Leipzig - Die vorzeitige Abwahl des umstrittenen Leipziger Kulturdezernenten Michael Faber ist gescheitert. Am Mittwoch stimmten lediglich 44 Stadträte für seine Abwahl, nötig gewesen wären 48 Ja-Stimmen, wie die Stadtverwaltung mitteilte. Im ersten Wahlgang am 15. Dezember war diese Zwei-Drittel-Mehrheit noch knapp erreicht worden. Das Wahlergebnis ist auch eine Niederlage für Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD), der erklärt hatte, kein Vertrauen mehr zu Faber zu haben und ihm im November die wichtigsten Kompetenzen im Amt entzogen hatte.
Jung sagte nach der gescheiterten Abwahl, er halte seine damals getroffenen Entscheidungen nach wie vor für richtig. Er erwarte jetzt, dass sich Faber in die Verwaltung einfüge. Die Kompetenzbeschneidung bleibe bestehen.
Dem Abwahlverfahren vorausgegangen war ein jahrelanger Streit über die Besetzung des Bürgermeisterpostens, nachdem der langjährige Kulturdezernent Georg Girardet in Pension gegangen war. Die Chefs von Gewandhaus, Oper und Centraltheater hatten bereits vor der Wahl im April 2009 erklärt, dass sie den der Linken nahestehenden Verleger Faber für nicht kompetent genug halten, dieses für die Stadt so wichtige Amt auszufüllen. Schlagzeilen machte Faber nach seiner Wahl mit Forderungen, der Thomanerchor solle häufiger in weltlicher Umgebung singen und nicht so oft in der Thomaskirche. Im September 2010 erklärte Faber, das Stelen-Projekt in der Stadt zum Gedenken an die Montagsdemonstration vom 9. Oktober 1989 müsse kleiner ausfallen als geplant. Er soll zudem gesagt haben, 1989 sei nur ein beliebiges Jahr in der tausendjährigen Geschichte der Stadt. Hohe Wellen schlug auch das Vorgehen Fabers im Zusammenhang mit der Kürzung der Kulturförderung der Stadt durch den Freistaat. Während sich die Kulturszene einen deutlichen Einsatz Fabers für mehr Geld erhofft hatte, zeigte sich dieser öffentlich wenig angriffslustig.
Ende 2010 erklärt Oberbürgermeister Jung dann, Faber werde den hohen Ansprüchen, die Leipzig an seine Kultur stelle, nicht gerecht. Er habe kein Vertrauen mehr zu ihm. Anfang November hatte Jung ihm dann die Zuständigkeiten für die Hochkultur entzogen. Der den Linken nahestehende Faber ist seitdem lediglich noch zuständig für Zoo, Naturkundemuseum, Volkshochschulen, Marktamt und das Kulturamt.