Leipzig - Der Leipziger Stadtrat entscheidet heute (19. Januar, 14.00 Uhr) endgültig über die Abwahl des umstrittenen Kulturdezernenten Michael Faber. In einem ersten Wahlgang am 15. Dezember hatten sich 48 Stadträte für eine Abwahl ausgesprochen, das entsprach exakt der notwendigen Zwei-Drittel-Mehrheit. Damit die Abwahl wirksam wird, bedarf es aber eines zweiten erfolgreichen Wahlganges, wie die Stadt informierte.
Da der erste Wahlgang denkbar knapp ausgegangen war, obwohl rechnerisch mehr Ja-Stimmen möglich gewesen wären, ist auch fraglich, ob die zweite Wahl für Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD), der die Abwahl vorantreibt, erfolgreich sein wird. Für Unbehagen sorgt bei den Stadträten auch, dass eine Abwahl Fabers eventuell nur mit den zwei NPD-Stimmen im Stadtrat möglich werden könnte. SPD-Stadtrat Gunter Müller hat bereits gefordert, das Abwahlverfahren deswegen zu stoppen.
Oberbürgermeister Jung hatte Ende 2010 erklärt, Faber werde den hohen Ansprüchen, die Leipzig an seine Kultur stelle, nicht gerecht. Er habe kein Vertrauen mehr zu ihm. Zahlreiche Intendanten und andere Verantwortliche der Kultur in Leipzig hatten von Beginn an Faber abgelehnt. Anfang November hatte Jung ihm dann die Zuständigkeiten für die Hochkultur entzogen. Der den Linken nahestehende Faber ist seitdem lediglich noch zuständig für Zoo, Naturkundemuseum, Volkshochschulen, Marktamt und das Kulturamt. Er ist erst seit April 2009 im Amt.
Faber ist nicht der erste Dezernent, gegen den in Leipzig ein Abwahlverfahren angestrengt wird. 2004 musste der damalige Stadtkämmerer Peter Kaminski wegen dubioser Finanzgeschäfte seinen Posten räumen. Ein Jahr später dann verabschiedeten sich die Stadträte von Ordnungsbürgermeister Holger Tschense, der wegen zahlreicher Autofahrten ohne Führerschein in die Schlagzeilen geraten war.