als fünf Jahre, um sich zu etablieren. Das angebliche Defizit von 1,5 Millionen Euro, das zur vorzeitigen Kündigung des Intendanten geführt hatte, bezeichnete er als «überschaubar».
Der Aufsichtsrat der Theater und Philharmonie Essen GmbH (TUP) hatte am 22. September den Vertrag mit Kaufmann wegen Überziehung dessen Etats um 1,5 Millionen Euro in den vergangenen beiden Spielzeiten mit sofortiger Wirkung beendet. Kaufmann kündigte an, sich mit juristischen Mitteln gegen seinen Rauswurf zu wehren. Noch im vergangenen Jahr war der Vertrag des 47-Jährigen bis 2013 verlängert worden. Auf die Stadt kommen nun möglicherweise hohe Abfindungszahlungen zu.
Unter anderem hatte bereits der Dirigent Kurt Masur den Rauswurf Kaufmanns kritisiert. Er sei «entsetzt über die plötzliche Entlassung von Michael Kaufmann», so Masur. Kaufmann sei der «fähigste und wertvollste Intendant» in Deutschland.