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Personalia 2009/10

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Krüger oder Bäßler – der Deutsche Musikrat wählt - Zum Tode von Jerry van Rooyen - Der Musikologe Peter Pannke erhält den Tagore-Preis 2009 - Landesmusikrat Hessen: Präsidium tritt zurück

Krüger oder Bäßler – der Deutsche Musikrat wählt
Auszüge aus dem von nmzMedia produzierten Kandidatenduell im Konzerthaus Berlin

Der Deutsche Musikrat wählt am 17. Oktober seinen Präsidenten. Eine Richtungswahl, die den Kurs des größten Dachverbandes unseres Musiklebens für vier Jahre maßgeblich mitbestimmt. Einen Monat zuvor zeichnete nmzMedia im Musikclub des Konzerthauses Berlin ein 60-minütiges Gespräch zwischen den Kandidaten Hans Bäßler (Foto rechts) und Martin Maria Krüger auf. Möglicherweise eine aufschlussreiche Entscheidungshilfe. Lesen Sie im Folgenden einige Kernsätze der Kandidaten.

Thema „Ein Musikrat“

Bäßler: Ich persönlich finde die jetzige Situation katastrophal. Die Kräfte, die eigentlich vorhanden wären, können auf diese Weise nicht gebündelt und gezielt ausgerichtet werden. Man sieht das immer wieder, wenn es darum geht, beispielsweise Geld für ein Projekt zu akquirieren. Dann gibt es zwar den Grundsatz der Kooperation zwischen beiden Teilen, es ist aber immer schwierig, in Bonn die Aufgaben von Berlin zu übernehmen und umgekehrt. Das würde auch keinen Sinn machen. Aber es wäre viel einfacher, wenn wir einen einzigen Deutschen Musikrat hätten, der die Gesamtverantwortung übernimmt.

Krüger: In der grundsätzlichen Darstellung der Problematik stimme ich zu. Wir müssen den Deutschen Musikrat unbedingt wieder unter einem Dach zusammenführen. Ich muss allerdings sagen, dass die Teilung zunächst auch Vorteile gebracht hat. Wir haben eine Professionalisierung des Managements und eine Überprüfbarkeit des Mitteleinsatzes erreicht. Aus der Notwendigkeit der politischen Veränderungen heraus mussten wir eine zusätzliche Trennung vornehmen, indem wir das Generalsekretariat nach Berlin verlegt haben. […] Ich denke, wir müssen zwei Schienen fahren. Einerseits unbedingt im Auge behalten, dass wir den Musikrat in einer Form wieder ganz zusammenführen müssen, das heißt institutionell unter dem Dach eines Verbandes. Das muss in einer Form geschehen, die zeigt, dass wir aus den beiden Formen, die der DMR bereits hatte, also dem alten Musikrat bis 2003 und seiner jetzigen geteilten Struktur, das jeweils Beste herausholen. Das muss möglich sein. Wir müssen aber auch die innere Einheit des Musikrates vorantreiben. Aber auch da sind wir auf einem immer besseren Weg.

Die ersten hundert Tage

Bäßler: Ein vollständiges Programm vorzulegen fände ich ein wenig vermessen. Ich kann sagen, was ich mir vorstelle, was in nächster Zeit passieren könnte: eine gemeinsame Tagung, ein Workshop als Open-Space-Veranstaltung, bei der man gemeinsam mit dem Generalsekretariat, dem neugewählten Präsidium und natürlich der GmbH als den drei Partnern überlegt, wie man die Zusammenarbeit verbessern und intensivieren kann. Immer vor dem Hintergrund dessen, was wir im Moment feststellen müssen: dass wir die Frage Ein Deutscher Musikrat nicht geklärt haben. In der mittelfristigen Überlegung stehen Fragen zu den großen Initiativen „Tag der Musik“ oder die Frage, die die Kirchenmusik selbst unter dem Titel „Einheit durch Vielfalt“ gestellt hat. 2011 dann logischerweise die Frage nach der Breitenkultur. Parallel muss das ganze aber verlaufen mit einer Intensivierung der Gespräche mit der öffentlichen Hand um die Verbesserung der Situation und in Richtung auf zukünftige stärkere Verklammerung zwischen gGmbH und EV.

Krüger: Es gibt einige Dinge, die wir sofort anpacken müssen: zuallererst eine Offensive gegen diesen Flächenbrand musisch-ästhetische Erziehung. Das duldet kaum noch Zeit, denn es weitet sich bereits in den Bundesländern aus. Das Zweite ist aus meiner Sicht die Verfolgung des Staatsziels  Kultur gemeinsam mit dem deutschen Kulturrat. Das müssen wir unmittelbar nach der Bundestagswahl vornehmen, weil das der günstigste Zeitpunkt ist. Das Dritte ist, ein eigenes neues Grundsatzprogramm Musikpolitik in der Verantwortung in die Politik und in die Öffentlichkeit hineinzutragen. Das scheinen mir kurzfristige Ziele. Ich würde sagen, langfristig müssen wir gerade angesichts der sich verändernden Rahmenbedingung in der Gesellschaft darauf zielen, den Stellenwert von Musik im Hinblick auf eine zukunftsfähige Gesellschaft deutlich zu machen. Nämlich Musik als Wert für die Förderung des Individuums, in sozialer, emotionaler und geistiger Hinsicht. Musik als wesentlichen Bestandteil, um den sozialen Zusammenhalt in der Gesellschaft zu fördern. Musik im Zusammenhang mit der Wahrung unserer Identität auf der Basis unseres kulturellen Erbes.

Video unter: www.nmzmedia.de

Kandidaten/-innen für das Präsidium des DMR

Um das Amt des Präsidenten bewerben sich

  • Prof. Dr. Hans Bäßler (VerbandDeutscher Schulmusiker) und
  • Prof. Martin Maria Krüger (Bayerischer Musikrat)

Um das Amt des Vizepräsidenten

  • Prof. Dr. Udo Dahmen(Percussion Creative)
  • Hans-Willi Hefekäuser (Arbeitsgemeinschaft Deutscher Chorverbände)

Weiter bewerben sich für das Präsidium

  • Jens Cording (Gesellschaft für Neue Musik)
  • Prof. Kapt. Ernst Folz (Konferenz der Landesmusikräte)
  • Erik Hörenberg (Bundesvereinigung Deutscher Orchesterverbände)
  • Hartmut Karmeier (Deutsche Orchestervereinigung)
  • Prof. Dr. Karl-Jürgen Kemmelmeyer (Präsident des Landesmusikrates Niedersachsen)
  • Dr. Uli Kostenbader (Kulturkreis des Bundesverbandes der Deutschen Industrie)
  • Prof. Dr. Eckart Lange (Präsident des Landesmusikrates Thüringen)
  • Dr. Ulrike Liedtke (Konferenz der Landesmusikräte)
  • Prof. Dr. Christoph-Hellmut Mahling (Präsident des
    Landesmusikrates Rheinland-Pfalz)
  • Wilhelm Mixa (Deutscher Tonkünstlerverband)
  • Stefan Piendl (Jeunesses Musicales Deutschland)
  • Prof. Dr. Winfried Richter (Verband deutscher Musikschulen)
  • Prof. Inge-Susann Römhild (Präsidentin des Landesmusikrates Schleswig-Holstein)
  • Prof. Dr. Dörte Schmidt (Gesellschaft für Musikforschung)
  • Dagmar Sikorski (Deutscher Musikverlegerverband)
  • Prof. Wolfhagen Sobirey (Präsident des Landesmusikrates Hamburg, Verband deutscher Musikschulen)
  • Prof. Reinhart von Gutzeit (Vorsitzender Projektbeirat des Wettbewerbes „Jugend musiziert“)

(Stand 28.9.2009) www.musikrat.de
Ein Dossier mit Texten zur Musik­rats-Wahl ist im Netz zusammengestellt unter www.nmz.de/dossiers

Big Band Leader
Zum Tode von Jerry van Rooyen

Am 14. September starb der Komponist, Arrangeur und Bandleader Jerry van Rooyen im Alter von 81 Jahren. Mit ihm verliert der europäische und internationale Jazz einen ihrer bedeutendsten Big Band Leader. Noch als Jugendlicher begann er zu komponieren, und nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, als in Europa der Big Band Jazz voll in Blüte stand, schrieb er seine ersten Arrangements für große Orchester, zuerst in den Niederlanden, später auch für Bands in Frankreich, Spanien und Deutschland, vor allem aber für Kurt Edelhagen, Michel Legrand und Claude Bolling.

Untrennbar ist sein Name mit der WDR Big Band verbunden, die er seit 1985 zehn Jahre lang als Chefdirigent leitete und die er aus einem guten Tanz- und Unterhaltungsorchester (unter Werner Müller) zu einer Jazz-Großformation der internationalen Spitzenklasse formte. Damit schuf er ein Fundament, auf dem seine Nachfolger Bill Dobbins und Michael Abene weiter arbeiten und die Klang- und Stilpalette der Band noch vielfältiger entwickeln konnten. Auch nach seinem Abschied 1994 blieb der von seinen Musikern verehrte, wegen seiner Kommuniktionsfreudigkeit und seinem Charme auch beim Publikum beliebte Jerry van Rooyen der WDR Big Band als Gastdirigent verbunden. Seine unverwechselbare Handschrift, seine immer swingenden, gern auch schon mal mit  Streichern unterlegten Arrangements sind auf einigen, leider viel zu wenigen CD-Produktionen des WDR dokumentiert. Dietrich Schlegel

Welten durchwandernder Sänger
Der Musikologe Peter Pannke erhält den Tagore-Preis 2009

Bei jemandem so Vielseitigem wie dem 1946 in Korbach/Waldeck geborenen Musikologen Peter Pannke stellt sich die Frage, an wen die Ehrung sich in erster Linie richtet: an den Schriftsteller, den Musikethnologen, den Rundfunkjournalisten oder aber an den Komponisten und Musiker? All das ist und war Peter Pannke, ein Welten durchwandernder Sänger, dessen Magisterarbeit in die Transkription chinesisch-antiker Lautenmusik mündete, der als ausübender Musiker frühmittelalterlicher Wiederentdeckungen zum Ende der 1960er-Jahre mehrmonatig ohne return ticket nach Pakistan und Nordindien reiste und in Varanasi Ragagesang und das Sarangispiel erlernte.

Pannke veröffentlichte dann 1982 bei Wergo eine sehr bemerkenswerte „Music for Unborn Children“ für vier verschiedene indische Tanpuras und wurde zum akustischen Künstler zahlreicher Radiophonien zwischen Feldforschung, Dokumentation, Klang Art und Sound Design, produziert vor allem im WDR.

Es erschienen Bildbände zum Sufitum, aber auch über Mali mit kundigen Texten des authentischen Reiseschriftstellers. Seit den 1970er-Jahren hat Pannke sich dem uralten nordindischen Dhrupadstil verschrieben, den er tatsächlich als verschollen geglaubt in unzugänglichen nördlichen Regionen wiederentdeckte, was er in seinem wunderbaren Buch „Sänger müssen zweimal sterben“ (Piper) eindrucksvoll schilderte.

Am 10. Oktober wird ihm von der Deutsch-Indischen Gesellschaft
in Stuttgart der Tagore-Preis 2009 verliehen. Dass es den Richtigen trifft, meint Peter Michael Hamel

Landesmusikrat Hessen:Präsidium tritt zurück

Nach gut einjähriger Tätigkeit trat Hartmut Gerhold als Präsident des Landesmusikrats Hessen e.V. zurück. Zusammen mit ihm haben alle übrigen Präsidiumsmitglieder ihre Ämter niedergelegt. Dies teilte der Landesmusikrat in einer Pressemeldung mit.

Als Gründe gab Gerhold die erheblichen Einschränkungen der Kapazitäten bei einer dringend notwendigen Neuausrichtung des Verbandes und die mangelnde Unterstützung der Arbeit des Landesmusikrats durch das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst an. Eine Entwicklung und Ausgestaltung neuer Perspektiven für die Arbeit des Musikrates sei unter diesen Bedingungen zu keiner Zeit möglich gewesen.

Mit nur einer hauptamtlichen Geschäftsführerin und einem rein ehrenamtlich tätigen Präsidium sei der Landesmusikrat Hessen der am schwächsten aufgestellte Landesmusikrat der Bundesrepublik. Eine effektive Arbeit für die Musik sei unter diesen Umständen nur in enger Zusammenarbeit mit der Politik möglich. Erst nach der Klärung und Aufarbeitung der Probleme aus der Vergangenheit des Verbandes und der Bildung eines neuen Präsidiums sei in der Zukunft eine produktive Arbeit möglich.

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