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Personalia 2010/06

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Zur Verleihung des Ernst von Siemens Musikpreises 2010 *** Stephan Pauly *** Enjott Schneider 60 *** Kulturkreis Musik-Preisträger *** Würth-Preis für Martin Grubinger

Würdige, heitere Preisübergabe

Zur Verleihung des Ernst von Siemens Musikpreises 2010

Endlich stand Michael Gielen da, wo er schon seit Jahren hätte stehen müssen: am Rednerpult im Münchner Cuvilliés-Theater, um für die Verleihung des Ernst von Siemens Musikpreises an ihn die Dankesrede zu halten (Foto: Charlotte Oswald). Der Dirigent scheute sich nicht, humorvoll anzumerken, dass er die Auszeichnung schon früher erwartet habe. Überhaupt gestaltete sich die festliche Stunde äußerst heiter und doch würdig.

Gielens altersweiser Sarkasmus korrespondierte wunderbar mit Helmut Lachenmanns Laudatio. Beide kennen sich seit unendlich langer Zeit von vielen Neue-Musik-Schlachten – Lachenmann erinnerte humorvoll an eine Diskussion mit Gielen, als dieser Lachenmanns mehr technische Ausführungen zu einer neuen Komposition mit der Frage unterbrach, wo denn die Transzendenz bliebe. Darüber, über die Transzendenz in der Musik, wusste Lachenmann dann Erhellendes auszuführen. So eine von Wissen und Intelligenz geprägte Preisübergabe ziert auch den Preisstifter und seine Jury. Pathos war verbannt. Das sollte auch in Zukunft so sein. [gr]

Stephan Pauly

Das Konzerthaus Alte Oper Frankfurt, neben der Kölner Philharmonie und dem Dortmunder Konzerthaus das einzige Haus dieser Art, das neben den vielen Außenveranstaltungen noch ein umfangreiches eigenes künstlerisches Programm anbietet, wird ab 1. März 2012 von Stephan Pauly als Geschäftsführer und Intendant geleitet. Pauly tritt dann die Nachfolge des in den Ruhestand tretenden bisherigen Intendanten Michael Hocks an. Derzeit ist der 1972 in Köln geborene Stephan Pauly noch künstlerischer Leiter und kaufmännischer Geschäftsführer der Stiftung Mozarteum Salzburg. Diese Doppelfunktion war mit entscheidend für die Wahl Paulys in Frankfurt. Stephan Pauly hat auch schon leitende Positionen im Wirtschaftsleben innegehabt. Seine Salzburger Programme zeichnen sich durch eine kluge Verbindung von Klassik und Moderne aus. Die traditionelle jährliche Mozartwoche im Januar ist unter Pauly dadurch sehr lebendig geworden, und das Publikum würdigt dies durch lebhaften Besuch. Die Voraussetzungen für eine spannende Arbeit in Frankfurt sind also gegeben.

Für die Übergangszeit zwischen den beiden Intendanzen konzipiert Michael Hocks noch die Programme. Es wird also einen fließenden, problemfreien Wechsel geben. Wie es eigentlich immer sein sollte. [gr]

Enjott Schneider 60

Norbert Jürgen Schneider gibt es schon lange nicht mehr: Schneider ließ seinen Künstlernamen Enjott inzwischen standesamtlich ändern und in die Papiere eintragen. Am 25. Mai wurde der vielseitig talentierte Komponist, Pianist, Organist, Dirigent, Tonstudio-Soundbastler und Musikwissenschaftler sechzig. Schneider lebt und arbeitet in München, wo er seit 1979 – nach Studium und musikwissenschaftlicher Promotion in Freiburg – eine Professur an der Musikhochschule bekleidet. Zunächst handelte es sich um eine Professur für Musiktheorie, die aber später in die erste Filmmusikprofessur in Deutschland umgewandelt wurde. Freunde und Kollegen begingen im Mai seinen Geburtstag mit einer kleinen Geburtstagsreihe mit weltlichen und sakralen Schneider-Werken. Der Jubilar selbst steuert im Jubiläumsmonat allein vier Uraufführungen bei.  „Chatroom“ heißt ein Stück, das Enjott Schneider für die Singphoniker geschrieben hat und das kürzlich im Rahmen des Regensburger Festivals „überBrücken“ uraufgeführt wurde. Herrliche Nonsens-Dialoge hat Schneider hier aus dem Netz gefischt und musikalisch durch den Kakao gezogen; am gleichen Abend gab es zudem die Uraufführung des „Morgenstern-Liederbuchs“ in der Fassung für Chor und Orchester mit dem Universitätschor und -orchester Regensburg. Mit Petitessen wie „Willst Du eine Welt schaun“ für Hackbrett und Soloflöte (UA am 17. Mai in München) und dem sinfonischen Gedicht „Earth & Fire“, uraufgeführt am 29. Mai in der Philharmonie Taipeh/Taiwan stellte Enjott Schneider ein weiteres Mal seine Vielseitigkeit als Komponist unter Beweis.

Kulturkreis Musik-Preisträger

Den mit 10.000 Euro dotierten Musikpreis des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft erhält die Sopranistin Hanna-Elisabeth Müller (25, Mannheim), die durch ihren souveränen musikalischen Vortrag überzeugte und zugleich das gesprochene Wort beherrschte, mit dem sie die künstlerische Musik-Darbietung zu erklären verstand.

Der mit 5.000 Euro dotierte 2. Preis geht an die Sopranistin Katharina Hagopian (26, Köln). Die Preisträgerinnen wurden im Rahmen des Musikwettbewerbs „Ton und Erklärung – Werkvermittlung in Musik und Wort“ des Kulturkreises ermittelt, der beim SWR in Kaiserslautern stattfand und im Fach Gesang ausgetragen wurde. Die Preisverleihung findet am 17. Oktober 2010 in Chemnitz im Rahmen der Jahrestagung des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft statt, zusammen mit der Uraufführung eines Auftragswerkes von Moritz Eggert.

Würth-Preis für Martin Grubinger

Der mit 10.000 Euro dotierte Würth- Preis der Jeunesses Musicales Deutschland (JMD) wurde am 9. Mai in Köln an den österreichischen Multipercussionisten Martin Grubinger verliehen. Die JMD würdigt damit einen Ausnahmemusiker, der in seinem musikalischen Wirken immer auch eine Botschaft hat: „Martin Grubinger tritt an für eine humanistische Gesellschaft und gegen Antisemitismus und Rechtsextremismus. Mit seinem multikulturellen Instrumentarium ist er ein Mittler für mehr Toleranz gegenüber anderen Traditionen und Kulturen“, heißt es in der Begründung der Jury.

Der Würth-Preis ist eine der exklusivsten Auszeichnungen in der deutschen Musiklandschaft. Die Stiftung Würth und die JMD verleihen ihn an Künstler, Ensembles und Projekte, die Werte und Zielsetzungen der JMD vorbildhaft erfüllen. Seit 1991 erhielten ihn Persönlichkeiten wie der Dirigent Gustavo Dudamel oder der Musikpublizist Theo Geißler, Ensembles wie die Junge Deutsche Philharmonie, das Ensemble Resonanz oder das Education-Programm der Berliner Philharmoniker.

Interview mit Martin Grubinger und Bericht zur Preisverleihung siehe S. 26

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