Ernst von Siemens Musikpreise 2013 verliehen +++ Kyoto-Preis 2013 an Avantgardemusiker Cecil Taylor +++ Chorleiter-Preise +++ Bregenzer Festspiele und Wolke Verlag entdecken André Tchaikowsky +++ Staatspreis für Musik für Wollny und Singer pur +++ Marcus Creed bleibt beim SWR Vokalensemble Stuttgart bis 2017 +++ Rheingau Musik-Preis an Fazil Say
Ernst von Siemens Musikpreise 2013 verliehen
1972 rief Ernst von Siemens, der Enkel des Firmengründers Werner von Siemens, die internationale Ernst von Siemens Stiftung ins Leben. Der Gründungsakt selbst wurde dann 1973 vollzogen. So ergibt sich die Koinzidenz, dass die Musikwelt in diesem Jahr auf das vierzigjährige Bestehen des in seiner Art einmaligen Musikpreises zurückblickt und gleichzeitig an den hundertsten Geburtstag des ersten Preisträgers, den englischen Komponisten Benjamin Britten, erinnert. „In Anerkennung seines gro-ßen erfolgreichen Schaffens als Komponist, Interpret und Pädagoge, das weltweit den Einsatz für die Musik und die Liebe zu ihr gefördert hat“, erhielt Britten damals die Summe von 100.000 Schweizer Franken als Preisgeld. Noch einmal dieselbe Summe ging an Institutionen, Ensembles und Einzelpersonen zur Förderung des musikalischen Nachwuchses. Inzwischen erhielten 38 weitere Künstler die Auszeichnung, deren Preisgeld stetig anwuchs, und im Jubiläumsjahr 2013 kann die Ernst von Siemens Musikstiftung den bislang höchsten Betrag ausschütten – und das trotz eines Zinstiefs, das es weltweit Stiftungen schwer macht, ihre gewohnten Erträge zu erwirtschaften. Von insgesamt drei Millionen Euro erhält 250.000 der diesjährige Preisträger, Mariss Jansons, Chefdirigent des Königlichen Concertgebouw Orchesters sowie des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks.
Die münchnerisch-bajuwarische Aura, die die Zeremonie dieses Jahr um-gab, hätte den Preisstifter Ernst von Siemens sicher nicht gestört. Im Gegenteil: War der Unternehmer mit preussischem Hintergrund doch bereits während seiner Studienzeit in München Bayer aus Zuneigung geworden. Dass Jansons sein Preisgeld komplett als Teil des Grundkapitals für einen Weltklassekonzertsaal, der seiner Überzeugung nach in München gebaut werden muss, spendet, könnte durchaus auch im Sinne des Stifters gewesen sein. Denn von Anfang an steckte hinter der Idee eines großen, weltweit anerkannten Musikpreises die Idee, das Neue zu fördern und in die Musikwelt hinein verändernd zu wirken. Deshalb entfielen auch 2013 wieder der größte Teil der Preissumme (über 2,6 Millionen Euro) in die Förderung von knapp 120 ausgewählten Projekten und in die Komponistenförderpreise. Diese erhielten der Schweizer David Philip Hefti, der aus Kanada stammenden Samy Moussa und der Serbe Marko Nikodijevic. Der Benefit des Ernst von Siemens Komponistenförderpreises liegt nicht nur im Preisgeld: Er liegt auch in der Tatsache, dass er Türen öffnet. Erfahrungsgemäß sind die Auftragsbücher der ausgezeichneten jungen Komponisten spätestens vom Stichtag der Verleihung an gut gefüllt.
Dennoch hat das Kuratorium des Preises noch einen Mangel entdeckt: Es existieren zu wenig qualitativ hochwertige Aufnahmen ihrer Komponisten-Förderpreisträger. Eine CD-Reihe der Siemens-Musikstiftung und des Labels col legno schafft hier inzwischen Abhilfe. ak
Sehen Sie Samy Moussa im Film „Lucerne Festival Academy 2013: Ives‘ Vierte mit Peter Eötvös“.
Kyoto-Preis 2013 an Avantgardemusiker Cecil Taylor
Der Kyoto-Preis, der neben dem Nobelpreis als eine der weltweit wichtigsten Auszeichnungen für das Lebenswerk herausragender Persönlichkeiten in Kultur und Wissenschaft gilt, geht in diesem Jahr an den Elektroingenieur Robert Heath Dennard, den Biologen Masatoshi Nei und den Jazzmusiker Cecil Taylor.
Die mit jeweils 50 Millionen Yen (rund 400.000 Euro*) dotierte Ehrung wird alljährlich durch die Inamori-Stiftung vergeben, die 1984 von Kazuo Inamori, dem Gründer des japanischen Technologiekonzerns Kyocera, ins Leben gerufen wurde. Mit dem Kyoto-Preis würdigt die Inamori-Stiftung das Lebenswerk von Persönlichkeiten, die sich mit herausragenden Leistungen in ihrem Bereich verdient gemacht haben. Die feierliche Verleihung findet traditionell am 10. November 2013 in Kyoto statt. Mit Cecil Taylor befindet sich in diesem Jahr einer der einflussreichsten Jazzmusiker weltweit unter den Preisträgern. Der laut eigener Aussage von Musikern wie Duke Ellington und Thelonious Monk beeinflusste Free Jazz-Pianist eröffnete dem Jazz mit seinen originellen und innovativen Improvisationen völlig neue Möglichkeiten zur Weiterentwicklung.
Seine unübertroffene Virtuosität und Individualität sind Kennzeichen seiner einzigartigen Musik. Cecil Taylor war bereits öfter in Japan auf Tour und hatte bedeutenden Einfluss auf die japanische Jazzszene. In den späten 80er-Jahren hat er mit regelmäßigen Auftritten, die er gemeinsam mit europäischen Größen der freien Improvisation gegeben hat, auch der europäischen Musikszene ein wichtiges Kapitel hinzugefügt. [Hans Kumpf]
Chorleiter-Preise
Beim 7. Internationalen Wettbewerb für Junge Chorleiter/-innen in St. Petersburg hat die 33-jährige Chorleiterin Donka Miteva aus Bulgarien den 1. Preis sowie mehrere Sonderpreise gewonnen. Der 2. Preis ging an Eun Hye Cho aus Südkora, der 3. Preis an Anton Maximov aus Russland, ein Sonderpreis in Form der Leitung oder Assistenz eines Ateliers beim Festival EUROPA CANTAT in Pécs 2015 an Yuval Weinberg aus Israel, und das Stipendium des Noël Minet Funds von ECA-EC an Zoltán Dévity aus Ungarn. Die Ausgabe 2013 des Wettbewerbs, die mit einem internationalen Forum für Chorleiter/-innen kombiniert war, wurde von Inter Aspect in Zusammenarbeit mit der St. Petersburg State University of Culture and Arts und dem Central-Eastern European Centre von ECA-EC organisiert. Chorverbände in Europa werden dazu ermuntert, diese neu entdeckten Talente aus dem diesjährigen Wettbewerb zu zukünftigen Veranstaltungen als Atelierleiter einzuladen.
Der andere Tchaikowsky – Bregenzer Festspiele und Wolke Verlag entdecken André Tchaikowsky
Die sensationelle Wiederentdeckung Mieczyslaw Weinbergs vor drei Jahren ist noch in lebendiger Erinnerung, da machen die Bregenzer Festspiele erneut neugierig auf einen bislang nahezu unbekannten Komponisten: Der jüdisch-polnische Pianist André Tchaikowsky (1935–1982) versuchte zwischen seinen Konzertourneen immer wieder seiner Komponierleidenschaft nachzugehen. Über viele Jahre hinweg entstand so seine Shakespeare-Oper „Der Kaufmann von Venedig“, die nun am 18. Juli im Bregenzer Festspielhaus uraufgeführt wird (weitere Termine: 21. und 28. Juli).
Weitere Konzerte mit seiner Musik und ein Symposium vom 20. bis 22. Juli flankieren die Opernpremiere, die außerdem Anlass für eine aktuelle Publikation ist: Im Wolke Verlag erscheint Anfang Juli das Buch „André Tchaikowsky –Die tägliche Mühe ein Mensch zu sein“ (272 S., Abb., geb., 29 Euro, ISBN 978-3-95593-054-7), in dem Anastasia Belina-Johnson unter anderem anhand der Tagebücher Tchaikowskys Leben und Schaffen nachzeichnet.
Staatspreis für Musik für Wollny und Singer pur
Einen neuen Bayerischen Staatspreis für Musik verleiht Bayerns Kunstminister Wolfgang Heubisch erstmals im Sommer. Die mit dem Bayerischen Musikrat ins Leben gerufene undotierte Auszeichnung geht insgesamt an fünf Einzelpersönlichkeiten und Musikensembles. Gewürdigt werden sollen „herausragende musikalische Leistungen oder innovative Konzepte“. Zu den diesjährigen Preisträgern zählen der Jazz-Pianist Michael Wollny und das Vokal-Sextett „Singer Pur“. Der Sonderpreis geht an die erfolgreiche Sopranistin und Bühnenkünstlerin Waltraud Meier.
Marcus Creed bleibt beim SWR Vokalensemble Stuttgart bis 2017
Prof. Marcus Creed hat vorzeitig seinen Vertrag als Chefdirigent des SWR Vokalensembles Stuttgart bis Ende 2017 verlängert. Seit 2003 leitet Creed das Solistenensemble, das mit ihm eine enorme künstlerische Entwicklung vollzogen hat und regelmäßig Preise und Ehrungen erringt. So wurde es 2011 für seinen Einsatz für zeitgenössische Vokalmusik mit dem Europäischen Chorpreis der Kulturstiftung Pro Europa ausgezeichnet. 2011 und 2012 erhielt das SWR Vokalensemble jeweils einen Echo Klassik und im Frühjahr 2013 wurde es für den Grammy nominiert. SWR-Intendant Peter Boudgoust: „Marcus Creed ist einer der wichtigsten Protagonisten der internationalen Chorszene. Ich freue mich sehr darüber, dass er und das SWR Vokal-ensemble ihre erfolgreiche Zusammenarbeit fortsetzen werden. Das SWR Vokalensemble ist ein Aushängeschild für unseren Sender; es begeistert mit fantastischen Konzerten und innovativen Vermittlungsangeboten. Marcus Creed garantiert diese herausragende Qualität, er steht für eine inspirierende, zukunftsweisende Programmgestaltung – und damit auch für die enorme Bandbreite des SWR bei der Kulturvermittlung.“
Rheingau Musik-Preis an Fazil Say
Der mit 10.000 Euro dotierte Rheingau-Musik-Preis geht in diesem Jahr an den türkischen Pianisten und Komponisten Fazil Say. Er sei ein Ausnahmekünstler mit «unverwechselbarem Gestaltungswillen», ein Brückenbauer zwischen musikalischen Welten, begründete die Jury nach Angaben des Rheingau-Musik-Festivals vom Mittwoch die Vergabe. Der 1970 in Ankara geborene Say stellt sich in diesem Sommer mit mehreren Konzerten und Vorträgen bei dem Musikfest vor. Den Preis soll er bei einem Klavierabend am 31. Juli auf Schloss Johannisberg erhalten, wie die Organisatoren in Oestrich-Winkel mitteilten. 2012 hatte die Berliner Lautten Compagney den Preis erhalten. Foto: Rheingau Musik Festival
Japanische Inamori-Stiftung vergibt 400.000 Euro an amerikanischen Pianisten