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Laute Töne waren seine Sache nie. Mit sanften Klängen wurde Reinhard Mey zu einem der bekanntesten Liedermacher in Deutschland. Seine Markenzeichen: Nickelbrille, Lederjacke und auf der Bühne nur die Gitarre.
Berlin (ddp). Zu laut war Mey im Sommer dann auch das Rasenmähen der Nachbarn seines Feriendomizils in Kampen auf Sylt. In einem nach eigenen Worten «satirischen» Brief an die Gemeinde ereiferte sich der Barde über die Störenfriede, die mit «Höllenlärm» auf «handtuchgroßen Grundstücken kleinen, unschuldigen Grashalmen den Garaus» machten.Das sorgte für Schlagzeilen, zumal er die Ruhestörer auch noch als «Gartennazis» - in Anlehnung an das Lied «Der Gartennaz» von Georg Ringsgwandl - betitelte. «Ich streite nicht um des Streitens willen», sagte er dazu in einem Interview. «Aber wenn es sein muss, gehe ich Konfrontationen nicht aus dem Weg.» Am 21. Dezember wird der streitbare Sänger, der mit seiner Familie in Berlin lebt, 60 Jahre alt.
Seine Plattenfirma schenkte ihm zum Ehrentag das Doppelalbum «Hommage an Reinhard Mey». Darauf geben Sangeskollegen wie Xavier Naidoo, BAP, Thomas D. , Ulla Meinecke und Guildo Horn seine Hits von «Über den Wolken» bis «Der Mörder ist immer der Gärtner» zum Besten. «Ich nehme die Tatsache, dass ich 60 werde, sehr gelassen hin und feiere diesen Tag in aller Stille zurückgezogen mit meiner Familie - es werden schließlich alle 60, wenn sie nicht vorher in die ewigen Jagdgründe aufgebrochen sind», meint der Jubilar selbst.
Die Musik machte der 1942 in Berlin geborene Sänger - der unlängst auch in der Fernsehkomödie «Der Frauenversteher» von Jan Josef Liefers einen Flugzeugmechaniker spielte - in den 60er Jahren zu seinem Broterwerb. Der große Erfolg kam für Mey, der in Berlin das französische Gymnasium besucht hatte, zunächst in Frankreich. Dort trat Reinhard Friedrich Michael Mey unter dem Künstlernamen «Frédérik» und mit französischen Titeln auf. Seine erste LP in Deutschland erschien 1967 unter dem Titel «Ich wollte wie Orpheus singen».
Es folgten rund vier Dutzend Alben, mehr als 500 Lieder auf Deutsch und Französisch, ausgedehnte Tourneen, Fernsehauftritte. Die Lieder des einstigen leidenschaftlichen Sportfliegers sind autobiografisch angehaucht, andere widmen sich Themen wie Umwelt, Frieden und gesellschaftlichen Missständen. Den Refrain von «Über den Wolken» («..... muss die Freiheit wohl grenzenlos sein») kann immer noch jeder mitsingen.
Seine Fans halten Mey bis heute die Treue. Und ans Aufhören denkt er auch mit 60 noch lange nicht. Er wolle weitertexten und singen, bis ihn der Sensenmann hole, betonte er. Erst Mitte November beendete er seine zweimonatige Mammuttournee «Rüm Hart» (Großes Herz) durch zahlreiche Städte in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Auch die Rasenmähposse nahm der Sänger dabei musikalisch aufs Korn: «\'Der Mörder ist immer der Gärtner\', ach, die Wirklichkeit ist viel, viel schlimmer.... Irgendein Depp mäht immer irgendwo.»