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Personalia 2013/06

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Zum Tod des schwedischen Komponisten Anders Eliasson +++ Georges Moustaki +++ Die Pianistin Erika Haase +++ Dietmar Gräf zum Siebzigsten +++ Binding-Kulturpreis 2013 

Seine Zeit wird kommen – Zum Tod des schwedischen Komponisten Anders Eliasson

Am Pfingstmontag um 19.20 Uhr verstarb in Stockholm Anders Eliasson an den Folgen eines Gallengangkrebses. Und innerhalb von zwei Tagen haben mit Eliasson und Henri Dutilleux zwei der größten Tonsetzer unserer Zeit das Treiben dieser Welt hinter sich gelassen. Dutilleux durfte zumindest noch im hohen Alter die verdienten Ehren für sein schmales und höchst verdichtetes, originelles Lebenswerk entgegennehmen. Eliasson ist dafür, mit 66 Jahren, wohl zu früh gestorben. Er hinterlässt uns ein Werk, das in jedem Takt unverkennbar ist, dessen höchste kompositorische Meis­terschaft und Eigentümlichkeit kein Kenner ernsthaft bestreiten kann. Zugleich war er ein Mann, der sich in vollendeter Kompromisslosigkeit der Verwirklichung seiner Visionen widmete, der nicht die geringsten Konzessionen an die Wetterwechsel des Zeitgeists machte, der sich auch als Mensch keinen Moment verleugnet hat. Dass auch Charakterstärke etwas mit wahrem Künstlertum zu tun hat, könnte leicht vergessen werden, gäbe es nicht Erscheinungen wie ihn. Geboren 1947 in Borlänge in der Provinz Dalarna, war er schon als Kind Leiter seiner eigenen Jazzband und ein virtuoser Trompeter. Zugleich lernte er die großen Klassiker lieben in einer Umgebung, die ihm in dieser Hinsicht denkbar wenig zu bieten hatte. Entscheidend geformt hat das – von Valdemar Söderholm angeleitete – intensive Studium der Musik Johann Sebastian Bachs, des „vollkommensten aller Meister“. Er eignete sich als Student unter Ingvar Lidholm die Techniken der Avantgarde an, um feststellen zu müssen, dass die Vielfalt der experimentellen Ansätze seiner Stimme keine Perspektive gewährte. Also suchte er grundlegend, jenseits der bekannten Strömungen – und fand um 1970 einen völlig neuen Zugang zur freien Harmonik, eine schwerelose, unausgesetzt im Fluss befindliche Tonsprache von äußerster Dramatik, Dichte, Stringenz und Sublimierung. Seine Harmonik, beruhend auf der Exploration einfacher Modi, folgt triangulatorischen Verwandtschaftsprinzipien, kennt kein Erliegen der Gravitation der tonalen Zentren, die energetische Linie bewegt sich sozusagen konstant zwischen den Anziehungsfeldern hindurch und vermittelt so die konstante Empfindung einer Musik, die eine nicht enden wollende Flugbahn mit allen Turbulenzen des Weges beschreibt. Eliasson hätte es abgelehnt, von wichtigeren und weniger wichtigen Stücken zu reden – Länge, Größe der Besetzung, Anspruch des Titels waren nicht entscheidend. Erwähnen wir trotzdem einige Hauptwerke: Drei Symphonien (eine „Zweite“ blieb unvollendet), eine Sinfonia da camera und eine Sinfonia per archi, ein Streichquartett, ein Quintett mit Cembalo und viel weitere Ensemble-, Kammer- und Klaviermusik; Solokonzerte für Violine, Klarinette, Fagott, Horn, Posaune; Kimmo für Trompete und Schlagzeug-ensemble, mehrere oft aufgeführte Werke für Streichorchester; das symphonische Oratorium Dante Anarca, die oratorische Symphonie Quo vadis?, das monumentale Linné-Tonpoem Canto del vagabondo, die Monolog-Oper Karolinas sömn. Sein letztes Werk ist ein Streichtrio, das er unter größten Schmerzen vollenden konnte. Die Faktur seiner Musik ist gegen Ende immer einfacher, purer geworden, doch stellt sie stets höchste Ansprüche an die Korrelationsfähigkeit der Ausführenden. Zu den Musikern, die sich intensiv in den Dienst seiner Musik stellten, zählen Juha Kangas und das Ostrobothnian Chamber Orchestra, John-Edward Kelly und das Arcos Orchestra, Sakari Oramo und Andreas Skouras. Anders Eliasson hat es nur teilweise erleben dürfen, doch seine Zeit wird kommen. [Christoph Schlüren]

Georges Moustaki

Als er älter wurde, machte er seinen Rauschebart zu seinem Markenzeichen. Noch glatt rasiert wurde der griechischstämmige Chansonnier und Komponist Georges Moustaki von Edith Piaf entdeckt, für die er 1959 ihren Hit „Milord“ schrieb und mit der er eine Zeit lang liiert war. Geboren wurde er 1934 unter dem Namen Giuseppe Mustacchi in Ägypten und siedelte als Teenager nach Paris über. Dort arbeitete er zuerst als Barmann und fand so Zugang zur Cabaret-Szene. Seinen eigenen Durchbruch als Chansonnier hatte er erst 1966 mit dem Hit „Le Métèque“, in dem er seine Erfahrungen als Einwanderer beschrieb. Obwohl er im Laufe seiner langen Karriere um die 300 Lieder, unter anderem auch für seine Kollegen Yves Montand oder seinen Freund George Brassens, und die Entwicklung des französischen Chansons maßgeblich prägte, blieb er sein Leben lang eine Art Außenseiter. Zu seinen Hits zählen neben „Milord“ und „Le Métèque“ auch „Ma liberté“, „Il y avait un jardin“, und „Le Temps de vivre“. 2011 wurde von unheilbaren Atemproblemen berichtet, Moustaki konnte nicht mehr singen, was er sehr bedauerte. Am 23. Mai starb er kurz nach seinem 79. Geburtstag in Nizza. [ug]

Die Pianistin Erika Haase

Wie die Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover mitteilt, ist die Pianistin und Klavierpädagogin Erika Haase am 1. Mai 2013 im Alter von 78 Jahren verstorben. Sie lehrte von 1967 bis zu ihrer Pensionierung im Jahr 2000 als Professorin an der HMT Hannover. Als Interpretin fühlte sie sich der Musikliteratur des 20. Jahrhunderts besonders verpflichtet.
Hier einige Auszüge aus der Pressemeldung der HMT Hannover:

(…) Erika Haase, geboren am 23. März 1935 in Darmstadt, erhielt ihre Ausbildung zunächst in ihrer Heimatstadt bei Werner Hoppstock, anschließend wechselte sie zu Hans Leygraf. Sie besuchte Intensivkurse bei Eduard Steuermann und wurde später wesentlich von einer engen Zusammenarbeit mit Conrad Hansen geprägt. Nach musikalischen Wanderjahren in Stockholm, Paris und London – bereichert durch Begegnungen mit musikalischen Persönlichkeiten wie Pierre Boulez und György Ligeti – kam Erika Haase Mitte der 1960erJahre nach Hannover und an die Hochschule. (…)  Zu ihren Schülern zählen u.a. Gerrit Zitterbart, Andreas Staier und Ingo Metzmacher.?Erika Haase hat bis an ihr Lebensende unermüdlich ihre musikalische Arbeit fortgesetzt. Ihre letzten Jahre waren erfüllt von CD-Aufnahmen mit Werken von Ligeti, Ravel, Chopin, Liszt, Schumann und Brahms, in denen sie ihre klare musikalische Aussage mit der ihr eigenen unaufdringlichen Perfektion darbieten konnte.

Ihre Liebe galt vor allem Werken des 20. Jahrhunderts: Durch eine enge Freundschaft zu György Ligeti war sie eine Wegbereiterin seiner Etüden für Klavier, die sie in maßgeblichen Aufnahmen festgehalten hat.?Wir werden die lebendige, energische und charmante Wesensart von Erika Haase in ehrendem Gedenken behalten! (Gerrit Zitterbart, im Mai 2013)

Dietmar Gräf zum Siebzigsten

Dietmar Gräf feierte am 1. Juni seinen 70. Geburtstag. Er ist Mitglied  im Tonkünstlerverband und im Verband Bayerischer Schulmusiker. Gräf wurde in Marienbad im Sudetenland geboren und wohnte nach der Vertreibung in Bayreuth. Er studierte Kirchenmusik in Regensburg und an der Musikhochschule München (Schüler bei Lehrndorfer). Das Schulmusikstudium absolvierte er als Externer. Es folgte ein Klavierstudium bei Dr. Sigmund, den Professoren Piper und Hübsch sowie bei dem Konzertpianisten Hidegheti; das Konzertfach Orgel studierte er bei Prof. Kaunzinger in Würzburg, der ihm anbot, sofort in die Meisterklasse zu gehen. An der Universität München magistrierte er zum Magister Artium und promovierte zum Dr. phil. in Musikwissenschaft, Didaktik der Musik und Pädagogik.

Er war zwei Jahre Lehrer der Regensburger Domspatzen, ein Jahr Domkapellmeister in Eichstätt, anschließend an den Gymnasien in München, Bamberg und Mindelheim als Schulmusiker tätig sowie als Lehrbeauftragter an der Universität München für Orgel, Klavier und Methodik.
Über 500 Kompositionen entflossen seiner Feder, er gab mehr als 2.000 Konzerte als Dirigent, Pianist und Organist. Gräf leitet bis heute den von ihm gegründeten Förderkreis für Symphonie- und Kammerkonzerte sowie den überregional bekannten Musica Sacra Chor (u.a. drei Auftritte im Petersdom) in Bad Wörishofen.

Außerdem war und ist er Gründer und Mitglied mehrerer Kammermusikensembles sowie Gastdirigent namhafter Symphonieorches­ter. Er hatte zahlreiche Tourneen im In- und Ausland sowie Film-, Funk-, Fernseh- und Tonträgeraufnahmen, darunter etliche Uraufführungen.

Dietmar Gräf ist seit fünf Jahren Intendant und Musikalischer Leiter des KneippMusikFestivals in Bad Wörishofen.

Gräf trat mit zwei internationalen Buchveröffentlichungen an die Öffentlichkeit: „Die Veränderbarkeit der Einstellung zur Musik durch Werkanalyse“ und „Der Choral Gregors des Großen“. Er war zudem Mitautor der Schulbuchreihe „Spielpläne Musik“ für Gymnasien. [Alois Egger]

Binding-Kulturpreis 2013

Das Kuratorium der Binding-Kulturstiftung hat einstimmig entschieden: Heinz Sauer und Michael Wollny erhalten den mit 50.000 Euro dotierten Binding-Kulturpreis 2013. Die feierliche Ehrung und offizielle Preisvergabe findet am Samstag, den 24. August, um 11.00 Uhr im Beisein von Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann im Kaisersaal des Römers statt.

Zur Begründung heißt es: „Mit dem Tenor-Saxophonisten Heinz Sauer und dem Pianisten Michael Wollny hat sich das Kuratorium der Binding-Kulturstiftung für ein schon heute legendäres Duo entschieden, das seit zehn Jahren deutschlandweit große Beachtung findet. Beide sind, in verschiedenen Generationen, große Namen im deutschen Jazz.“ Der Binding-Kulturpreis wird in diesem Jahr zum 18. Mal verliehen. Seit 1996 würdigt die Binding-Kulturstiftung alljährlich Kulturschaffende aus Frankfurt und dem Rhein-Main-Gebiet, deren Wirken und Schaffen über die Region hinaus Aufmerksamkeit und Anerkennung finden.

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