Die neue musikzeitung hat ihre interaktiven Tätigkeiten ausgeweitet. Mit dem Kulturinformationszentrum stellen wir die engagierte Diskussion in das Zentrum der Aktivitäten im Netz. An dieser Stelle können Fragen gestellt, Informationen verbreitet und die Arbeiten anderer kultureller Initiativen zur Darstellung gebracht werden.
Orgel und Oratorium
Der tschechische Komponist Petr Eben gestorben
In unserem Musikleben erschienen seine Werke eher punktuell. In seiner tschechischen Heimat jedoch war Petr Eben ein hoch geachteter Komponist, Organist und Pädagoge. Am 22. Januar 1929 wurde er in Zamberk geboren. Erste Studien galten dem Klavier, dem Violoncello und der Orgel. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er in die Akademie für Musik in Prag aufgenommen, wo er unter anderem Klavier bei Frantisek Rauch und Komposition bei Pavel Borkovec studierte. Seine Lehrtätigkeit führte ihn von Prag auch einmal nach Westen: in Manchester war er Professor für Komposition am Royal Northern College of Music. Danach erhielt er einen Ruf an die Akademie für aufführende Künste in Prag, das Prager Frühlings-Festival wählte ihn zum Präsidenten.
Petr Eben schrieb eine Vielzahl unterschiedlicher Werke aller Genres. Das Oratorium „Apologia Socrateus“, Orgelkonzerte, die „Missa cum populo“ für das Festival in Avignon, ein weiteres Oratorium, „Heilige Symbole“ für Salzburg, die Kirchenoper „Jeremias“ sowie zahlreiche orchestrale und kammermusikalische Kompositionen, unter denen ein Klavierkonzert von 1960 und die Sinfonie „Nachtstunden“ von 1975 am bekanntesten sind. In vielen seiner Werke fällt ein expressiver archaisierender Zug auf, der seiner Musik die individuelle Prägung verleiht. Im Jahr 2000 wurde Petr Eben mit dem Preis der Europäischen Kirchenmusik ausgezeichnet. Jetzt ist der Komponist im Alter von achtundsiebzig Jahren in Prag gestorben.
Unabhängig, eigenständig
Lee Konitz wird 80 und tourt durch Deutschland
Lee Konitz gilt als die Schlüsselfigur des frühen Cool Jazz. Seine Markenzeichen – ein klarer, vibratoarmer Saxophonton, die zurückgenommene Spielweise sowie seine komplexen Soli – prägen sein Spiel bis heute. Anno 1949 war Lee Konitz sowohl an der ersten freien Aufnahme des Jazz überhaupt beteiligt – „Intuition“/„Disgression“ mit dem Ensemble des blinden Pianisten Lennie Tristano – als auch an den Sessions zu Miles Davis wegweisendem Album „Birth Of The Cool“. Damals war er gerade 22 Jahre alt, hatte es aber bereits geschafft, am Altsaxophon nahezu unbeeindruckt von damaligen Übervater des Bebops, Charlie Parker, zu präsentieren. Lee Konitz hat im Laufe des folgenden halben Jahrhunderts mit nahezu jedem gespielt, der im modernen Jazzsegment von Bedeutung war und ist. Dazu gehören Dave Brubeck und Bill Evans ebenso wie Anthony Braxton und Max Roach, Attila Zoller und Albert Mangelsdorff ebenso wie Charlie Haden und Brad Mehldau. Zur Zeit ist er in verschiedenen Besetzungen in Deutschland auf Konzerttournee.
Foto: Ssirus W. Pakzad
Nachtlieder und Taschensymphonik
Förderpreis Musik 2007 der Landeshauptstadt München
Ende Oktober verlieh Münchens neuer Kulturreferent, Hans-Georg Küppers, „seine“ ersten Förderpreise Bildende Kunst, Angewandte Kunst, Architektur, Fotografie und Musik. Während die Preisträger der ersten vier Kunstgattungen mit einem opulenten Bildband auf ihren weiteren curriculum vitae geschickt wurden, war es den Musikern vorbehalten, die Verleihungszeremonie zu gestalten. Zwischen Preisübergabe, Händedrücken und Namen ablesen gab es so für die Gäste im i-Camp/Neues Theater München ein kleines und feines Konzert zu erleben. Preisträgerin Sabine Liebner spielte aus ihrem Morton Feldman Programm die „Extensions 3“ und erzeugte mit Feldmans hingehauchten Klängen Stille, Aufmerksamkeit und Spannung im Saal, von der Laudator Küppers profitierte. Helga Pogatschar wurde als nächste Musikpreisträgerin geehrt. Der aus Südafrika stammende Blockflötist Stefan Temmingh brachte den nötigen Witz und die nötige Virtuosität mit, um Pogatschars skurrile Miniatur aus Text, Zuspielungen und Livemusik über die Rampe zu bringen. Amüsierter Beifall. Der dritte Preisträger, Markus Schmitt, führte seine Komposition selbst auf: Er begleitete die Mezzosopranistin Liat Himmelheber bei seinen „Zwei Nachtliedern“ mit Texten von Said und Goethe am Klavier – sehr ernst, sehr intensiv. Preisträger Tom Sora brachte eine Uraufführung ins i-Camp mit. Der Trompeter Guido Segers und der Schlagzeuger Thomas Hastreiter führten sein Stück „Glut“ vor – ein pocket-symphonisches, sehr effektvolles Werk. Fazit: Exzellente Preisträger im Bereich Musik und ein schönes Konzert. ? ak
Entdeckerfreudig, poetisch
Belmont-Preis 2007 an Bruno Mantovani
Der französische Komponist Bruno Mantovani wird mit dem Belmont-Preis 2007 für zeitgenössische Musik der Forberg-Schneider-Stiftung ausgezeichnet. Der 1974 geborene Mantovani erhält den mit 20.000 Euro dotierten Preis in Anerkennung und Bewunderung seiner Entdeckerfreude in nahezu allen Gattungen der Gegenwartsmusik. „Seine musikalische Poetik trägt das doppelte Gesicht klassischer Ordnung und Konstruktion, gepaart mit der vielgestaltigen Expressivität und Spontaneität der improvisierten Musik“, so die Begründung des Kuratoriums.
Der Preis, der zu den höchstdotierten Auszeichnungen für künstlerisches Schaffen in Europa zählt, wird im Rahmen der Römerbad-Musiktage am 5. November 2007 um 17.30 Uhr in Badenweiler verliehen.
Mit der Vergabe des Belmont-Preises fördert die 1997 gegründete Forberg-Schneider-Stiftung herausragende Leistungen – nunmehr ausschließlich auf dem Gebiet der zeitgenössischen Musik. Sie fördert musikwissenschaftliche Arbeiten, vor allem aber die Entstehung und Verbreitung zeitgenössischer Musik und Musik in ihrer Beziehung zu anderen Bereichen der Kunst. Sie vergibt Kompositionsaufträge, setzt Preisgelder aus und vergibt Reise- und Studienstipendien, ausnahmslos an Postgraduierte und vorzugsweise ins Ausland. Vorherige Belmont-Preisträger für zeitgenössische Musik waren: 1999 Jörg Widmann, Komponist und Klarinettist; 2001 Florent Boffard, Pianist; 2004 Carolin Anne Widmann, Geigerin; 2005 Quatuor Ébène, Streichquartett, Paris.
WDR-Jazzpreise
In Köln sind Ende Oktober die diesjährigen WDR Jazzpreise verliehen worden. In der mit 10.000 Euro dotierten Kategorie „Komposition und Arrangement für Big Band“ hatte sich nach Angaben der Veranstalter der Jazz- und Populärmusiker Jesse Milliner von der Universität Mainz durchsetzen können. Den Preis erhielt er für die Kompositionen, die während eines fünfjährigen USA-Aufenthalts entstanden seien. Der Jazzpianist Sebastian Sternal gewann in der ebenfalls mit 10.000 Euro dotierten Kategorie „Jazz Improvisation“. Der mit 5.000 Euro ausgestattete „Ehrenpreis“ ging an den 83 Jahre alten US-amerikanischen Jazz-Saxophonisten Charlie Mariano. Den Nachwuchspreis erhielt die Big Band der Clara-Schumann-Musikschule Düsseldorf. Der Preis wurde in diesem Jahr zum vierten Mal vergeben. Bei der Preisverleihung kündig-te WDR-Hörfunkdirektor Wolfgang Schmitz laut Vorabmeldung an, das Engagement im Bereich Jazz weiter fortsetzen zu wollen.
Preis für Barenboim
Der Generalmusikdirektor der Staatsoper Unter den Linden Berlin, Daniel Barenboim, ist in Tokio mit dem Praemium Imperiale des japanischen Kaiserhauses ausgezeichnet worden. Der 64-jährige Dirigent erhielt die mit 94.500 Euro dotierte Auszeichnung für sein Können und sein Engagement mit dem arabisch-israelischen Jugendorchester West-Eastern-Divan. Weitere Preisträger sind das Schweizer Architektenteam Herzog/de Meuron, der französische Maler Buren, der britische Künstler Cragg und die Gründerin des New Yorker LaMaMa-Theaters, Stewart.
Ari Rasilainen geht
Der Chefdirigent der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, Ari Rasilainen, verlässt nach insgesamt sieben Spielzeiten in Ludwigshafen das Orchester im Sommer 2009. Rasilainen werde seinen dann auslaufenden Vertrag nicht verlängern, teilte Kulturministerin Doris Ahnen (SPD) in Mainz mit.