Die neue musikzeitung hat ihre interaktiven Tätigkeiten ausgeweitet. Mit dem Kulturinformationszentrum stellen wir die engagierte Diskussion in das Zentrum der Aktivitäten im Netz. An dieser Stelle können Fragen gestellt, Informationen verbreitet und die Arbeiten anderer kultureller Initiativen zur Darstellung gebracht werden.
Solistin mit Klasse – Tanja Becker-Bender geht nach Saarbrücken
Die Musikhochschule Saarbrücken hat eine neue Professorin für Geige
Das Wintersemester 2006/2007 ist ein guter Jahrgang für junge Geigenprofessorinnen. Julia Fischer erhielt den Ruf an die Frankfurter Musikhochschule, Carolin Widmann einen nach Leipzig und Tanja Becker-Bender einen an die Hochschule für Musik Saar in Saarbrücken. Wie Carolin Widmann zählt auch Tanja Becker-Bender zu einem neuen Typus der Solistin. Sie beherrscht die Schlachtrösser der Konzertliteratur, sie gewann höchste Auszeichnungen bei Wettbewerben wie dem Internationalen Musikwettbewerb in Genf, dem Premio Nicolò Paganini in Genua, dem Bunkamura Orchard Hall Award Tokyo, dem Premio Rodolfo Lipizer in Gorizia sowie dem Concours International de Musique de Chimay. Doch das alles ist nur eine Seite ihres Könnens, allein mit dieser Karriere bliebe sie doch wieder dem Klischee des herkömmlichen Solisten verhaftet. Zu einem modernen Typus der Geigerin muss man Tanja Becker-Bender deshalb rechnen, weil sie sich mit diesen Erfolgen nicht zufrieden gibt.
Einer Wissenschaftlerin vergleichbar ist Tanja Becker-Bender stets auf Forschungsreise, egal ob sie den Klang ihrer Guarneri auslotet oder sie beiseite legt, um auf einem Originalklanginstrument bei Bach neue Ausdrucksmöglichkeiten zu suchen. Neben dem Konzertieren gehörte früh die eigene Lehrtätigkeit zu ihren Passionen: Meisterkurse gab sie als Leiterin des Violin-Programms der „European American Musical Alliance“ an der „Ecole Normale de Musique“ in Paris, im Rahmen von „Mit Musik Miteinander“ der Internationalen Kronberg Academy sowie auf einer Südamerika Tournee, veranstaltet vom Mozarteum Argentino Buenos Aires. In ihren Konzertprogrammen findet sich stets auch die Moderne, auch wenn ihr bewusst ist, dass sie sich damit bei Konzertveranstaltern nicht immer beliebt macht.
Tanja Becker-Bender hat sich früh auch um Kompetenz in der Kammermusik bemüht, wohl wissend, dass ein Geiger nur dann ein guter Solist ist, wenn er auch zuhören kann. Auch davon werden ihre Studenten in Saarbrücken sicher profitieren. ak
EMP verstärkt
Lotte Dietzfelbinger-Roy arbeitet ab dem Wintersemester 2006/07 an der Hochschule für Musik Nürnberg/Augsburg im Lehrpraxisbereich der EMP als Dozentin für das Arbeitsgebiet Musikalische Eltern/Kind-Gruppen. Auf diesem speziellen Feld der Elementaren Musikpädagogik hat sie zur Weiterentwicklung der frühen Musikpädagogik für Kinder im Alter von ein bis drei Jahren wesentlich beigetragen. Ihr bekanntestes Werk ist das Unterrichtskonzept für Musikalische Eltern/Kind-Gruppen: „EULINE KLIMPERBEIN – Lauschen und Tönen“. Nach fast 20 Jahren an der Musikschule Nürnberg leitet sie eine eigene Musikwerkstatt in Hersbruck und sucht auch dort weiter nach Wegen der musikalischen Förderung von Kleinkindern.
Rektoren-Wechsel in Trossingen vollzogen
Zum Wintersemester 2006/07 hat die Musikhochschule Trossingen eine neue Rektorin bekommen. Elisabeth Gutjahr tritt an die Stelle von Jürgen Weimer. Mehr als 25 Jahre lang lag die Leitung der Hochschule in Weimers Händen, und solche Kontinuität ist ganz offensichtlich unabdingbar in Trossingen – nur drei Rektoren gab es seit der Gründung im Jahr 1948. Die Bilanz, die sich mit Jürgen Weimers Amtszeit verbindet, könnte kaum eindrücklicher sein: Konsequent hat er diese Hochschule nach der Prämisse ausgerichtet, wonach die Bevölkerung in den Regionen das gleiche Anrecht auf Hochkultur besitzt, wie das in den Zentren der Fall ist. Nahezu 100 Konzerte werden heute alljährlich von Ensembles und Künstlern der Hochschule in ganz Württemberg, vor allem im Raum Baar, Bodensee und Oberschwaben durchgeführt.
Drei der vier Erweiterungsbauten, welche die Hochschule seit ihrer Gründung erlebt hat, fallen in Weimers Amtszeit, und das vor dem Hintergrund stetig anwachsender finanzieller Sachzwänge in den Ländern. Heute stellt die Hochschule ein organisches Gesamtgebilde dar, wobei sämtliche Gebäude im Stadtzentrum konzentriert sind. Als Hochschule der Euregio Bodensee pflegt man Partnerschaften mit bedeutenden anderen Musikinstituten – Rom, Klausenburg, Göteborg und Bratislava seien stellvertretend genannt. Schließlich hat man durchaus Singuläres zu bieten. Schon früh hat man in Trossingen der Alten Musik samt der Historischen Aufführungspraxis eine eigene Abteilung zugewiesen, und die Rhythmik, welche an anderen Hochschulen (wenn überhaupt) nur ein Nischendasein fristet, ist in Trossingen gleich mit zwei Professuren vertreten. All dies vollzog sich unter der Ägide Jürgen Weimers. Nicht geräuschvoll, sondern eher in der Stille, „fantasievoll, klug und ausdauernd“, eben exakt so, wie er die Maximen der Hochschule einmal formulierte. Nach außen hin eher unsichtbar ist das Netzwerk aus politischen und gesellschaftlichen Kräften der Region geblieben, in das Jürgen Weimer die Hochschule eingefügt hat. Dergleichen kann, allzumal in Krisen, lebensrettend sein.
Mehr als ein Vierteljahrhundert hat Jürgen Weimer so die Trossinger Hochschule durch die bewegten Gewässer der Kulturpolitik manövriert, dabei nie sich selbst, sondern stets die Sache herausgestellt. In der Verteidigung „seiner“ Hochschule konnte er beharrlich, im Zweifelsfall auch unerbittlich sein.
Mit Elisabeth Gutjahr hat man vor wenigen Monaten seine Nachfolgerin gekürt. Sie vertritt als Rhythmikerin exakt jenes Profil, das sich auch mit der Alleinstellung der Trossinger Hochschule verbindet, und das besondere Interesse wird sich auf neue Impulse durch diesen Amtswechsel richten. Schon im Jahr 1985 begann sie ihre Tätigkeit an dieser Hochschule, ist also mit selbiger seit mehr als zwei Jahrzehnten in allen Details vertraut. Es war bekanntlich immer schon die Kontinuität, welche die besondere Stärke dieser Musikhochschule ausgemacht hat. [Hermann Wilske]
Piendl verlässt EMI
Es war eine kurze Kooperation, sie hatte in der personellen Konstellation keine Zukunft. Der Managing-Director von EMI-Classics, Stefan Piendl, sucht offenbar ein fruchtbareres Aufgabenfeld, er verlässt die Firma. Der Holländer Niel van Hoff, seinerzeit noch Geschäftsführer bei der EMI, hatte mit dem Klassik-Sektor ambitionierte Pläne und engagierte Piendl. Hoff schied zu Beginn des Jahres. Es folgte schon fast branchenüblich mit Birgit Adels eine Dame aus der Modebranche (Prada). Aus Branchenkreisen verlautet, dass Stefanie Haase die Klassik-Division künftig verwalten darf.