Klaus-Ernst Behne, Lothar Voigtländer, Almut Klotz, Julia Cloot, Eckart Rohlfs, Alfred Wendel
Die Musik und ihre Wahrnehmung – Zum Tod des Musikwissenschaftlers und Musikpsychologen Klaus-Ernst Behne
Wie die Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover (HMTMH) mitteilte, starb der Musikpsychologe und frühere Präsident der Hochschule am 9. August im Alter von 73 Jahren. Der ConBrio Verlag und die nmz verlieren damit einen ihrer profiliertesten Autoren. 1994 hatte Klaus-Ernst Behne im ConBrio Verlag unter dem Titel „Gehört, Gedacht, Gesehen“ seine Aufsatzsammlung zum visuellen, kreativen und theoretischen Umgang mit Musik veröffentlicht, 2009 folgte die Längsschnittstudie „Musikerleben im Jugendalter“, deren Ergebnisse er in einem Artikel für die nmz zusammenfasste. 2002 war er einer der ersten gewesen, der die PISA-Studie mit einem methodenkritischen Blick betrachtet hatte (nmz 2/2002).
Geboren am 29. Juni 1940 in Uelzen, studierte Klaus-Ernst Behne Musikwissenschaft, Psychologie, Physik und Schulmusik in Hamburg, Bonn und Freiburg. Ab 1967 war er am Staatlichen Institut für Musikforschung in Berlin tätig. Weitere Stationen waren die PH Bielefeld ab 1972 und die Musikhochschule Detmold, wo er 1975 den Ruf auf die Professur für Systematische Musikwissenschaft annahm.
Am 30. September 1977 wechselte Klaus-Ernst Behne als Professor für Musikpsychologie an die Hochschule für Musik und Theater Hannover und hielt ihr mehr als 20 Jahre die Treue. Zum 1. Oktober 1997 übernahm er das Präsidentenamt von Prof. Peter Becker und führte die Hochschule bis zum 30. September 2003.
Die deutschsprachige Musikpsychologie erhielt durch Klaus-Ernst Behnes Forschung und impulsgebende Beiträge einen neuen Stellenwert: Nach der Promotion an der Universität Hamburg mit einer experimentellen Studie über die Wahrnehmung des musikalischen Tempos galt sein lebenslanges Forschungsinteresse dem Musikgeschmack, dem Musik-Erleben und der alltäglichen Nutzung von Musik. Seine 1990 veröffentlichte „Hörertypologie“ war ein Meilenstein im modernen Verständnis der vielfältigen Funktionen von Musik im Alltag.
Ab 1991 führte er über einen Zeitraum von sechs Jahren die bis heute weltweit einzige Langzeitstudie zur Entwicklung musikalischer Vorlieben bei Jugendlichen durch und bereitete einer veränderten Zielgruppendefinition den Weg.
Sein weiteres Forschungsinteresse galt den besonderen Wahrnehmungsanforderungen der zeitgenössischen Musik sowie der musikalischen Kreativität, der Synästhesie und der audio-visuellen Musikwahrnehmung. Seine Lehrfilme zur Beeinflussung des Hörurteils durch das sichtbare Auftrittsverhalten von Musikern gehören zu den Klassikern der experimentellen Musikforschung. Viele seiner Schülerinnen und Schüler, darunter Prof. Dr. Claudia Bullerjahn, heute Justus-Liebig-Universität Gießen, oder Prof. Dr. Andreas C. Lehmann, heute Hochschule für Musik Würzburg, tragen die Musikpsychologie in seinem Namen weiter.
1983 gehörte Klaus-Ernst Behne zu den Gründungsmitgliedern der Deutschen Gesellschaft für Musikpsychologie, deren Ehrenmitglied er auch war.
1993 verwirklichte er gemeinsam mit Prof. Dr. Franz Amrhein (verstorben im Oktober 2012) und Prof. Dr. Karl-Jürgen Kemmelmeyer das Institut für Musikpädagogische Forschung der HMTMH mit dem Experimentallabor für Musikpsychologie als Keimzelle. 1994 war er erster Autor der von ihm mitbegründeten Reihe der Forschungsberichte des Instituts für musikpädagogische Forschung. Er engagierte sich gleichsam für die Förderung der Spitzenbegabung und der Breitenbildung in Form der Schulmusik.
Zwischen Askese und Exegese – Lothar Voigtländer feiert seinen 70. Geburtstag
Lothar Voigtländers Ästhetik pendelt zwischen Askese und Exegese, seine Biographie verläuft zwischen Ost und West: Geboren am 3. September 1943 im sächsischen Leisnig und musikalisch sozialisiert in Dresden sowie als Meisterschüler von Günter Kochan an der Ostberliner Akademie der Künste, gehörte Voigtländer bald zur erfolgversprechenden Garde junger DDR-Komponisten. Zwar wertschätzte er „das System Kultur als wesentliche geistige Triebfeder“, doch Voigtländer ist überzeugt, dass „Kunst immer das Unvorhergesehene will“. Statt der offiziell proklamierten Ästhetik wandte er sich der Avantgarde zu, initiierte Konzertreihen und war langjähriger Dozent bei den Geraer Ferienkursen.
Sein Erweckungserlebnis war die Begegnung mit der Elektronik, die „einschlug wie eine Bombe“. Obwohl Hardware im sozialistischen Lager nicht nur verpönt, sondern auch kaum zu beschaffen war, veranstaltete Voigtländer seit den 70er-Jahren elektroakustische Konzerte und gründete 1984 mit Georg Katzer die „Gesellschaft für elektroakustische Musik“. Aus den politischen Weichenstellungen des Jahres 1989 ergaben sich neue Aufgaben und Verpflichtungen, denn mit dem Untergang des Staates wurden auch seine Institutionen ausgetauscht. Voigtländer fand sich „als Exilant in einer marktwirtschaftlichen Mondlandschaft wieder, in der Nachfrage und Angebot auch die Kunst bestimmten“.
In Personalunion übernahm Voigtländer 1991 den Vorsitz der Komponistenverbände in Ost- und West-Berlin und schuf damit die Strukturen für den heutigen Deutschen Komponistenverband. 2006 wurde er zudem Aufsichtsratsmitglied der GEMA, aber neben den kulturpolitischen Aufgaben stand für den psychologisch ausdeutenden Komponisten immer die Musik im Mittelpunkt: Sein Œuvre umfasst nahezu alle musikalischen Gattungen, besonderes Augenmerk schenkt er multimedialen, szenischen und visuellen Elementen, denn Voigtländer ist überzeugt, dass „Ganzkörperlichkeit der Neuen Musik über die Bühne hilft“. [Anna Schürmer]
Almut Klotz
Am 15. August 2013, genau eine Woche vor dem Release ihres neuen Albums „Lass die Lady rein“, das sie gemeinsam mit ihrem Lebens- und Bühnenpartner Christian „Reverend“ Dabeler produziert hatte, starb die Sängerin, Autorin, Produzentin und Chorleiterin Almut Klotz im Alter von 50 Jahren an einem Krebsleiden.
Bekannt wurde sie als Mitgründerin der deutschen Popband Lassie Singers, die Kultband der 80er- und 90er-Jahre für alle diejenigen, die niemals erwachsen werden wollten.
Klotz wuchs im Badischen auf und zog Mitte der Achtziger nach Westberlin. Sie gründete 1988 zusammen mit Christiane Rösinger und Funny van Dannen die Lassie Singers, später das Plattenlabel Flittchen-Records, betrieb die Flittchen-Bar, leitete den Popchor Berlin und war unter anderem als Kolumnistin für die Berliner Zeitung tätig. Gemeinsam mit Christian Dabeler veröffentlichte sie zwei Bücher, „Aus dem Leben des Manuel Zorn“ und den Erzählband „Tamara und Konsorten“.
Neue Musik im Blut – Julia Cloot wechselt zum Kulturfonds Frankfurt RheinMain
Die bisherige Leiterin des Instituts für zeitgenössische Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main (HfMDK), Julia Cloot, wird zum 1. Oktober neue Kuratorin und stellvertretende Geschäftsführerin der Gemeinnützigen Kulturfonds Frankfurt RheinMain GmbH und damit Stellvertreterin des neuen Geschäftsführers Helmut Georg Müller, der am 1. August seine Tätigkeit aufnehmen wird.
Die 44-jährige Julia Cloot stammt aus Bonn, hat Musikwissenschaften und Germanistik in Berlin studiert und 1999 über Jean Paul promoviert. Anschließend war sie bis 2001 als Chefdramaturgin am Theater Görlitz tätig, wechselte dann als Referentin zu einer Kulturstiftung nach Hannover, wo sie bis 2005 für die Konzeption von Förderprogrammen und Festivals zur Neuen Musik und Literatur verantwortlich war. Seit 2005 leitet die Kuratorin, Autorin und Dozentin das Institut für zeitgenössische Musik an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main (HfMDK).
Im Jahr 2006 hat sie zusätzlich die Leitung des Off-Programms der Donaueschinger Musiktage übernommen. Ehrenamtlich engagiert sich Cloot als Präsidentin der deutschen Sektion der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik. Auch dem Vorstand der Frankfurter Gesellschaft für Neue Musik (FGNM) gehörte sie einige Jahre an. Den Gemeinnützigen Kulturfonds Frankfurt RheinMain tragen das Land Hessen, die Städte Frankfurt, Darmstadt, Wiesbaden und Hanau, der Hochtaunus- und der Main-Taunus-Kreis.
In den letzten fünf Jahren konnte der Fonds mehr als 26 Millionen Euro Fördermittel für Kunst- und Kulturprojekte nationalen und internationalen Ranges bewilligen.
Motor von „Jugend musiziert“ – Ehrung für Eckart Rohlfs im Studio 1 des Bayerischen Rundfunks
Zum Abschluss des 50. Wettbewerbsjahres „Jugend musiziert“ wurden am 19. Juli im Studio 1 des Bayerischen Rundfunks die 1. Bundespreisträger aus Bayern durch das Wissenschaftsministerium geehrt.
Neben der Festrede von Staatsminister Heubisch und anderen Grußworten musizierten ausgewählte Bundessieger quer durch alle Kategorien.
Ein besonderer Höhepunkt war die Ernennung von Dr. Eckart Rohlfs zum Ehrenvorsitzenden des Landesausschusses Bayern „Jugend musiziert“ e. V. Die Laudatio hielt der 1. Vorsitzende Rüdiger Schwarz. In ihr betonte er die ungeheuren Verdienste von Rohlfs: „Sie sind der Vater von ‚Jugend musiziert‘, der Initiator und unermüdliche Vorkämpfer, und Sie waren 33 Jahre lang der Motor dieses Projekts, der es zu einer nicht mehr wegzudenkenden Einrichtung in der bundesdeutschen musikpädagogischen und kulturellen Landschaft gemacht hat.“
Eckart Rohlfs war parallel zu seinem Amt als Bundesgeschäftsführer viele Jahre lang ehrenamtlich Vorsitzender in Bayern, bis er 1983 dieses Amt an Rüdiger Schwarz abtrat.
Silberne Stimmgabel für Alfred Wendel
Der Landesmusikrat Nordrhein-Westfalen verleiht im Rahmen seiner Jahresversammlung in einer öffentlichen Veranstaltung am Samstag, den 14. September, im Opern-Foyer des Theaters Duisburg zum neunten Mal seine Auszeichnung „Silberne Stimmgabel“ für besondere Verdienste um das Musikleben in NRW. Der diesjährige Preisträger ist der Intendant der Duisburger Philharmoniker, Alfred Wendel. Er erhält die Auszeichnung für seine „vorbildliche Arbeit, die er seit seinem Amtsantritt 2006 geleistet hat“. Die Laudatio hält der Direktor des NRW-Kultursekretariats, Christian Esch. [Andreas Burger]