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Beim 14. Internationalen Wettbewerb für junge Pianisten in Ettlingen erhält der deutsche Robert Bily den 1. Preis. Foto: Frank Reich
Beim 14. Internationalen Wettbewerb für junge Pianisten in Ettlingen erhält der deutsche Robert Bily den 1. Preis. Foto: Frank Reich
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Personalia 2014/09

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Beim 14. Internationalen Wettbewerb für junge Pianisten in Ettlingen erhält der deutsche Robert Bily den 1. Preis +++ Explosiver Dirigent, Geiger und Komponist: Zum Tod von Lorin Maazel +++ Zum Tod von Ruth-Iris Frey-Samlowski +++ Praemium Imperiale geht an Arvo Pärt

Robert plant seine Klavierkarriere
Beim 14. Internationalen Wettbewerb für junge Pianisten in Ettlingen erhält der deutsche Robert Bily den 1. Preis

Den 1. Preis erstmals einem deutschen Kandidaten zuerkennen zu dürfen, freut nicht nur die Stadt Ettlingen und die Sparkassenstiftung, die den internationalen Wettbewerb für junge Pianistinnen und Pianisten in diesem Jahr zum 14. Male ausgerichtet hat. Der 16-Jährige erste Preisträger der älteren Teilnehmergruppe Robert Bily sagt stolz: „Jetzt habe ich fast alle Jugendwettbewerbe geschafft“. Er will sie gar nicht alle aufzählen,  von „Jugend musiziert“ bis zu den Preisen in seinem tschechischen Geburtsort in Ústínad-Labem, in Palma de Mallorca, Zwickau, Mailand, beim Steinway-Wettbewerb  und beim Münchner Klavierpodium, wo auch sein Lehrer Dirk Fischbeck für seine besondere pädagogische Arbeit prämiert wurde. „Jetzt mache ich etwas Pause, bevor ich mich auf die Ebene der anspruchsvollen professionellen Wettbewerbe wage. Dafür muss ich viel mehr üben – aufs Abitur werde ich deshalb verzichten“, meint der Schüler des Musikzweiges im Gymnasiums Latina in Halle. In der verbleibenden Freizeit ist er leidenschaftlicher Tennisspieler. Doch nebenbei bereitet er sich bereits auf ein Hochschulstudium in Leipzig vor, wo er den Unterricht bei Gerald Fauth besucht. Also ganz bewusst und hoffnungsvoll peilt er eine solistische Karriere an. Als diesjähriger Wettbewerbsbester bekam er in Ettlingen auch den Sonderpreis der EMCY, der eine Weiterförderung in der europäischen Wettbewerbsvereinigung in Aussicht stellt.
Die Klavierspielkonkurrenz war auch in diesem Jahr in Ettlingen extrem hoch, gesteht der Juryvorsitzende Robert Benz, zugleich künstlerischer Leiter dieses Jugend-Klavierwettbewerbes, in dem von Sparkassen-Seite Geldpreise zwischen 500 und 2.000 Euro beziehungsweise für die ältere Gruppe zwischen 750 und 5.000 Euro zu vergeben waren. Aus 296 Bewerbern aus 42 Nationen wählte man in der Vorauswahl anhand von Tonaufnahmen 108 einzuladende Teilnehmer – davon 23 aus europäischen Ländern. Dabei erwies sich: Wie schon in den zurückliegenden Jahren dominierten die interpretatorischen Leistungen der Kandidaten aus China und Korea. Der erste Preis in der Juniorgruppe bis 15 Jahre ging allerdings an den 12-jährigen Klavier- (und auch Violin-)Spieler Joshua Han aus Sydney, wo er mit einem Stipendium des Rising-Star-Programms bei Paul Rickard-Ford am Konservatorium studiert; im vergangenen Jahr war er Sieger beim Kawei-Wettbewerb in Seoul. Die 15-jährige Münchnerin Johanna Bufler, die erst von der Hochbegabtenförderung in Salzburg und Hannover profitierte, jetzt Jungstudentin bei Bernd Glemser an der Musikhochschule Würzburg, kehrte wenigstens mit einem Förderpreis heim.
Ebenso und mit zusätzlichem Haydn-Sonderpreis die Österreicherin Mitra Kotte (19) aus Wien, die an der Musik-Universität Wien bei Martin Hughes pianistisch betreut wird. Beide sind bei verschiedenen anderen Wettbewerben solistisch und bei Kammermusik mehrfach ausgezeichnet. Nicht alleine eine fulminante Technik präsentierten die jeweils fünf Preisträger jeder Altersgruppe im Abschlusskonzert, sondern faszinierten  mit einer teilweise sehr bewegenden musikalischen Gestaltung und Verinnerlichung, wie man sie von so jungen Künstlern noch nicht unbedingt erwartet. [Eckart Rohlfs]

Einer der letzten Superdirigenten unserer Zeit
Explosiver Dirigent, Geiger und Komponist: Zum Tod von Lorin Maazel

Lorin Maazel ist tot. Plötzlich steigen Erinnerungen auf, an alte Zeiten, an faszinierende Musikerlebnisse. Es war in der Saison 1982/83, da sang Eva Marton die Titelpartie bei der Wiener Premiere von Giacomo Puccinis „Turandot“, José Carreras sang den Calaf. Die Starrolle aber spielte im Graben das Staatsopernorchester, die Wiener Philharmoniker, gelenkt von ihrem neuen Operndirektor, Lorin Maazel, und sie wuchsen unter diesem Dirigenten abermals über sich hinaus, blühten auf zu dem „großen Wiener Ton“, wie Gustav Mahler es genannt hatte, zu zartesten Klanglyrismen, feinsten instrumentalen Farben.
Ja, Maazel beherrschte die Kunst,  eine dramatische Steigerung förmlich bis zum Zerspringen hochzureißen, er verlieh der Aufführung eine doppelte Hochspannung: nach außen und nach innen. Und als Zuhörer war man zugleich beides: erschlagen und begeistert. Lorin Maazel wurde in Deutschland, aber auch in Österreich manchmal skeptisch beurteilt. Man dachte dabei an auratische Dirigenten wie Wilhelm Furtwängler, Otto Klemperer, Bruno Walter, Karl Böhm, auch noch Karajan. Als, zum Beispiel, Leonard Bernstein starb, beklagten die Wiener Philharmoniker den Verlust ihrer letzten dirigentischen Instanz, die noch so etwas wie eine Aura besessen habe. Das ist ganz sicher übertrieben: Das Auratische hat ja längst ganz andere Ausdrucksformen angenommen. Was Maazel anbetrifft: Können dirigiertechnische Perfektion, ein absolutes Gehör und ein bewundernswertes Gedächtnis für die Partituren, die er meist auswendig dirigierte, schon so etwas wie eine „Aura“ hervorzaubern? Gewiss sollte das zunächst jeder Musikfreund, der Maazels Auftritten beigewohnt hat, für sich beantworten können. Perfektion nur als etwas mechanisch Perfektes zu definieren griffe jedenfalls entschieden zu kurz.
Vielmehr wuchs Maazels Darbietungen  stets eine oftmals sogar irritierende Magie zu. Wenn er, zum Beispiel, in London in einer Parforcetour alle neun Beethoven-Symphonien in zehn Stunden aufführte, muss das wie eine Explosion gewirkt haben, ein unendlicher Energiestrom. Ein klares Formbewusstsein zeichnete auch Maazels Mahler-Interpretationen  aus, wodurch zumal die zuweilen sentimental wirkende Weltschmerzlichkeit des Komponisten verschwand.
Lorin Maazel kam am 6. März 1930 in Neuilly-sur Seine als Sohn eines amerikanischen Sängers und einer Pianistin zur Welt. Dass ein in Paris geborener Amerikaner ein besonderes Gefühl für die Musik seiner Heimat besaß, beweist die grandiose Aufnahme von Gershwins „Porgy and Bess“: ganz locker gleichsam „aus der Hüfte“ dirigiert, dabei zugleich demonstrierend, dass es sich bei dem Werk um eine genuine Oper handelt.
Auch Vielfalt kann eine Aura begründen. Müßig wäre es, alle Stationen, alle Orchester, auch Operntheater, aufzuzählen, denen das einstige Wunderkind Lorin Maazel durch seine Dirigierkunst Glanz verlieh. Mehr als vierhundert Konzerte mit dreißig führenden Orchestern in Amerika und Europa verzeichnete die Maazel-Statistik bereits zu Anfang der Sechziger. In Bayreuth leitete er Aufführungen von „Lohengrin“ und dem „Ring des Nibelungen“. Danach folgten die Wiener Philharmoniker, das Orchestre National des französischen Rundfunks, das London Philharmonic, das Cleveland Orchestra, das New York Philharmonic Orchestra. Das BR-Symphonieorchester erlebte unter seiner Direktion eine Hochblüte, ebenso die Münchner Philharmoniker, die sich mit Maazel aus der Celibidache-Bruckner-Monokultur befreiten.
Dass Lorin Maazel auch als Komponist hervortrat, verdient Beachtung. Es gelang ihm (als einem studierten Geiger) ein höchst effektvolles Violinkonzert. Doch war er immer der Ansicht, dass Dirigieren nicht eine Zusatzbeschäftigung für Soloinstrumentalisten, sondern ein zentraler Beruf sei. Am 13. Juli starb Lorin Maazel in New York an den Folgen einer Lungenentzündung. Er wurde vierundachtzig Jahre alt. [Gerhard Rohde]

Klavierunterricht als Passion
Zum Tod von Ruth-Iris Frey-Samlowski

Mehr als ein Jahrzehnt war die Pianistin und Musikpädagogin Ruth-Iris Frey-Samlowski als Autorin für die neue musikzeitung tätig. Vor wenigen Wochen erreichte die Redaktion die Nachricht, dass sie nach schwerer Krankheit verstorben ist. Aktuell und kompetent berichtete Frey-Samlowski für die nmz von Kongressen zur Musikermedizin, machte kritische Gänge über die Musikmesse Frankfurt, beschäftigte sich mit Neuheiten in der Klavierliteratur und den Tendenzen in der Instrumentaldidaktik. Sie war regelmäßige Teilnehmerin der „Saarbrücker Gespräche“ zur Klaviermethodik, eines Treffens internationaler Methodiker und Didaktiker unter der Leitung von Werner Müller-Bech. Als Dozentin für Musikpädagogik, Allgemeine Vokal- und Instrumentaldidaktik, Klaviermethodik und Musikwissenschaft war Frey-Samlowski stets unterwegs zwischen ihren Lehraufträgen an verschiedenen Musikhochschulen, darunter Stuttgart und Zürich, und fand darüber hinaus noch Zeit für das Ehrenamt im Deutschen Tonkünstlerverband. Wie ein roter Faden zog sich ihre Beschäftigung mit der un-
garischen Pianistin Margit Varró durch ihr Leben. Dies belegen etliche umfassende Aufsätze zum Schaffen Varrós in der neuen musikzeitung. 2012 erschien dann beim Schott Verlag in Mainz ihr Buch „Leben und Werk Margit Varrós – lebendiger Musikunterricht im internationalen Netzwerk“, das inzwischen als Klassiker gilt. Erinnerungsfeiern sind für den Herbst 2014 im Raum Frankfurt a.M., in Zürich und am Bodensee geplant.  ak

Die Macht der leisen Töne
Praemium Imperiale geht an Arvo Pärt

Arvo Pärt wird mit dem diesjährigen Praemium Imperiale geehrt. Der Komponist erhält den höchstdotierten Kunstpreis der Welt in der Kategorie Musik für seinen herausragenden Einfluss auf die zeitgenössische Musik, wie die Japan Art Association bekanntgab. Sein Werk zeichne sich durch eine mächtige spirituelle Aura aus, befand die Jury. Weltweit bewunderten Musiker verschiedenster Genres seine „einzigartigen Klangwelten“. Der Praemium Imperiale gilt als weltweit wichtigster Kunstpreis, vergleichbar dem Nobelpreis – er wird daher auch als „Nobelpreis der Künste“ bezeichnet.  Die Auszeichnung soll am 15. Oktober vom japanischen Prinzen Hitachi im Rahmen einer Zeremonie in Tokio übergeben werden.

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