Hinter dem sperrigen Namen steckt Deutschlands mächtigste
Kulturinstitution. An der Spitze der Stiftung Preußischer
Kulturbesitz steht bald erstmals eine Frau.
Berlin - Mit Marion Ackermann wechselt erstmals eine Frau an
die Spitze der mächtigsten Kulturinstitution in Deutschland. Die
59-Jährige soll im kommenden Jahr als Präsidentin die Leitung der
Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) übernehmen. Die bisherige
Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden wurde vom
SPK-Stiftungsrat in Berlin zur Nachfolgerin von Hermann Parzinger
(65) bestimmt, wie Kulturstaatsministerin Claudia Roth als
Stiftungsratsvorsitzende bekanntgab. Der seit 2008 amtierende
Präsident scheidet im nächsten Jahr altersbedingt aus dem Amt.
Ackermann leitet die Kunstsammlungen seit 2016 als Verbund aus 15
Museen und vier Instituten. Die Kunsthistorikerin war zuvor von 2003
an Leiterin des Kunstmuseums Stuttgart und von 2009 an der Spitze der
Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen. Daneben agierte sie etwa in der
Bizot-Group, einer internationalen Verbindung für große
Ausstellungsprojekte oder im Präsidium des Goethe-Instituts. Zudem
ist sie bereits im Stiftungsbeirat der SPK aktiv.
Ausgezeichnete Museumsmanagerin
Roth sprach von einer exzellenten Wahl. Ackermann habe gezeigt, wie
erfolgreich sie Einrichtungen leiten könne. «Sie ist eine
ausgezeichnete Museumsmanagerin, Kunstpraktikerin, Strategin und was
für uns auch sehr wichtig war in der Überlegung: Sie ist bestens
international vernetzt», sagte die Grünen-Politikerin. Ackermann
werde die Stiftung mit großer Kreativität, neuen Ideen und viel
Energie in eine erfolgreiche und nachhaltige Zukunft führen. Der zum
1. Juni nächsten Jahres für fünf Jahre geschlossene Vertrag habe eine
Option für eine Wiederwahl.
Für die Länder sieht Sachsen-Anhalts Kultusminister Rainer Robra
(CDU) in Ackermann «eine erfrischende Außenperspektive und
Verständnis für föderales Arbeiten» vereint. «Diese Kombination aus
herausragenden Führungsqualitäten und tiefem Kunst- und
Kulturverständnis macht sie zur idealen Nachfolge.»
Größe Kultureinrichtung in Deutschland
Ackermann kündigte an, sie wolle die internationale Strahlkraft der
Stiftung noch weiter steigern und sich dafür mit Kolleginnen und
Kollegen in anderen Ländern stärker vernetzen und austauschen. Mit
Blick auf die Lage in Deutschland sagte Ackermann, sie wolle dazu
beitragen, mit Mitteln der Kunst Polarisierungen zu überwinden.
Die SPK ist die größte und wichtigste Kultureinrichtung in
Deutschland. Zu der von Bund und allen Ländern getragenen Stiftung
mit rund 2000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gehören neben der
Staatsbibliothek Berlin und mehreren Instituten auch die Staatlichen
Museen zu Berlin mit 15 Sammlungen und 4,7 Millionen Objekten an 19
Standorten. Darunter sind auch weltweit bekannte und renommierte
Institutionen wie Gemäldegalerie, Pergamonmuseum oder die zur
Nationalgalerie gehörenden Häuser Alte Nationalgalerie, Neue
Nationalgalerie und Hamburger Bahnhof - Nationalgalerie der
Gegenwart.
Stiftung im Umbruch
Bisher gilt die Stiftung als zu behäbig und international nicht
konkurrenzfähig. Deswegen bekommt sie eine neue Struktur, mit der die
einzelnen Institutionen unter anderem mehr Autonomie bekommen
sollen.
Die Reform hängt auch von zusätzlichen Finanzen ab. Zusammen tragen
alle Länder rund 15 Prozent des Budgets, etwa 8 Prozent davon Berlin
als Sitzland. Der Bund zahlt rund 85 Prozent. Der aktuelle Jahresetat
liegt bei 400 Millionen Euro, 106 Millionen davon werden als
Bauhaushalt allein vom Bund getragen.
Sitzung zur Zukunft mit Kanzler Scholz
Durch die Reform wird ein zusätzlicher Finanzbedarf von rund 31
Millionen Euro erwartet. Die Länder haben bisher eine Erhöhung ihres
Anteils um rund drei Millionen Euro in Aussicht gestellt. Vom Bund
gibt es noch keine konkreten Zahlen.
Mit Reform und Finanzierung wollen sich nach Angaben von Roth und
Robra Bund und Länder in einer Sitzung mit Bundeskanzler Olaf Scholz
am 12. Dezember befassen.
Hauptrubrik
Marion Ackermann erste Frau an Spitze der Preußen-Stiftung
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