Hauptbild
Foto: Roche/Bruno Caflisch
Foto: Roche/Bruno Caflisch
Hauptrubrik
Banner Full-Size

Personalia 2011/10

Publikationsdatum
Body

Sofia Gubaidulina wird 80 Jahre alt – Free-Jazz-Legende Peter Brötzmann für sein Lebenswerk geehrt – Sylvano Bussotti 80 Jahre alt – Musikpreis für Signum Saxophonquartett – Preis der Deutschen Schallplattenkritik für Murray Perahia – Sieger des 6. Internationalen Aeolus-Wettbewerbs Düsseldorf – JeKi-Sti aus Neuss gewinnt Bundeswettbewerb – Professor Hanns-Werner Heister emeritiert

Musik als geistige Lebensform – Sofia Gubaidulina wird 80 Jahre alt

Gidon Kremer war und ist ihr „guter Geist“. Ihm widmete sie eines ihrer bedeutendsten Werke, das Violinkonzert „Offertorium“ dafür, dass der berühmte Geiger sie in den frühen achtziger Jahren zu seinem Festival nach Lockenhaus einlud und sie so in die westliche Musikwelt einführte. Sofia Gubaidulina, am 24. Oktober 1931 in Tschistopol/Tatarsan geboren, gehört seit über dreißig Jahren zu den wichtigsten Komponisten/-innen der Neuen Musik. Im vergangenen Herbst wurde einem einmal mehr der Reichtum ihres Schaffens bewusst, als sie bei den verdienstvollen Weingartener Musiktagen persönlich zahlreiche ihrer Werke vorstellte. Das nächste Gubaidulina-Geburtstags-Festival ist vom 9. bis 13. November in Hannover. Zu den ausführenden Künstlern zählen Namen wie Anne-Sophie Mutter, Szymanowski Quartett, Igor Levit, Ensemble Resonanz und die NDR-Radiophilharmonie. Darüber wird in der nächsten nmz-Ausgabe ausführlich berichtet, zugleich mit einem Gesamtblick auf Sofia Gubaidulinas Komponieren.  

Albert Mangelsdorff-Preis 2011 – Free-Jazz-Legende Peter Brötzmann für sein Lebenswerk geehrt

Der Saxophonist Peter Brötzmann hat wie kein anderer die Free-Jazz-Szene der 1960er und 70er Jahre geprägt. Mit Michael Wertmüller (Schlagzeug) und Marino Pliakas (Bass) im Trio „Full Blast“ feierte er die Kunst der musikalischen Improvisation – ganz im Sinne von John Cage, der jede Art von vorgegebener Ordnung als einengendes System ablehnt. Im Rahmen des Cage-Schwerpunkts der Akademie der Künste in Berlin folgte am 18. September 2011 auf ein Konzert des Trios „Full Blast“ die Verleihung des mit 15.000 Euro dotierten Albert Mangelsdorff-Preises (Deutscher Jazzpreis). Der Preis wird alle zwei Jahre von der GEMA-Stiftung und der Förderungs- und Hilfsfond des Deutschen Komponistenverband vergeben und ist die höchste Jazzehrung in Deutschland. Dieses Jahr wurde er Peter Brötzmann für sein Lebenswerk verliehen. Brötzmann ist der zehnte Preisträger nach Alexander von Schlippenbach (1994), Peter Kowald (1996), Ernst-Ludwig Petrowsky (1997), Heinz Sauer (1999), Wolfgang Schlüter (2001), Ulrike Haage (2003), Ulrich Gumpert (2005), Gunter Hampel (2007) und Eberhard Weber (2009). Das Trio „Full Blast“ wirkte auch am darauffolgenden, einwöchigen Workshop „Freie Musik“ mit und belebte die Tradition des Akademie-Workshops neu. An fünf Tagen widmeten sie sich mit Berliner Schülern und jungen Profis in unterschiedlichen Besetzungen den differenzierten Möglichkeiten der freien Improvisation. Abends fanden in unterschiedlichen Formationen freie Sessions mit „Full Blast“ und jungen Berliner Musikern statt.

Wer entdeckt ihn wieder? – Sylvano Bussotti 80 Jahre alt

Seltsam still ist es um Sylvano Bussotti geworden. Dabei gehörte der am 1. Oktober 1931 in Florenz geborene Bussotti zu den aufregendsten und vielfältigsten Künstlern seiner Generation, der sich nicht nur als Komponist präsentierte, sondern auch als Maler, Filmregisseur und Bühnenbildner. 

Sein Feld war die Welt, immer wieder Amerika und auch bei Darmstadts Ferienkursen erlebte man ihn in den Unterweisungen von John Cage. Bussottis Modernität umgab immer zugleich ein Hauch sublime Dekadenz, ein zartes Klang-Parfüm. Bussotti verstand es außerdem, den expressionistischen Gestus der frühen Moderne mit den konstruktivistischen

Tendenzen der ersten Nachkriegszeit nach 1945 zu verbinden. Seine Musik basiert auf Erfahrungen, spekuliert nicht auf „Verstehen“, das der Komponist dem primitiven „Konsumieren“ zuordnet. 

Sein wichtigstes Werk ist in dieser Hinsicht das 1965 entstandene Mysterien-Kammerspiel „La Passion selon Sade“, das man zuletzt 2005 in Berlin erleben konnte. Bussotti hätte es verdient, wieder entdeckt zu werden, mit seinen Instrumentalwerken, seinen Bühnenarbeiten, seinen Filmen. Das darf man sich und ihm zu seinem achtzigsten Geburtstag wünschen. gr  

Musikpreis für Signum Saxophonquartett 

Das Signum Saxophonquartett aus Köln erhielt den Preis des Usedomer Musikfestivals 2011, unterstützt von der Oscar und Vera Ritter-Stiftung. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert und mit je einem Auftritt beim Musikfestival und bei den Ende März stattfindenden Usedomer Literaturtagen verbunden. Die Auszeichnung wird bereits zum dritten Mal vergeben. Das Quartett spielte in dem Konzert in Zinnowitz raffinierte Bearbeitungen bekannter Orchesterwerke, wie „Aus Holbergs Zeit“ von Edvard Grieg und Béla Bartóks „Rumänische Volkstänze“. Auf dem Programm standen zudem Werke von Nomeda Valanciute, Zita Bruzaite, Jeronimas Kacinskas und Thierry Escaich.

XI. Ritter-Preis für Gabriel Coburger 

Zum elften Mal verleiht die Oscar-und-Vera-Ritter-Stiftung den mit 15.000 Euro dotierten „Ritter-Preis“ für eine besonders herausragende musikalische Leistung. Erstmalig wird in diesem Jahr ein Jazzmusiker ausgezeichnet, der zu den vielversprechendsten Saxophonisten und Komponisten der Gegenwart gehört: Gabriel Coburger. Am 15. November 2011 präsentiert sich Coburger im Klavier-Duo mit Claus Bantzer sowie mit dem „Gabriel Coburger Quartett“ im Rahmen der Konzertreihe „Preisträger stellen sich vor“. Zu hören sind Eigenkompositionen; die kostenlose Veranstaltung findet in der „Kleinen Laeiszhalle“ am Johannes-Brahms-Platz, Hamburg, statt. 

Nachtigall und Lerche zugleich – Preis der Deutschen Schallplattenkritik für Murray Perahia

Er ist die Nachtigall – und die Lerche zugleich: Der Pianist und Dirigent Murray Perahia erhielt den Preis der Deutschen Schallplattenkritik für seine „wahrhaftigen wie klaren Referenzeinspielungen von Werken Bachs, Beethovens und Mozarts“, wie es in der Urteilsbegründung der Jury heißt. Um die geldlose Auszeichnung wenigstens optisch aufzuhelfen, schuf der Künstler Daniel Richter eine 18 Zentimeter hohe Skulptur aus Münzen, die einer Nachtigall nachempfunden ist: Geld und Gesang gehören heute ja eng zusammen. Der „Nachtigall“-Preis wird künftig auch weitere Künstler zieren, denen die Schallplattenjury besonders gern zugehört hat. 

Auf unserem Foto beglückwünscht Jurymitglied Manuel Brug (Mitte) Murray Perahia (rechts), während die zweite Vorsitzende der Jury, Eleonore Büning (links), auf ihren Auftritt wartet.

Zwei zweite Preise – Sieger des 6. Internationalen Aeolus-Wettbewerbs Düsseldorf

Die Jury des 6. Internationalen Aeolus-Bläserwettbewerbs hat einen Flötisten und einen Hornisten mit einem zweiten Preis ausgezeichnet. Ein 1. Preis wurde nach dem Abschlusskonzert in der Düsseldorfer Tonhalle nicht vergeben. Die beiden 2. Preise gingen an den 25-jährigen Engländer Alec Frank-Gemmill vom Scottish Chamber Orchester Edingburgh und an den japanischen Flötisten Seiya Ueno, Absolvent des Pariser Nationalkonservatoriums. Den 3. Preis erhielt der russische Klarinettist Sergey Eletskiy. In den drei Kategorien hatten sich in diesem Jahr 230 junge Musiker um Geldpreise in Höhe von je 2.000 bis 7.000 Euro beworben. 

JeKi-Sti aus Neuss gewinnt Bundeswettbewerb

Das Modellprojekt der Musikschule der Stadt Neuss war jetzt erfolgreich beim Wettbewerb „Kinder zum Olymp! – Schulen kooperieren mit Kultur“ 2010/2011. 

Anfang des Jahres erst belegte eine unabhängige Evaluation durch die Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf die positiven Auswirkungen und den Erfolg von JeKi-Sti auf wissenschaftlicher Ebene, jetzt kommt auch die Wettbewerbsjury des größten deutschen Wettbewerbs für Kulturprojekte an Schulen zu einer positiven Einschätzung. / www.jedem-kind-seine-stimme.de

Professor Hanns-Werner Heister emeritiert

Anlässlich seiner Emeritierung am Ende des Sommersemesters 2011 würdigte der Präsident der Hochschule, Elmar Lampson, mit bewegenden Worten Heisters Lehrtätigkeit. Kollegen und Freundae aus der ganzen Republik waren nach Hamburg gekommen, wo zahlreiche Heister gewidmete Kompositionen aufgeführt und ihm die 1134 Seiten umfassende Festschrift „Musik – Kontexte“ mit 90 Autorenbeiträgen überreicht wurde. Die Gesamtschau seiner Veröffentlichungen – seine Bibliographie umfasst 229 Einzelartikel, Stand Juni 2011 – zeigt die Vielfältigkeit seiner Arbeiten. Hanns-Werner Heister beweist mit seiner wissenschaftlichen Arbeit: Musik ist mehr als Musik. Kompositionen sind Mittel der Aneignung und Veränderung von Welt mit dem Ziel, ihre Konzeptionen auf die Wirklichkeit zu übertragen und in ihr zu verwirklichen. gf

Weiterlesen mit nmz+

Sie haben bereits ein Online Abo? Hier einloggen.

 

Testen Sie das Digital Abo drei Monate lang für nur € 4,50

oder upgraden Sie Ihr bestehendes Print-Abo für nur € 10,00.

Ihr Account wird sofort freigeschaltet!