Die neue musikzeitung hat ihre interaktiven Tätigkeiten ausgeweitet. Mit dem Kulturinformationszentrum stellen wir die engagierte Diskussion in das Zentrum der Aktivitäten im Netz. An dieser Stelle können Fragen gestellt, Informationen verbreitet und die Arbeiten anderer kultureller Initiativen zur Darstellung gebracht werden.
Letts neuer IMC-Präsident
Zeitgleich zum ersten internationalen Musikforum (World Forum on Music), das Anfang Oktober unter dem Titel „Musik und Gesellschaft im 21. Jahrhundert“ in Los Angeles, USA, stattfand, hielt der Internationale Musikrat (IMC) seine 31. Generalversammlung ab. Delegierte aus allen Kontinenten wählten Richard Letts zum neuen Präsidenten. Letts promovierte an der University of California, Berkeley und ist heute Generalsekretär und Gründungsmitglied des Australischen Musikrates. Als Musiker, Autor, Herausgeber, Forscher und Förderer der Musik ist er eine zentrale Figur der australischen und internationalen Musikszene. In den Vorstand des IMC wurden außerdem neu gewählt: Patricia Adkins Chiti (UK/Italien), Felipe de Leon (Philippinen), Lupwishi Mbuyamba (Demokratische Republik Kongo), Victor Sahab, Vizepräsident (Libanon) und Beata Schanda (Ungarn). Das Mandat folgender Vorstandsmitglieder läuft weiter: Anne Dowling (USA), Valentina Frenot-Diaz (Paraguay), André Lamielle (Frankreich/Deutschland), Peter Rantasa (Österreich), Einar Solbu, Vizepräsident (Norwegen), Margie Reese, Vizepräsidentin (USA). Lars Grunth (Dänemark) wurde in den Vorstand kooptiert und übernimmt die Aufgabe des Schatzmeisters. Der Internationale Musikrat ist eine Nicht-Regierungs-Organisation, die 1949 durch den Generaldirektor der UNESCO gegründet wurde. Auf europäischer Ebene ist der Europäische Musikrat mit Sitz in Bonn Ansprechpartner für alle Mitglieder.
Zwischen Bio‘s Bahnhof und BuJazzO
Zum siebzigsten Geburtstag von Peter Herbolzheimer
Ende der 60er-Jahre veränderte ein junger Bandleader die deutsche Musikszene nachhaltig: Peter Herbolzheimer „erfand“ seine Rhythm Combination and Brass. Zwei Jahrzehnte später, 1987, wurde er Leiter des neu gegründeten Bundesjugendjazzorchesters, BuJazzO. Am BuJazzO vorbei machen heute nur noch wenige Jazzmusiker Karriere – das Orchester ist inzwischen eine neidlos akzeptierte Plattform für junge Leute, die kurz vor dem Beginn ihrer professionellen Karriere stehen. Unter den „Ehemaligen“, die sich einen internationalen Namen gemacht haben, sind Musiker wie Till Brönner, Steffen Schorn oder Claudio Puntin.
Die Laufbahn des am 31. Dezember 1935 in Bukarest geborenen Peter Herbolzheimer ist – wie bei vielen seiner Generation – nicht so geradlinig wie die eines heutigen BuJazzO-Absolventen. Wie Albert Mangelsdorff lernte auch er zuerst Gitarre. 1951 siedelte er nach Deutschland über, dann folgten drei Jahre in Detroit, USA, wo er zunächst das Abitur machte und eine Ausbildung zum technischen Zeichner bei General Motors anschloss. 1958 begann Herbolzheimer ein Musikstudium am Konservatorium in Nürnberg, erst 1959 fing er an – hauptsächlich autodidaktisch – Bass-Posaune zu spielen. Als junger Musiker spielte Herbolzheimer mit vielen Jazzern der Nachkriegsgeneration in den amerikanischen Clubs, darunter Heinz Koller oder die Mangelsdorff-Brüder. Hier entstand sein Netzwerk aus erstklassigen Musikern, auf das er später als Bandleader immer wieder zurückgreifen konnte. Auch in seiner Funktion als Posaunist bei Bert Kämpfert lernte er entscheidende Musiker kennen, wie Herb Geller, die van-Lier-Brüder oder Ack van Royen. Wie seine Kollegen aus der mehr swingenden Big-Band-Fraktion fand auch er den Weg ins Fernsehen. 1976 bestritt er die ZDF-„Jazz-Gala“ mit Gerry Mulligan, Stan Getz, Nat Adderley, Toots Thielemans, Albert Mangelsdorff, Wolfgang Dauner und Volker Kriegel. 1978 war der Beginn der langjährigen Zusammenarbeit mit Alfred Biolek bei „Bio‘s Bahnhof“.
Herbolzheimers unzählige Festivalauftritte, seine Schallplatten und Preise aufzuzählen, würde den Rahmen dieser Würdigung sprengen. Am besten, er kommt selbst noch einmal zu Wort: „Ich werde seit 20 Jahren gefragt: ‚Big Bands, gibt es das noch?‘ Es gibt heute zwischen 4.000 und 5.000 Big Bands im Amateur- und im schulischen Bereich. Das glaubt Ihnen aber kein Mensch, denn verfolgt man die Medien, würde man meinen, es gibt nur eine Popwelt. Dabei gibt es ein Leben außerhalb dieser Gegebenheiten und das spiegelt zum Beispiel das Bundesjugendjazzorchester wider.“ ak.
Opernbühne und politisches Parkett
Wilfried Hiller wird Präsident des Bayerischen Musikrates
Der Komponist und Rundfunkredakteur Wilfried Hiller wurde auf der Jahres-Delegiertenversammlung des Bayerischen Musikrates zum neuen Präsidenten gewählt. Der Vorgänger Wilfried Anton dankte zu seinem Abschied den Entscheidungsträgern im Landtag, in den Ministerien und auf den kommunalen Ebenen für deren Aufgeschlossenheit gegenüber den kulturpolitischen Anliegen des Bayerischen Musikrates und den zahlreichen ehrenamtlich tätigen Vertretern der Musikinstitutionen und -verbände im BMR für ihr nachhaltiges Engagement. Für Wilfried Hiller bleibt trotzdem noch genug zu tun. „In Zeiten knapper Kassen ist es wichtiger denn je, irreparable Schäden für das Laienmusizieren, die musikalische Bildung, die Breiten- und Spitzenförderung, die künstlerische Musikpflege und überhaupt für alle Musikinstitutionen abzuwenden“, führte der scheidende Präsident aus. Inhaltlich gab er seinem Nachfolger auf den Weg, die Einrichtung einer Landesstelle für Musik und musikalische Bildung mit Nachdruck zu betreiben und sich für die Abschaffung der Wahlpflicht zwischen Kunsterziehung und Musik in den 7. bis 9. Hauptschulklassen einzusetzen. Wilfried Hiller, dessen Musiktheaterwerke, nicht zuletzt die Stücke für Kinder, weite internationale Beachtung genießen, besitzt gerade auf dem musikpädagogischen Felde große Erfahrung, sein Wort hat Gewicht. Es darf erwartet werden, dass er sein Amt mit Elan und zugleich mit Augenmaß für das Mögliche führen wird. Das sind gute Bedingungen für eine gedeihende Arbeit.
Vorsitzende der Richard-Strauss-Gesellschaft
Brigitte Fassbaender, Intendantin des Tiroler Landestheaters Innsbruck, wurde Ende November zur Vorsitzenden der Richard-Strauss-Gesellschaft gewählt. Der langjährige Vorsitzende und Gründer der Gesellschaft, Wolfgang Sawallisch, war aus gesundheitlichen Gründen von seinem Amt zurückgetreten. Die Richard-Strauss-Gesellschaft wird künftig enger mit dem Richard-Strauss-Institut und dem Richard-Strauss-Festival in Garmisch-Partenkirchen zusammenarbeiten. Für das Frühjahr wird erstmals der „Richard-Strauss-Wettbewerb“ für das Fach Horn ausgeschrieben. Der Preisträger spielt als Solist im Eröffnungskonzert des Richard-Strauss-Festivals 2006 mit der Camerata Salzburg. Als erste Amtshandlung konnte die neue Vorsitzende Brigitte Fassbaender im Münchner Gasteig die Richard-Strauss-Medaille an die Gewinnerin des diesjährigen Richard-Strauss-Gesangswettbewerbs überreichen: Die erst 25-jährige Sopranistin Anja-Nina Bahrmann studiert noch an der Robert-Schumann-Hochschule Düsseldorf bei Jeanne Piland.
Kulturgroschen für Daniel Barenboim
Der Deutsche Kulturrat zeichnet Generalmusikdirektor Daniel Barenboim mit dem Kulturgroschen 2006 aus. Der Kulturgroschen wird seit 1992 verliehen und ist die höchste Auszeichnung, die der Deutsche Kulturrat für kulturpolitisches und kulturelles Engagement verleiht. Der Deutsche Kulturrat ehrt 2006 damit das Engagement von Daniel Barenboim für die Künste, für den interkulturellen Dialog und für die nachhaltige Förderung von Kultur. Weiter soll der persönliche Einsatz von Daniel Barenboim bei dem von ihm gegründeten israelisch-palästinensischen Jugendorchester geehrt werden. Das israelisch-palästinensische Jugendorchester zeigt, wie mit der Sprache der Kunst Beiträge zur Verständigung zwischen den Völkern geleistet werden können. Die Verleihung findet im Frühjahr 2006 in Berlin statt.
Jenö Takács
Im Alter von 103 Jahren starb der österreichisch-ungarische Komponist Jenö Takács in Eisenstadt. Takács, der seit 1926 mit Belá Bartók bekannt war, führte ein bewegtes Leben: Er studierte in Wien, lehrte am Konservatorium in Kairo, dann an der Universität Manila. Dort unternahm er Expeditionen zu den Stämmen von Luzon. Während des Krieges lebte Takács in Ungarn, danach folgten Lehrtätigkeiten in der Schweiz und von 1952 bis 1970 in Cincinnati, USA.
Gunther Schuller 80
Am 22. November feierte Gunther Schuller seinen 80. Geburtstag. Seine Laufbahn begann Schuller als Hornist im Orchester der Met, später spielte er mit Miles Davis bei dessen „Birth of the Cool“. Der in New York geborene Komponist, Dirigent, Theoretiker, Pädagoge und Musikschriftsteller gilt als der Erfinder des „Third Stream“.