Die neue musikzeitung hat ihre interaktiven Tätigkeiten ausgeweitet. Mit dem Kulturinformationszentrum stellen wir die engagierte Diskussion in das Zentrum der Aktivitäten im Netz. An dieser Stelle können Fragen gestellt, Informationen verbreitet und die Arbeiten anderer kultureller Initiativen zur Darstellung gebracht werden.
Ernst von Siemens Preis 2003
Am 22. wurde Wolfgang Rihm im Münchner Cuvilliés-Theater mit dem Ernst von Siemens Musikpreis 2003 (in Höhe von 150.000 Euro) ausgezeichnet. Die Jury befand unter anderem: „Als vielseitig gebildeter Musiker pflegt er (Rihm) einen intensiven Dialog mit den anderen Künsten. Gleichwohl hat er sich nie in den Elfenbeinturm zurückgezogen. Sein präzises, von philosophischen Fragen geleitetes Nachdenken über Probleme des künstlerischen Schaffens hat literarisches Niveau und öffnet dem Zuhörer und Leser weite Horizonte. Man befand sich bei der Feier im inzwischen wohlvertrauten und illustren Kreis. Der Musikwissenschaftler Reinhold Brinkmann, Preisträger von 2001, hielt die Laudatio und plädierte beschwörend für den Fortbestand der großen Künstlerpersönlichkeiten, zu denen Rihm fraglos zähle. Seine Arbeit widersetze sich damit den Verschwindetendenzen in einer Gesellschaft, die künstlerische Werte immer mehr marginalisiert und unter dem Fetisch des Entertainments an die Wand drängt. Einer der weltweit bedeutendsten Musikpreise legitimiert sich, dem Willen des Stifters Ernst von Siemens gehorchend, durch Künstler, deren Profil, deren Gesamtwerk zum Preis in entsprechendem Verhältnis steht. Freilich hat man inzwischen längst die Zeichen (und Bedürfnisse) der Zeit erkannt, zum Hauptpreis, der nur ungefähr ein Zehntel der insgesamt vergebenen Mittel ausmacht, treten fruchtbare Fördermaßnahmen für Institutionen, Ensembles oder Einzelpersönlichkeiten, die im Bereich der zeitgenössischen Musik arbeiten. Ebenso wurden auch dieses Jahr drei Förderpreise an jüngere Komponisten vergeben. Mit ihnen wurden Chaya Czernowin (hier muss man sich fragen, ob ein solcher Preis für die rennommierte und höchst differenziert arbeitende Komponistin noch angemessen ist, nicht gar eine Minderung ihres Wirkens darstellt), Jörg Widmann und Christian Jost (u. r.) ausgezeichnet. RS
Fotos: Rihm (Charlotte Oswald), Czernowin (Klaus Fröhlich), Jost (Monika Rittershaus), Widmann (Siemens-Archiv)
Hindemith-Preis an Saunders
Der Paul Hindemith-Preis wird im Rahmen des Schleswig-Holstein Musik Festivals 2003 (SHMF) der 1967 in London geborenen Komponistin Rebecca Saunders verliehen. Eine Jury unter Vorsitz des SHMF-Intendanten Rolf Beck votierte für die junge Komponistin als Gewinnerin des Preises, der von der Schweizer Hindemith-Stiftung, der Rudolf und Erika Koch-Stiftung sowie der Walter und Käthe Busche-Stiftung gestiftet wird. In einem Festakt wird der mit 20.000 Euro dotierte Preis im Verlaufe des Schleswig-Holstein Musik Festivals überreicht. Zu den bisherigen Trägern des Paul Hindemith-Preises, mit dem seit 1990 alljährlich das Schaffen zeitgenössischer Komponisten gewürdigt wird, zählen Matthias Pintscher (2000), Thomas Adès (2001) und Jörg Widmann (2002). Die diesjährige Preisträgerin Rebecca Saunders ist keine Unbekannte in der internationalen jungen Komponisten-Szene. Bereits 1992 beim Illinger Burgfest und 1993 beim Darmstädter Forum Junger Komponisten präsentierte sie ihre Werke, die in den folgenden Jahren unter anderem bei den Stuttgarter Tagen für Neue Musik (1994), den Wittener Tagen für Neue Musik (1996/1998), der Berliner Biennale (1999) und dem Huddersfield Festival (1999) zur Aufführung kamen. Von 1991 bis 1994 studierte sie an der Mu-sikhochschule Karlsruhe bei Wolfgang Rihm Komposition und promovierte von 1994 bis 1997 an der University of Edinburgh im Fach Komposition bei Nigel Osborne. Bereits 1995 wurde sie von der Akademie der Künste in Ber-lin (Busoni Förderpreis) und 1996 von der Ernst von Siemens-Stiftung (Förderpreis für Komposition) ausgezeichnet. Rebecca Saunders lebt derzeit als freischaffende Komponisten in Berlin.
Weiter mit Cambreling
Sylvain Cambreling hat seinen Vertrag als Chefdirigent des SWR Sinfonieorchesters Baden-Baden und Freiburg bis zum Jahr 2006 verlängert. Neben Cambreling bleiben Michael Gielen sowie Hans Zender dem Orchester als ständige Gastdirigenten weiterhin verbunden. Die personelle Konstellation dürfte garantieren, dass das Engagement des SWR-Orchesters für die Neue Musik auch in Zukunft konsequent fortgesetzt wird. Dass Cambrelings Vertrag allerdings vorerst nur um drei Jahre verlängert wurde, erweckt Misstrauen. Könnte die Befristung bedeuten, dass die SWR-Intendanz dann freie Hand haben möchte, wenn es darum ginge, die beiden Sinfonieorchester der zum SWR vereinigten Sender in Baden-Baden und Stuttgart zu einem Klangkörper zu verschmelzen? gr
Hewig DTKV-Vorsitzender
Auf seiner Delegiertenversammlung am 5. April 2003 in Bayreuth hat der Landesverband Deutscher Tonkünstler e.V., die berufständige Vertretung der Privatmusiklehrer, Komponisten, Instrumentalisten und anderer Musikberufe, seinen neuen Vorsitzenden gewählt. Dirk Hewig, Musikreferent im Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst, übernahm die Position der bisherigen Vorsitzenden Linde Dietl, die nun den ersten stellvertretenden Vorsitz inne hat. Außerdem wurden Elke Tober-Vogt zur zweiten Vorsitzenden, Jürgen Lachner zum Schatzmeister und Steffen Zeller vom Regionalverband Würzburg zum Schriftführer gewählt.
Die Delegiertenversammlung verabschiedete auch eine neue Satzung, die entsprechend den neuen Entwicklungen die Satzung von 1984 aktualisiert.